Julia Collection Band 09
leider schlechte Nachrichten, Morgan.“
Er schluckte nervös. „Was ist?“
„Curtis’ Freund Mitch Simpson wurde gestern Abend in Houston von einem Stier zertrampelt.“ Sie holte zitternd Luft. „Er ist ein paar Stunden später während der Operation gestorben.“
Morgan stöhnte entsetzt auf. Sekundenlang war er zu überwältigt von tiefer Trauer, um etwas zu sagen. Dann fragte er mit schwacher Stimme: „Wie geht es Curtis?“ Curtis und Mitch waren eng miteinander befreundet gewesen, seit sie sich in ihrem ersten Jahr auf dem College bei einem Rodeo für Anfänger kennengelernt hatten. Curtis musste völlig am Boden zerstört sein.
„Er nimmt es sehr schwer.“ Annies Stimme brach. „Aber er hilft Kaylee bei den Vorbereitungen für die Beerdigung und bei allen möglichen anderen Angelegenheiten, bevor er nach Hause kommt.“
„War Burt als Stierkämpfer mit in der Arena, als das passierte?“, fragte Morgan. Er konnte sich denken, dass sein Bruder sich dann die Schuld an Mitchs Tod geben würde, weil er das wütende Tier nicht von Mitch abgelenkt hatte.
„Nein.“ Annie seufzte. „Aber er fühlt sich schuldig, weil er nicht teilgenommen hat. Er sagt, wenn er da gewesen wäre, hätte er Mitch vielleicht retten können.“
Das überraschte Morgan nicht. „Fahrt ihr beide zur Beerdigung nach Oklahoma?“
„Ja, wir reisen morgen Früh ab.“
„Pass auf dich auf, Annie, und sag Burt, er soll vorsichtig fahren. Und sagt Kaylee bitte herzliches Beileid von mir.“
„Werden wir. Vergiss nicht, dich wieder zu melden, damit wir wissen, ob mit Samantha alles in Ordnung ist“, erinnerte sie ihn.
„Okay.“ Morgan unterbrach das Gespräch.
Er warf das Handy auf den Beifahrersitz und fuhr schneller weiter. Die Nachricht von Mitchs Tod hatte ihn daran erinnert, wie vergänglich das Leben war, und wenn Samantha oder dem Baby etwas zugestoßen war, würde er sich niemals verzeihen, dass er nach Denver gefahren war, statt bei ihr zu Hause zu bleiben.
Als er endlich neben dem Ranchhaus hielt und den Motor abstellte, hatte er den Sicherheitsgurt schon abgenommen und die Tür halb geöffnet. Er sprang aus dem Pick-up, lief zur hinteren Veranda und riss die Küchentür auf. Sie schlug mit lautem Krachen gegen die Wand, sodass das Fenster im oberen Teil der Tür in Stücke zersprang. Nichts konnte ihm im Augenblick gleichgültiger sein. Jetzt war allein wichtig, seine Frau und das Baby zu finden.
„Samantha?“, rief er.
Keine Antwort.
Schnell lief er zur Treppe und raste, zwei Stufen auf einmal nehmend, in den ersten Stock, wo er jedes Zimmer absuchte. Sie waren nirgendwo zu sehen.
Mit immer größerer Beklommenheit im Herzen lief er die Treppe wieder hinunter und ging durchs Wohnzimmer. Die Tür zu seinem Arbeitszimmer war geschlossen. Er hoffte, wie er noch nie etwas gehofft hatte in seinem Leben, dass Samantha nur eine Pause gemacht hatte von ihrer Arbeit und dem Baby die Brust gab, und dass sie nicht ans Telefon gegangen war, um Timmy nicht zu unterbrechen, oder dass sie ganz einfach eingeschlafen war.
Als er das Arbeitszimmer betrat, zog sich ihm der Magen vor Nervosität zusammen. Wo in aller Welt steckte sie nur?
Er war schon dabei, das Zimmer zu verlassen, als die nachmittägliche Sonne, die durchs Fenster schien, etwas auf seinem Schreibtisch zum Glitzern brachte. Morgan kam zögernd wieder herein. Sobald er den Gegenstand erkannte, stockte ihm der Atem.
Er zwang sich, noch näher zu gehen. Sein Herz setzte einen Schlag aus. Samanthas Ehering lag auf der Kaufoption für die Ranch ihres Großvaters.
10. KAPITEL
Samantha drückte ihren weinenden Sohn an die Brust und sah sich erschauernd im Wohnzimmer ihres Großvaters um. Wieder hinderten ihre Tränen sie daran, deutlich zu sehen, und sie versuchte sich an die letzte Nacht zu erinnern, die sie hier verbracht hatten – die Nacht, in der Morgan ihr geholfen hatte, ihr Baby zur Welt zu bringen.
Er war ihr Fels in der Brandung gewesen in jener Nacht, die Quelle ihrer Kraft und Sicherheit. Und sie hatte in ihrer Dummheit zugelassen, dass er diese Rolle für sie beibehielt, bis sie sich am Ende hoffnungslos in ihn verliebt hatte.
Sie atmete zitternd ein. Sie war von ihrem Vater und Chad zutiefst verletzt worden, aber beide Male war sie darüber hinweggekommen und hatte ihr Leben weitergelebt. Aber sie war nicht sicher, dass sie den Schock über Morgans Verrat überstehen würde.
Warum hatte sie sich eingeredet, dass er genauso war, wie er
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