JULIA COLLECTION Band 16
bevor sie Brian informierte.
„Es hat keinen Zweck, noch länger darüber zu reden“, sagte sie und wandte sich abrupt ab. „Ich gehe zurück ins Haus.“
„Ich denke, du hast dich ausgesperrt?“, meinte er eisig.
Tina hielt inne, eine Hand auf der Klinke. „Das war gelogen“, sagte sie ungerührt.
„Was du nicht sagst.“
Sein eiskalter Ton tat weh, und sie schloss einen Moment resigniert die Augen. „Es tut mir leid, dass du wütend auf mich bist, Brian.“ Sie sah ihm tapfer in die Augen, obwohl sie vor dem Zorn darin innerlich zurückwich. „Aber die letzte Nacht bedaure ich nicht. Und es wird mir auch nicht leidtun, wenn ich wirklich ein Baby von dir erwarte.“ Sie öffnete die Tür, drehte sich aber noch einmal zu ihm um. „Ich wünschte sehr, es würde dich nicht so stören.“
Dann ging sie hinaus und schloss die Tür leise hinter sich.
Brian stand reglos da, während die warmen Strahlen der Sonne durch das Fenster drangen und auf ihn fielen. Er spürte die Wärme nicht. Ihm war in seinem ganzen Leben noch nie so kalt gewesen.
9. KAPITEL
Später an diesem Morgen bewies Brian, dass er seinen Spitznamen Cowboy zu Recht erhalten hatte. Für jeden Piloten gab es bei den Marines ein Erkennungswort, das während der Flüge benutzt wurde. Seine Freunde waren bekannt als Bozo oder Cool oder Goliath. Brian hatte seinen Namen wegen seiner aggressiven Art zu fliegen verpasst bekommen. Nichts machte ihm größeren Spaß, als sein Flugzeug ins Trudeln zu versetzen oder Loopings zu vollführen. Normalerweise konnte er sich vollständig auf das Flugzeug konzentrieren und alles außer seiner Aufgabe aus seinen Gedanken verbannen. Es war auch sehr viel sicherer, an nichts als das Fliegen zu denken, wenn man mit Schallgeschwindigkeit über den Himmel raste.
Aber heute flog Tina mit ihm.
Sie saß neben ihm im engen Cockpit, sie war in seinem Blut und in seinen Gedanken, und sie loszuwerden, erwies sich als sehr viel schwieriger, als er gehofft hatte.
„Sie hat mich betrogen“, sagte er leise vor sich hin, immer noch fassungslos, dass seine Exfrau ihn in eine Falle gelockt hatte, um schwanger von ihm zu werden.
„Was?“ Die Stimme kam vom Sitz hinter ihm und gehörte zu seinem Radaroffizier Sam „Hollywood“ Holden.
„Nichts.“
„Okay, Captain“, sagte Hollywood, „wenn du meinst. Und wenn du jetzt endlich damit fertig bist, mich dazu zu verleiten, mich von meinem Frühstück zu trennen, können wir ja wohl den Vogel umdrehen und nach Hause zurückkehren, ja?“
Brian lachte. „Was ist los, Hollywood? Ist es gestern Abend spät geworden?“
„He“, erwiderte sein Freund schadenfroh, „nicht jeder hat sich zu einer blödsinnigen Wette hinreißen lassen.“
Brian stöhnte und starrte aus dem Fenster auf die vorbeirasenden Wolken. Es war einfach unmöglich, auf einer Militärbasis ein Geheimnis zu bewahren, zumindest nicht diese Art von Geheimnis. Man musste nicht befürchten, dass geheime Pläne weitergegeben wurden, aber jedermanns persönliche Probleme waren für alle ein gefundenes Fressen.
Ich hätte der Wette niemals zustimmen dürfen, sagte er sich nun schon zum x-ten Mal. Wenn er Liam gesagt hätte, dass er sich verziehen solle, wäre er nicht so schwach gewesen, als Tina auftauchte. Und er hätte niemals eine ganze Nacht damit zugebracht, von neuem ihren Körper zu erkunden. Andererseits war es ihm trotz der Umstände unmöglich, diese Nacht zu bereuen. Was allerdings nicht hieß, dass er ruhig zulassen würde, dass seine Kumpel ihn durch den Kakao zogen. „Und für diese unvorsichtige Bemerkung“, sagte er mit einem bösen Lachen und unternahm die nötigen Vorkehrungen, um den Jet zu drehen, „fliegen wir den ganzen Weg zur Basis in Rückenlage.“
„Mann, musst du sauer sein!“
„Ich habe alles falsch gemacht, was?“ Tina sah Muffin und Peaches an, die es sich auf ihrem Bett gemütlich gemacht hatten, als könnten sie ihr wirklich eine Antwort geben. „Ich kann allerdings nicht sagen, dass ich es bereue. Ich meine, deswegen bin ich schließlich hergekommen, nicht wahr?“
Peaches gähnte und rollte sich auf den Rücken.
Tina ging unruhig auf und ab. Das hatte sie früher schon getan, als sie noch ein junges Mädchen gewesen war. Wenn sie über die ernsten Probleme nachgrübelte, die sie damals beschäftigt hatten – würde sie jemals glattes Haar haben, würde sie je einen Freund kriegen, würde sie je eine gute Chemiearbeit schreiben –, war sie unruhig durch
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