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Judith

Judith

Titel: Judith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Schatten erfüllten Winkel. Ihr Gesicht verzerrte sich vor Haß. »Nur sie! «
    Jocelin folgte verwundert ihrem Blick, doch er konnte niemanden erkennen.
    »Komm raus, du kleine Schlampe! « zischte Lilian.
    Und dann sah Jocelin eine junge Frau. Sie ging mit schleppenden Schritten, gesenktem Kopf und hängenden Schultern.
    »Sieh uns an, du Hure! « befahl Lilian.
    Es waren die Augen der Frau, die Jocelin in einen magischen Bann zogen. Sie waren violett, und aus ihnen sprach die ganze Qual der Welt. Noch nie hatte er solche Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit gesehen.
    »Sie ist mir wie ein Hund auf den Fersen. Er will es so«, sagte Lilian, um seine Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken. »Ich habe schon versucht, sie umzubringen, aber Edmund hat sie gerettet. Wenn ich ihr was tue, läßt er mich büßen. Ich… «
    Lilian brach ab, als sie sah, daß ihr Mann auf sie zukam.
    Edmund Chatworth war klein und gedrungen und sehr fett. Tiefe Tränensäcke hingen unter seinen schläfrigblickenden Augen. Mit seinem teigigen Gesicht wirkte er wie ein Mensch ohne Verstand. Aber Lilian wußte, daß das täuschte.
    »Komm nachher zu mir«, raunte sie Jocelin noch zu, ehe er hastig die Halle verließ.
    »Dein Geschmack hat sich sehr verändert«, meinte Edmund grinsend. »Der sieht kaum so aus wie Gavin Montgomery. «
    Lilian sagte nichts. Sie war einen Monat verheiratet, und immer, wenn sie Edmund sah, erinnerte sie sich an den Morgen nach der Hochzeit. Die Hochzeitsnacht hatte sie allein verbracht.
    An dem Morgen hatte Edmund sie rufen lassen. Und er glich an diesem Tag nicht mehr dem Mann, den sie bis dahin gekannt hatte.
    »Du kannst von jetzt an damit aufhören, die Naive zu spielen«, sagte Edmund. »Du hast geglaubt, mich beherrschen und diesen Besitz an dich reißen zu können, nicht wahr? «
    »Ich… ich weiß nicht, was du meinst«, stammelte Lilian.
    »Ihr haltet mich alle für einen Narren. Deine tapferen Ritter, mit denen du es bis jetzt getrieben hast, halten mich für einen Feigling, weil ich nicht für den König in den Krieg ziehe. Aber was gehen mich anderer Leute Fehden an? «
    Lilian war sprachlos. Edmund schenkte sich Wein ein und nahm einen tiefen Schluck. Dann wandte er sich Lilian wieder zu.
    »Was meinst du, warum ich dich geheiratet habe? « Er gab ihr keine Gelegenheit zu einer Antwort. »Ich halte dich für die raffinierteste Frau in ganz England. Du hast sicherlich gedacht, daß ich so blind bin wie dein liebeskranker Gavin Montgomery. Willst du wissen, warum ich eine Schlampe wie dich, die es mit vielen Männern getrieben hat, geheiratet habe? «
    Lilian wollte aufstehen. Doch er stieß sie in den Stuhl zurück.
    »Montgomery wird sich bald fragen, warum er sich mit dir eingelassen hat. Er hat jetzt eine Frau, die das Blut jedes Mannes in Wallung bringen kann. «
    Lilian versuchte, ihm mit den Fingernägeln ins Gesicht zu fahren, aber er wehrte sie grob ab.
    »Dein Vater besitzt ein Stück Land, an dem mir sehr gelegen ist. Es liegt genau in der Mitte meines Besitzes. Er wollte es an den Earl of Weston verkaufen, der schon ein Feind meines Vaters war. Was meinst du, würde mit meinem Land geschehen, wenn Weston ein Stück genau in der Mitte gehört? Dort fließt ein Fluß. Er würde das Wasser umleiten, meine Äcker wären dann unbewässert, und meine Leute müßten verdursten. Dein Vater war zu dumm, zu merken, daß es mir nur um dieses Land geht. «
    Lilian konnte ihn nur anstarren. »Aber Edmund«, begann sie.
    »Schweig! « brüllte er sie an. »Ich habe dich die letzten Monate beobachten lassen und weiß, wie viele Männer du in dein Bett gelassen hast. Auch diesen Montgomery. Du hast dich ihm sogar bei seiner Hochzeit an den Hals geworfen. Ich weiß von der Szene im Garten. Selbstmord? Ausgerechnet du? Ha, da muß ich lachen. Weißt du, daß auch seine Frau alles beobachtet hat? Ich habe mich betrunken, damit ich nicht hörte, wie mich alle verspotteten! «
    »Edmund, ich… «
    »Ich habe dir gesagt, daß du den Mund halten sollst! Vergiß nicht, mir ging es nur um das Land. Dein Vater hat es mir versprochen, wenn du ihm einen Enkel schenkst. «
    Lilian lehnte sich im Stuhl zurück. Einen Enkel. Sie mußte sich ein Lachen verbeißen.
    Als sie vierzehn gewesen war, war sie schwanger geworden. Sie war zu einer alten Frau im Dorf gegangen und hatte sich das Kind nehmen lassen. Daran war sie beinahe verblutet.
    Sie hatte nicht die Absicht, ihren schönen Körper durch eine Schwangerschaft zu

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