JULIA COLLECTION Band 16
sollte man würdevoll um seine Rechte kämpfen, wenn man nichts anderes am Leib trug als eine grüne Toga? „Benimm dich nicht wie eine unschuldige Jungfrau, der man sich gegen ihren Willen aufgezwungen hat. Du warst mehr als einverstanden. Und daran ist nur diese blödsinnige Wette schuld, die ihr vier eingegangen seid.“
Er stutzte. „Du weißt von der Wette?“
„Ja, das tue ich.“
Brian runzelte die Stirn. „Liam.“
„Genau.“
Er deutete anklagend mit einem Finger auf sie. „Du hast das Ganze also von vornherein so geplant. Du hast mich in meinem schwächsten Moment erwischt.“
Sie hob kühl die Augenbrauen. „Und was willst du damit sagen?“
Brian kochte inzwischen vor Wut. Er stemmte die Hände in die Hüften und starrte Tina gereizt an. „Du hättest es mir sagen müssen.“
Tina wich seinem Blick aus und gestand ihm zu, dass er ein bisschen recht haben könnte. „Vielleicht.“
„Nicht nur vielleicht, Baby.“
Tina zuckte zusammen. Seltsam, er hatte sie die ganze Nacht über „Baby“ genannt, und es hatte sexy und aufregend in ihren Ohren geklungen. Aber jetzt klang es nur kalt und abweisend. „Wenn ich es dir gesagt hätte, wärst du nicht einverstanden gewesen.“
„Aha!“, rief er triumphierend. „Du gibst es also zu!“
Tina seufzte und fröstelte plötzlich. Wie traurig es doch war, dass es mit ihnen so weit gekommen war. Wie traurig, dass von all dem Feuer und der Leidenschaft jetzt nichts mehr übrig war. „Brian, ich verlange nichts von dir.“
„Warum solltest du auch?“ Er ballte die Hände zu Fäusten und fuhr sich dann wieder mit einer hilflosen Geste durch das Haar. „Du hast schließlich schon bekommen, was du von mir wolltest.“
Von draußen drang das laute Dröhnen eines Jets zu ihnen herein, und Tinas Herz setzte erschrocken einen Schlag lang aus. Schon bald würde sie wieder zu Hause in Kalifornien sein, allein und mit nicht viel mehr als der Hoffnung, ein Kind zu erwarten, das Brian nicht haben wollte. Und Brian würde hier sein, seine Jets fliegen und sich bereitwillig in jede Gefahr stürzen, die sein Beruf mit sich brachte.
Tina hatte sich eingeredet, dass sie einfach herkommen und mit ihm schlafen könnte, um danach wieder fortzufahren, als wäre nichts geschehen. Aber in Wahrheit wusste sie, dass sie sich von Brian nie wirklich befreien würde. Er würde immer Teil ihres Lebens bleiben, ob er bei ihr war oder nicht. Es war kein Wunder, dass keiner von all den Männern, denen sie im Lauf der letzten fünf Jahre begegnet war, es geschafft hatte, ihr Herz zu erobern. Ihr Herz war nicht mehr frei. Es gehörte hierher, nach Baywater. Es gehörte ihrem Exmann. Wie sollte sie sich in einen anderen Mann verlieben, wenn sie immer noch Brian Reilly liebte?
Er schien zu spüren, wie deprimiert sie war, denn er klang nun eher bedauernd als wütend. „Verstehst du denn nicht, Tina? Ich will kein Wochenendvater sein.“
„Das brauchst du auch nicht, Brian“, sagte sie und fragte sich, ob er eine Ahnung hatte, welche Überwindung es sie kostete, diese Worte auszusprechen. „Ich erwarte nicht von dir, dass du die Vaterrolle einnimmst. Du kannst dich so viel oder so wenig um das Baby kümmern, wie du willst.“
„Ach, jetzt werde ich plötzlich doch gefragt?“, fragte er leise.
„Ja“, antwortete sie genauso leise. „Als ich sagte, dass du dir keine Sorgen zu machen brauchst, meinte ich es wirklich so. Wenn du es so willst, brauchst du nie wieder ein Wort an mich zu richten.“
„Einfach so.“
Tina gab inzwischen widerwillig zu, dass sie vielleicht doch einen Fehler gemacht hatte und Brian gegenüber unfair gewesen war. Aber sie würde ihre Würde wahren, was es sie auch kosten mochte. „Ja, Brian, einfach so. Schließlich sind fünf Jahre vergangen, hast du das vergessen? Und in all der Zeit haben wir vielleicht drei Mal miteinander gesprochen.“
„Das ist jetzt was ganz anderes“, fiel er gereizt ein. „Was zwischen dir und mir ist, ist eine Sache. Aber meine Beziehung zu einem Kind, das ich vielleicht gezeugt habe, kann man mit unserer Beziehung ja wohl nicht gleichsetzen. Glaubst du wirklich, ich könnte mein eigenes Kind aus meinem Leben ausschließen?“
„Das würde ganz bei dir liegen.“
„Herzlichen Dank“, sagte er sarkastisch.
Tina hasste die Situation und wünschte, sie hätten dieses Gespräch niemals begonnen. Sie hätte abwarten sollen, bis sie sicher war, ob es mit der Schwangerschaft überhaupt geklappt hatte,
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