JULIA COLLECTION Band 11
unliebsamen Gefühlen überwältigt: Zorn, Verlegenheit, Groll, sogar ein Anflug von Hoffnung. „Sie haben recht. Sie stecken Ihre Nase wirklich in Angelegenheiten, die Sie nichts angehen.“
„Aber jemand muss etwas tun. Ich habe Val noch nie so erlebt. Selbst als sie nicht wusste, wovon sie ihre Rechnungen bezahlen sollte, hatte sie immer ein Leuchten in den Augen und meistens ein Lächeln parat. Jetzt macht sie sich nur noch Vorwürfe und vermisst Sie.“
Hochstimmung und Schuldgefühle stiegen gleichermaßen in ihm auf. Er redete sich ein, dass Valerie nicht ihn vermisste, sondern den geplatzten Traum von einem märchenhaften Happy End. „Sie hat keinen Grund, sich Vorwürfe zu machen.“
„Ihrer Ansicht nach schon, weil sie ihr Herz jahrlang gehütet und dann umsonst verschenkt hat.“
„Wir haben beide einen Fehler gemacht, nicht nur sie.“
„Aha. Ich frage mich nur, worin der Fehler besteht. Überhaupt erst was miteinander anzufangen oder es zu beenden?“
„Ich weiß ja nicht, was sie Ihnen alles erzählt hat, aber hier ist die Kurzfassung: Sie will heiraten, ich nicht. Ich habe es einmal versucht und jämmerlich versagt.“
„Damit stehen Sie nicht allein da. Ungefähr die Hälfte der geschiedenen Leute gibt auf und versucht es nie wieder – wie ich. Die andere Hälfte sucht sich einen neuen Partner und kämpft dafür, dass es beim zweiten Mal besser klappt. Valerie ist so eine Kämpfernatur.“
„Mag sein, aber ich bin es nicht.“
Gwyn lehnte sich auf dem Stuhl zurück. „Aha. Der große, harte Feuerwehrmann ist also ein Feigling. Wer hätte das gedacht?“
Ian schlug mit den Händen so hart auf den Schreibtisch, dass Cato erschrocken den Kopf hob. „Begreifen Sie denn nicht? Valerie verdient mehr, als ich ihr geben kann.“
„Aha, da liegt also das Problem. Sie haben Angst, dass die Leute denken, Sie wären wegen ihres Geldes mit ihr zusammen.“
„Was die Leute denken, ist mir egal.“
„Also haben Sie nur Angst zu versagen“, beharrte Gwyn. „Sie haben nichts aus Ihren Fehlern gelernt.“
„Ich habe gelernt, wo meine Grenzen sind.“
„Sie meinen, dass Sie gelernt haben, es nicht wieder zu versuchen.“ Gwyn seufzte. „Ich wette, dass man so etwas nicht bei der Feuerwehr lernt.“
„Gerade weil ich Feuerwehrmann bin, kann ich nicht das sein, was sie braucht.“
„Richtig. Feuerwehr ist wohl wie Priesterschaft. Nur dass es kein Zölibat gibt.“
„Ich glaube, Sie haben genug gesagt.“
„Nun gut. Zum Glück hat Val ihr Geld klüger investiert als ihre Gefühle.“ Gwyn stand auf und ging zur Tür. „Eines muss ich trotzdem noch sagen. Wenn Sie auch nur einen Funken Verstand haben, dann vertragen Sie sich schleunigst mit ihr und schleppen sie vor den Traualtar, bevor es ein anderer Glückspilz schafft, der ihr nur was vorheuchelt. Normalerweise würde ich mir keine Sorgen um Val machen, aber momentan ist sie verletzlich – dank Ihnen.“
Ian konnte nicht umhin nachzuhaken: „Geht sie denn mit jemand anderem?“
Sie grinste. „Nicht, dass ich wüsste. Aber ich habe gehört, dass Buddy in letzter Zeit wieder hinter ihr her ist, und dass er nicht der Einzige ist. Die Männer stehen nicht Schlange vor ihrer Tür, nur um sich die Haare schneiden zu lassen. Denken Sie mal darüber nach.“ Und damit ging sie zur Tür hinaus.
15. KAPITEL
Es war halb elf Uhr am Abend und immer noch brütend heiß und stickig. Der Sommer war mit voller Wucht über Texas hereingebrochen, mit Tagestemperaturen von über vierzig Grad. Und obwohl die Sonne bereits vor zwei Stunden untergegangen war, fühlte sich die Luft immer noch so an, als hätte jemand vergessen, den Backofen abzuschalten. Das war zumindest teilweise der Grund für den langsamen, schleppenden Schritt, mit dem Ian seinem Hund über den Bürgersteig folgte.
Er ging mit gesenktem Kopf, die Hände in den Jeanstaschen vergraben. Auch Cato schlich dahin, mit der Nase dicht am Pflaster und heraushängender Zunge. Der Spaziergang hatte bei beiden nichts Gutes bewirkt. Ian war nicht schläfriger und Cato nicht kühler geworden als zuvor.
Eine kalte Dusche wäre nicht schlecht, dachte Ian.
Wie auf diese Dusche bedacht, hob Cato plötzlich den Kopf und sprintete davon. Seufzend beschleunigte Ian den Schritt und pfiff das Tier zurück. Doch Cato gehorchte nicht, sondern lief durch den Garten zu Valeries Elternhaus und schnurstracks zur Veranda hinauf.
Insgeheim hoffte Ian seit Tagen auf eine derartige Gelegenheit. Mit
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