JULIA COLLECTION Band 10
in Melbourne – abgespielt war und diese Rico erwähnte, fiel bei Dominique der Groschen. Rico!
Er hatte sie überprüfen lassen, nicht Charles. Darum war es auch in dem Bericht von letztem Samstag gegangen. Die Unterlagen hatten nichts mit irgendeinem Exmitarbeiter von Brandon Beer zu tun, sondern mit ihr.
Aber das erklärte auch nicht alles. Wenn es in diesem Bericht um sie gegangen war, warum hatte Charles dann bis Samstagabend gewartet, um ihn zu lesen? Bestimmt wäre er doch total neugierig gewesen. Es sei denn …
Es sei denn, er hatte schon gewusst, was darin stand, weil Rico ihm am Abend zuvor davon erzählt hatte. Deshalb war Charles auch in dieser düsteren Stimmung nach Hause gekommen, nicht weil er beim Pokern verloren, sondern weil er herausgefunden hatte, dass seine Frau eine kaltblütige Abzockerin war.
Während Dominique die Ereignisse von vergangenem Freitag unter diesem Aspekt Revue passieren ließ, wich ihr das Blut aus dem Gesicht. Was Charles da mit ihr getan und von ihr verlangt hatte, hatte sie damals aufregend gefunden. Jetzt ekelte es sie an und bestürzte sie. Während sie das Gesicht in den Händen barg, lief es ihr eiskalt den Rücken hinunter. Dabei hatte sie gedacht, Charles würde sie lieben, und sein Verlangen und seine Begierde rührten von dieser Liebe her. Doch sein Handeln hatte gar nichts damit zu tun. Er wurde von Hass und nicht von Liebe getrieben. Und von Rache!
Nun ergaben auch andere Merkwürdigkeiten einen Sinn: dass er seinen Kinderwunsch aufgeschoben hatte und sich neuerdings für ihre Vergangenheit interessierte. Er musste sie wirklich verabscheuen!
Andererseits … wenn das tatsächlich der Fall war, warum hatte er dann dieses Haus gekauft und ihr erlaubt, Rusty zu behalten? Nicht alles erklärte sich mit seinem vermeintlichen Wunsch nach Rache. Und in der vergangenen Woche war er ausgesprochen lieb zu ihr gewesen.
In ihr keimte Hoffnung auf. Vielleicht hatte sich seine Liebe gar nicht in Hass verwandelt, weil er Claudias Aussage mehr Gewicht beimaß als den Hetzparolen der anderen beiden. Und vielleicht war er am Ende zu dem Schluss gekommen, ihr noch eine Chance zu geben.
Die Hoffnung war stärker als alles andere, aber bevor sie sich ihr hingab, musste sie diesen Bericht finden. Erst wenn sie dessen Inhalt kannte, wüsste sie, wie sie sich verhalten sollte. Rasch stieg sie aus der Wanne und hüllte sich in ein Handtuch.
12. KAPITEL
Genervt blickte Rico auf sein Blatt. Heute Abend bekam er wirklich immer ganz üble Karten. Und es war unmöglich, überzeugend zu bluffen, wenn man nicht hin und wieder einen Stich machen konnte. Abgesehen davon wusste Renée jedes Mal, wenn er bluffte, egal was er für Karten hatte. Wie sie das machte, war ihm ein Rätsel.
„Ich bin draußen“, sagte er jetzt, schnitt ein Gesicht und warf die Karten auf den Tisch. Als gleich darauf sein Handy klingelte, blickten ihn seine Mitspieler irritiert an. „Wir haben uns doch darauf geeinigt, die Dinger auszumachen, wenn wir pokern“, meinte Renée spitz.
„Tut mir leid! Aber ich erwarte einen wichtigen Anruf“, sagte Rico, was komplett gelogen war. Er hatte einfach nur vergessen, das verdammte Ding abzustellen. In letzter Zeit vergaß er vieles, wenn er wusste, dass er Renée treffen würde. „Bei dieser Runde bin ich ja ohnehin ausgestiegen“, meinte er dann und stand auf. „Ich gehe rasch ins Bad, dann störe ich euch nicht weiter.“
Ganz gewiss würde er die anderen nicht zuhören lassen, wenn er versuchte, Leanne abzuwimmeln. Sonst würde Renée garantiert eine spitze Bemerkung darüber fallen lassen, dass man sich als Frau einfach nicht auf ihn verlassen konnte. Und Charles und Ali würden bestimmt nicht verstehen, dass er die völlig unkomplizierte Beziehung, die Leanne mit ihm haben wollte, nicht in vollen Zügen auskostete. Aber er hatte bei seinem zweiten Treffen mit ihr festgestellt, dass er dadurch nur noch mehr an Renée denken musste.
Bevor er sich an jenem Abend schließlich von Leanne verabschiedete, hatte er begriffen, dass er lieber eine Minute in Renées nervenaufreibender Gegenwart verbrachte als eine ganze Nacht mit Leanne. Deshalb sagte er ihr beim Abschied auch, dass es zwischen ihnen vorbei sei. Aber seitdem war sie schrecklich aufdringlich und konnte einfach nicht begreifen, dass ein Mann einmal nicht nach ihrer Pfeife tanzte.
„Rico!“, meldete er sich jetzt entsprechend kurz angebunden, als er das Gespräch entgegennahm.
„Lass Charles nicht
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