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Judith

Judith

Titel: Judith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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ruinieren. Trotz all der Männer, die sie in den letzten Jahren gehabt hatte, war sie nie schwanger geworden. Und sie war sicher, daß der Eingriff damals daran schuld war, daß sie nie Kinder bekommen würde.
    Lilian wußte aber nun, daß ihre Zukunft an Edmunds Seite die Hölle sein würde.
    Eine Stunde später schlich sich Jocelin an den Wänden der Halle entlang. Die Zustände im Haus von Edmund Chatworth waren nahezu unerträglich.
    Die Dienstboten waren liederlich und unehrlich. Sie schienen sich vor ihrer Herrin und ihrem Herrn zu fürchten und verloren keine Zeit, Jocelin auch in die intimsten Dinge von Edmund und Lilian einzuweihen.
    Als Jocelin wissen wollte, warum Chatworth seine Frau so behandelte, zuckten die Leute nur die Achseln. Sie erklärten ihm, daß es etwas mit der Hochzeit der Revedoune-Erbin zu tun habe.
    Mehrmals hatten sie Chatworth schon schreien hören, daß er sich von ihr, Lilian, nicht zum Narren machen lasse. Und er hatte bereits drei Männer getötet, die die Liebhaber seiner Frau gewesen sein sollten.
    Man hatte Jocelin ausgelacht, als er ganz blaß geworden war. Wegen dieser düsteren Geschichten hatte er beschlossen, das Haus am nächsten Tag zu verlassen. Es war ihm zu gefährlich.
    Als er plötzlich ein Geräusch hörte, zuckte Jocelin heftig zusammen. Sein Herz fing an zu rasen. Doch dann erkannte er eine Frau, die leise vor sich hin weinte.
    Sofort ging er zu ihr, aber sie wich wie ein verschrecktes Tier vor ihm zurück. Es war Constance, die Frau, die Lilian so haßte.
    Jocelins Stimme klang sanft und beruhigend, als er sie ansprach. »Ich tue dir nichts. Sei ganz ruhig. « Er wollte ihr übers Haar streichen, aber sie streckte die Hände vor, als fürchte sie einen Schlag. Jocelins Herz quoll vor Mitleid über. Was hatte man ihr angetan, daß sie so furchtsam war?
    Er sah, wie sich ihr Gesicht vor Schmerz verzerrte und sie ihre Hand in die Seite preßte. Jocelin wollte sie beschützend in die Arme ziehen, aber sie zitterte vor Angst. Er wollte sie nicht drängen und ihr Zeit lassen. Und plötzlich lief sie so schnell fort, daß er sie aus den Augen verlor.
    Es war schon sehr spät, als er sich in Lilians Kammer schlich. Sie wartete schon ungeduldig. Sie kam ihm mit einer Leidenschaft entgegen, die Jocelin verwunderte.
    Als ihr Kuß so stürmisch wurde, daß sie sich an seinen Lippen festbiß, machte er sich unwillig aus ihren Armen frei.
    »Du willst mich verlassen? « fragte sie, und ihre Augen verengten sich. »Das haben schon andere versucht. « Sie lächelte, als sie sein Gesicht sah. »Ich ahne, daß du davon gehört hast. Wenn du ein guter Liebhaber bist, hast du nichts zu befürchten. «
    Jocelin gefiel ihre Art der Liebe nicht. Doch ihre Schönheit reizte ihn, wenn es auch eine kalte Schönheit war. Er tat alles, was Lilian verlangte, und er mußte feststellen, daß er bei ihr auf seine Kosten kam. Schließlich schob sie ihn von sich und befahl: »Geh jetzt! «
    Jocelin hatte Mitgefühl mit ihr. Lilian würde nie wissen, was echte Liebe war, denn sie war zu solchen Gefühlen nicht fähig.
    »Du hast mir gefallen«, sagte sie, als sie ihm die Tür öffnete. »Ich will dich morgen Wiedersehen«, fügte sie hinzu, ehe er ging.
    Du siehst mich nicht, wenn ich eine Möglichkeit zur Flucht Habe, dachte Jocelin, während er den dunklen Flur entlanghuschte.
    »He, du! « Eine Tür hatte sich geöffnet, und Edmund Chatworth stand mit einer Kerze in der Hand vor ihm. »Was hast du hier zu suchen? «
    Jocelin zuckte nur die Achseln. Chatworth starrte ihn an und dann die geschlossene Zimmertür seiner Frau. Zuerst schien es, als wollte er etwas fragen. Dann betrachtete er Jocelin noch einmal und neigte sich zu ihm hin.
    »Kannst du schweigen? «
    »Ja, Herr«, antwortete Jocelin ergeben.
    »Es geht aber um eine wichtige Sache. Und für dich springt ein Säckchen Gold dabei heraus, wenn du den Mund halten kannst. « Chatworth kniff die Augen zusammen. »Wenn nicht… dann bist du ein toter Mann. Komm mit! «
    Er winkte den jungen Sänger ins Zimmer. »Wer kann schon ahnen, daß ein paar lächerliche Schläge sie gleich umbringen«, meinte er und wies zum Bett.
    Jocelins Augen weiteten sich vor Entsetzen, als er Constanze auf dem Bett liegen sah. Ihr Gesicht war von Striemen entstellt. Die Kleider hingen ihr in Fetzen vom Leib. Ihre Haut war voller Kratzer und Schnitte; an Armen und Schultern sah man Blutergüsse.
    »Sie war noch so jung«, flüsterte Jocelin und sank neben dem Bett

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