JULIA COLLECTION Band 11
klopfendem Herzen und zögerndem Schritt begab auch er sich auf die Veranda. Gwyn hatte recht. Er war wirklich ein Feigling. Sonst hätte er Val schon längst aufgesucht.
Sie saß mitten auf der Hollywoodschaukel, mit nackten Armen, Beinen und Füßen. Cato hatte vor ihr Platz genommen, und sie konzentrierte sich ganz darauf, ihn zu streicheln und mit leisen Worten zu begrüßen. Ian war jedoch überzeugt, dass sie seine Gegenwart genau spürte.
Nach einer Weile gab sie Cato einen letzten kleinen Klaps und lehnte sich zurück, während er zufrieden den Kopf auf die Pfoten legte.
Ian holte tief Luft und fand seine Stimme. „Darf ich mich setzen?“
Sie zuckte die Achseln und rutschte an ein Ende der Schaukel. Seine Stiefel klickten laut auf den Fliesen, als er zu ihr ging. Er sank auf das Polster. Valerie seufzte, sagte aber nichts. Auch er wusste nicht, was er sagen sollte. Also setzte er einfach die Schaukel in Bewegung, und Valerie hob die Füße auf das Polster.
Lange Zeit saßen sie so da. Allmählich kühlte sich die Luft ab. Ein seltsames Gefühl der Behaglichkeit, der Ruhe hüllte sie ein, und Ian verspürte zum ersten Mal seit fast drei Wochen einen inneren Frieden.
Plötzlich hörte er sich selbst sagen: „Ich habe dich vermisst.“
Valerie stellte die Füße wieder auf den Boden, aber sie floh nicht wie erwartet.
„Val, es tut mir leid. Ich habe es vermasselt. Ich war so auf mein Bedürfnis fixiert, mit dir zu schlafen, dass ich nicht … ich hatte einfach Angst, mit dir über die Zukunft zu reden. Ich hatte Angst, dass es uns auseinander bringen würde, und dann ist es trotzdem passiert. Aber ich muss einfach bei dir sein. Hier und jetzt, jederzeit, überall.“
Eine Weile lang blieb sie still sitzen. Und dann, zu seiner immensen Erleichterung, rutschte sie zu ihm hinüber. Zögernd breitete er einen Arm aus, und sie lehnte sich an ihn. Sie zog die Füße wieder hoch, und er legte den Arm um sie.
„Ich habe dich auch vermisst“, flüsterte sie.
Er atmete erleichtert auf und küsste sie ausgiebig. Seltsamerweise ging es dabei nicht um Sex – nicht nur, nicht mehr. Er wusste, dass sie nicht wieder mit ihm ins Bett gehen würde, zumindest noch nicht, und das war ganz okay.
Als er den Kopf wieder hob, hatte er zum ersten Mal seit Tagen das Gefühl, richtig durchatmen zu können. „Gwyn war bei mir“, eröffnete er.
„Wirklich?“
„Ja. Sie hat mich richtig zur Schnecke gemacht. Ich stimme nicht in allem mit ihr überein, aber in einigen Dingen muss ich ihr recht geben.“
„Was hat sie denn gesagt?“
„Das ist nicht so wichtig. Du sollst nur wissen, dass sie dich so sehr mag, dass sie ihre Nase in Angelegenheiten steckt, die sie eigentlich nichts angehen.“
Valerie schmunzelte „Sie hat dich echt aufgestachelt, wie?“
„Ja, aber sie hat das Herz auf dem rechten Fleck. Übrigens hat sie angedeutet, dass du die Erbschaft gut angelegt hast, und das freut mich. Wie hast du das Geld investiert?“
„Ich habe verschiedene Fonds eingerichtet für meine Mutter, Dillon und mich selbst“, erklärte sie. „Das ist besonders gut für Dillon. Seit ich ihm keine Vorschriften mehr mache, ist er seltsamerweise recht brav.“
„Niemand lässt sich gern bevormunden.“
„Und genau das hat Warren neulich mit dir versucht.“
„Er hat es gut gemeint. Er meint es immer gut, aber er kann nicht für mich Entscheidungen treffen, und es ärgert mich, dass er es versucht.“
Sie nickte bedächtig. „Und was willst du damit sagen? Dass du nicht wirklich gemeint hast, was du gesagt hast?“
„In dem Moment habe ich es so gemeint. Zumindest überwiegend.“
„Und inzwischen hast du es dir anders überlegt?“
„Ich weiß es nicht“, erwiderte er aufrichtig. „Ich weiß nur, dass ich ohne dich furchtbar unglücklich war. Ich brauche dich in meinem Leben, Val.“
„Und was bedeutet es, in deinem Leben zu sein?“
Er suchte nach den richtigen Worten. „Ich bin bereit, sämtliche Möglichkeiten zu erwägen, aber ich brauche Zeit, um sicher zu sein, dass es diesmal anders ist, dass ich diesmal besser damit klarkomme. Kannst du mir – uns – etwas Zeit geben?“
Lange blickte sie ihn nachdenklich an. Dann hob sie den Kopf und legte den Mund auf seinen. All die Spannung wich von ihm bei diesem Kuss. Er hatte doch nicht alles verdorben. Sie hatten immer noch die Chance zu einer ganz besonderen Beziehung.
Als der Kuss endete, hielten sie sich lange Zeit still in den Armen und genossen
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