Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
lediglich zu interessieren, ob er ein guter Lehrer sein würde. Und Professor Crawfords Worten konnte sie entnehmen, dass man von Dr. Favatier viel lernen konnte.
Julie entspannte sich und gab sich ganz dem Rhythmus der Musik hin, die der DJ erklingen ließ. Ihr gefiel die Dunkelheit im Club, von der sie umgeben war. Dies war eine der wenigen Gelegenheiten, in der sie sich ganz unbefangen fühlen konnte.
Sie ging abends selten aus, es sei denn, Kim, ihre beste und einzige Freundin, konnte sie überreden. Heute aber, um Richard einen besonderen Gefallen zu tun, hatte sie versprochen, zur Feier seines achtzehnten Geburtstages mit in den Nachtclub zu kommen.
„Du willst mich doch nicht wirklich dabeihaben“, hatte sie vor wenigen Tagen protestiert, als er sie eingeladen hatte. „Ich bin zu alt – ich werde dir nur den Abend verderben.“
Aber er hatte darauf bestanden. „Bitte, Julie. Meine Freunde finden es bestimmt ganz cool, wenn du kommst – du warst doch mal richtig berühmt und so. Und außerdem bist du doch gar nicht alt – nicht so richtig alt, meine ich.“
Julie hatte lachen müssen. Mit 26 Jahren war sie für Richard und seine Freunde eben doch schon ziemlich alt, und außerdem war sie nie wirklich berühmt gewesen. Doch schließlich hatte sie nachgegeben und versprochen zu kommen. Sie wusste, dass der heutige Abend für ihn sehr wichtig war.
Sie war Richard im St. Margaret Hospiz begegnet, wo ihre Mutter ihre letzten Lebenswochen verbracht hatte. Mit der Zeit hatte sie den freundlichen und immer fröhlichen Jungen sehr gut kennengelernt.
Richard hatte unter einer in der Kindheit auftretenden Art von Leukämie gelitten. Bevor er erkrankt war, war er sehr gerne Ski gefahren. An Tagen, an denen es ihm etwas besser ging, hatte er Julie überredet, ihn mit auf die Trockenskianlage außerhalb der Stadt mitzunehmen.
Vor Kurzem hatten er und seine Familie die seit Langem ersehnte Nachricht erhalten. Seine Erkrankung war in Remission, und am heutigen Abend sollte neben dem Geburtstag auch seine Genesung gefeiert werden.
Während Julie mit ihrem jungen Schützling tanzte, hatte sie plötzlich das merkwürdige Gefühl, beobachtet zu werden. Sie ließ ihren Blick durch den Raum schweifen und fuhr zusammen, als sie Dr. Favatier auf der Empore sah, seine Augen fest auf sie geheftet. Für einen kurzen Moment schauten sie sich direkt an, und Julie fühlte, wie ihre Welt erzitterte.
Seine Stirn legte sich in Falten, ehe er den Kopf langsam zur Seite drehte, als würde er jemanden in der Menge suchen.
Was tat er nur hier? Dies war der letzte Ort, an dem sie ihn erwartet hätte, und sie fragte sich, mit wem er wohl da war. Er sah in seinem Anzug und der Krawatte völlig fehl am Platze aus. Das war wohl kaum ein Outfit für die Tanzfläche. War er aus Versehen hier hereingeraten, weil er den Club für ein anderes, edleres Etablissement gehalten hatte?
Julie überlegte kurz, ob sie zu ihm hinübergehen und Hallo sagen sollte. Aus irgendeinem Grund fühlte sie sich jedoch zu schüchtern und verlegen, um ihn anzusprechen.
Als er sie das nächste Mal anschaute, winkte sie ihm stattdessen leicht zu, als ein Zeichen, dass sie ihn erkannt hatte. Sie konnte nur kurz sehen, wie er zurückwinkte, ehe Richard sie an der Schulter herumzog.
„Was ist denn da drüben los, Julie?“, rief er direkt in ihr Ohr und deutete mit dem Kinn auf eine Gruppe Tänzer, die aufgehört hatte, sich zur Musik zu bewegen. Einige standen auf Zehenspitzen und versuchten, in den hinteren Teil des Clubs zu blicken.
Die Musik setzte plötzlich aus, und in der Menge machte sich Unruhe breit. Irgendjemand rief etwas, und die Menschen reckten ihre Hälse, um zu sehen, was los war. Ein Feueralarm fing an zu schrillen. Über die Lautsprecher hörten sie die aufgeregte Stimme des DJs.
„Wir bitten alle Gäste, unverzüglich zum nächsten Ausgang zu gehen. Keine Panik. Bitte lassen Sie alle persönlichen Gegenstände zurück und gehen Sie so schnell wie möglich zum nächsten Ausgang.“
Julie nahm jetzt den schwachen, aber unverkennbaren Brandgeruch wahr. Erst war es einen Moment lang still, als ob niemand richtig glauben könnte, was gerade passiert. Und dann brach die Hölle los.
Die Menge kam in Bewegung, und die Leute fingen schubsend und drückend an, sich den Weg zum Ausgang zu bahnen. Julie wurde fast umgeworfen, konnte aber ihr Gleichgewicht wiederfinden.
Sie griff den Arm ihres Tanzpartners. „Richard“, rief sie mit
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