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Julia Collection Band 21

Titel: Julia Collection Band 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNNE GRAHAM
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sich, und das ist schließlich das Wichtigste.
    Als sie draußen Motorengeräusch hörte, eilte sie zur Tür. Zu ihrer Verwunderung sah sie Manette Bonnard mit einem bunt verpackten Karton in der Hand den Weg entlangkommen.
    „Ich wollte mich für Ihre Freundlichkeit von gestern bedanken. Hoffentlich haben Sie nichts dagegen, dass ich ein kleines Geschenk für Ihren Sohn mitgebracht habe“, sagte die ältere Frau. „Könnte ich vielleicht kurz mit Ihnen reden, Mademoiselle?“
    Tabby nickte und bat die Besucherin lächelnd herein.
    „Ich habe gestern meine wahre Identität vor Ihnen verborgen, weil es mir peinlich war, zuzugeben, wer ich bin“, begann die Blondine nervös. „Mein Name ist nicht Manette Bonnard. Ich habe Sie belogen. Ich bin Matilde Laroche, Christiens Mutter.“
    Tabby entschlüpfte ein verblüffter Laut.
    „Ich war hergekommen, um Sie auszuspionieren“, fuhr Matilde errötend fort. „Ich fand, Sie hätten kein Recht, in diesem Haus zu sein. Außerdem hatte es mich geärgert, dass Sie damals mit meinem Sohn zusammen waren.“
    Tabby fragte sich, ob Mme. Laroche ahnte, dass Christien bei ihr übernachtet hatte, als sie das Haus zum ersten Mal besichtigt hatte, ganz zu schweigen von der vergangenen Nacht, die er ebenfalls hier verbracht hatte. Verlegen senkte sie den Blick und suchte vergeblich nach einer passenden Antwort.
    „Obwohl ich nichts über Sie wusste und Ihnen nie begegnet war, habe ich mir vor vier Jahren eingebildet, Sie zu hassen, weil … nun ja, weil Sie eben die waren, die Sie sind …“ Tränen schimmerten in Matildes Augen.
    Tabby ergriff besänftigend ihre Hand. „Ich verstehe … ich verstehe wirklich …“
    „Ich war verrückt vor Kummer, er fraß mich auf. Aber vielleicht hatte ich auch nur Angst, meinen Sohn ausgerechnet dann an eine junge Frau zu verlieren, wenn ich mich am allerwenigsten von ihm trennen mochte.“ Matilde seufzte. „Das ist natürlich keine Entschuldigung. Als ich gestern sah, wie jung Sie sind, war ich überrascht – allerdings war ich schockiert, als ich Ihren kleinen Jungen kennenlernte.“
    Christiens Mutter nahm ein Foto aus der Handtasche und reichte es Tabby. Es zeigte Christien als Fünf- oder Sechsjährigen.
    „Jake ist das Ebenbild seines Vaters“, sagte Matilde.
    Eingedenk des Geschenks, das Matilde Laroche mitgebracht hatte und der Bedeutung dieser Geste, lächelte Tabby. „Ja, das ist er.“
    „Ich schäme mich zutiefst für mein Benehmen. Es ist eine gerechte Strafe, dass mir mein Enkel fremd ist. Seit wann weiß Christien von Jake?“
    „Ich habe es ihm erst gestern Abend erzählt“, gestand Tabby reumütig.
    „Vor langer Zeit wollte meine Tante Solange mit mir über Sie und Christien reden, darüber, dass Unfälle passieren können, und wir verzeihen und unser Leben fortsetzen müssen, aber ich war zu verbohrt und voller Selbstmitleid, um ihr zuzuhören.“ Aufrichtige Reue spiegelte sich auf Matildes Zügen.
    Tabby forderte die ältere Frau auf, sich zu setzen.
    „Henri ist immer sehr schnell gefahren“, vertraute die Französin ihr an. „Viel zu schnell, um im Falle eines Unglücks anhalten zu können.“
    Tabby nahm all ihren Mut zusammen. „An jenem Abend hatte mein Vater beim Dinner einen lautstarken Streit mit meiner Stiefmutter. Sie stürmte aus dem Restaurant und kehrte im Taxi zum Bauernhaus zurück.“
    „Deshalb war also die Frau Ihres Vaters nicht im Unfallauto“, meinte Matilde kopfschüttelnd. „Ich habe mich immer darüber gewundert.“
    „Ich will Dad nicht reinwaschen, aber ich schwöre, dass ich ihn bis zu diesem Urlaub noch nie so viel habe trinken sehen. Dad hat sehr bald nach dem Tod meiner Mutter wieder geheiratet. In jenem Sommer war er sehr unglücklich. Er und meine Stiefmutter kamen nicht miteinander aus, und ich glaube, er hat sich dem Alkohol zugewandt, weil ihm dämmerte, dass seine zweite Ehe ein schrecklicher Fehler war.“
    „War er mit Ihrer Mutter glücklich?“
    „Sehr sogar.“ Tabbys Augen wurden feucht. „Sie haben viel geplaudert oder einander geneckt. Als sie starb, war er am Boden zerstört. Ich denke, er hat Lisa nur deshalb so überstürzt geheiratet, weil er einsam war und nicht zurechtkam.“
    „Mir ging es genauso nach Henris Tod.“ Matilde tätschelte Tabbys Hand. „Ich bin auch nicht zurechtgekommen, und seither hat die Trauer mein Leben bestimmt. Erst als ich Jake sah, begriff ich, dass ich meinen Liebsten viel Kummer bereitet habe, und das haben sie nicht

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