JULIA COLLECTION Band 16
gedacht, aber dieses Mal hatte es weniger Tränen gegeben und mehr Fragen. Die Steckschlüssel waren Balsam für ihr verletztes Herz gewesen. Connor hatte bewiesen, dass er sie, die wahre Emma, entdeckt und ihr Aufmerksamkeit geschenkt hatte.
„Das ist doch etwas, oder?“, fragte sie sich laut.
„Selbstgespräche zu führen ist ein schlechtes Zeichen.“
Sie schnappte erschrocken nach Luft und drehte schnell den Kopf herum. „Connor? Was tust du hier?“
„Zunächst einmal frage ich mich, ob ich wohl auch ein bisschen Kaffee haben kann“, sagte er und kam von der Auffahrt durch die Gartenpforte zu ihr herein. Er trug Jeans und ein dunkelblaues T-Shirt, das sich eng um seinen muskulösen Oberkörper schmiegte.
Emma schluckte mühsam. Sie wünschte, sie hätte sich wenigstens die Zeit genommen, sich das Haar zu bürsten. Oder sich anzuziehen! Sie trug ihren Sommerpyjama, der aus einer Männerboxershorts und einem dunkelrosa T-Shirt mit Teddybären auf der Brust bestand. Emma zog unwillkürlich die Schultern zusammen und sah Connor finster an. „Du solltest doch nicht herkommen.“
„Ich musste kommen“, sagte er schlicht und nahm ihr den Kaffeebecher aus der Hand. Nachdem er einen Schluck genommen hatte, seufzte er zufrieden, lächelte und gab ihn ihr zurück. „Du bist wunderschön.“
„Ja, sicher.“
„Ich bin hier derjenige, der dich sehen kann, oder etwa nicht?“
Sein Blick ging in aller Ruhe über ihren Körper, und Emma spürte, wie ihr immer heißer wurde. Ihre Haut begann zu prickeln, ihr stockte der Atem, und ihr Herz klopfte wie eine Trommel bei einer Parade am 4. Juli. Sie riss sich mühsam zusammen und fragte: „Warum bist du hier?“
„Um dir etwas zu zeigen.“
„Noch mehr Steckschlüssel?“
Er lächelte, und Emmas Herz machte einen Sprung. „Haben sie dir gefallen?“
„Ja“, antwortete sie, und ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln. „Danke.“
„Gern geschehen.“ Er streckte eine Hand aus. „Und jetzt komm mit.“
„Connor, du brauchst nicht …“
Er nahm einfach wortlos ihre Hand und zog Emma mit einer Kraft auf die Füße, sodass sie an seine Brust flog. Er legte einen Arm um ihre Taille, um sie zu stützen, sah ihr in die Augen und sagte: „Vertraue mir nur dieses eine Mal, Emma. Willst du?“
Emma hätte in diesem Moment allem zugestimmt, was er von ihr verlangte. Sie spürte seinen wilden Herzschlag an ihrer Brust und war kurz davor, alle Vorsicht in den Wind zu schlagen. Aber so wundervoll es sich auch anfühlte, Connor wieder so nah zu sein, musste sie doch wenigstens versuchen, sich zu beschützen. Sie befreite sich aus seiner Umarmung und nickte. „Okay. Fünf Minuten. Dann gehe ich wieder hinein und du zurück nach Hause.“
Er lächelte und fuhr ihr mit einem Finger über die Wange. „Gut. Fünf Minuten.“
Wieder nahm er ihre Hand und zog sie hinter sich her durch den kleinen Garten und auf die Pforte zu. Ein hölzerner Gitterbogen erhob sich über der Gartenpforte, an dem eine dunkelblaue Trichterwinde ihren Duft und ihre Schönheit verströmte. Connor zog Emma unter dem Bogen hindurch und sagte: „Und jetzt mach die Augen zu.“
„Connor …“
„Du hast mir fünf Minuten versprochen, Emma.“
„Na schön.“ Sie schloss die Augen und stolperte, barfuß wie sie war, hinter ihm her. Das noch taufeuchte Gras unter ihren Füßen wurde zu Kieseln und dann zu dem bereits wärmer werdenden Asphalt ihrer Auffahrt. Emma klammerte sich an Connors Hand und sagte sich insgeheim, dass sie den Augenblick genießen sollte – das Gefühl seiner Hand in ihrer, die Freude, ihn als allererstes am Morgen zu sehen, das Leuchten seiner Augen und das warmherzige Lächeln.
Dann blieb er plötzlich stehen und rief: „Mach die Augen auf, Emma.“
Sie folgte seinem Wunsch und schnappte laut nach Luft. Ohne sich darüber bewusst zu sein, ließ sie seine Hand los und ging auf die riesige, zerbeulte, verrostete, völlig ruinierte 58er Corvette zu. Die rote Lackierung war an unzähligen Stellen abgeblättert, die Chromstoßstangen waren krumm, die Leder-sitze aufgesprungen, und an einigen Stellen quoll die Baumwollwatte hervor. Es war das wunderschönste Auto, das Emma je gesehen hatte.
Sie wirbelte fassungslos zu Connor herum. „Aber wie? Wie hast du Mrs. Harrison dazu gebracht, sich von Sonnys Wagen zu trennen?“
„Gefällt er dir?“
„Ob … Connor, du weißt, dass ich verrückt nach der Corvette bin.“ Sie sah über die Schulter zu dem Wagen
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