Julia Collection Band 26
nächsten Kuss wussten beide, dass Worte nicht mehr nötig waren.
Das Feuer wärmte den Raum. Draußen fiel lautlos der Schnee, und im Zimmer blinkten die Lichter am Weihnachtsbaum. Jetzt war die Zeit gekommen für Zärtlichkeiten und Umarmungen … und für die Liebe.
13. KAPITEL
Mitte Januar lag der Schnee noch immer wie eine weiße Decke auf den Dächern und in den Straßen von Hollydean, doch im Speisesaal des Hollydean Arms war es warm und hell, und das Restaurant war vom Lachen der fröhlichen Gäste erfüllt.
Charity, ihre beste Freundin Emma und ihre Stiefmutter Alice hatten Dutzende Kerzen in zauberhafte Kränze aus Efeu, weißen Chrysanthemen und roten Rosenknospen gestellt. Auf den steinernen Fensterbrettern und auf jedem Tisch flackerten Kerzenflammen und spiegelten sich in den zahlreichen Fenstern, die sich über drei Seiten des Saals hinzogen.
Die Gäste gehörten überwiegend der Gemeinde von St. Alban an, aber natürlich war auch Kanes Mutter unter ihnen. Sie wirkte sehr elegant und war sichtlich stolz. Annie war ebenfalls da, sie war allerdings eine Spur zu mager und zu blass, wenn auch schön in einem hellblauen Wollkleid, das von silbernen Fäden durchzogen war.
Reid hatte die Southern Cross nicht verlassen können, aber Tim war rechtzeitig sonnengebräunt von seinem Abenteuer auf See zurückgekehrt und sah im Anzug erstaunlich erwachsen aus.
Charity saß strahlend in einem bezaubernden langärmeligen Hochzeitskleid aus elfenbeinfarbenem Samt und mit dezentem Ausschnitt neben Kane. Die begehrteste Schneiderin von Hollydean hatte das Kleid in Rekordzeit genäht.
Heute war der große Tag – der Hochzeitstag.
Charitys Vater hatte die Trauung in St. Alban vollzogen, und Charitys glücklichster Traum war wahr geworden. Sie und ihr wundervoller, zärtlicher und leidenschaftlicher Geliebter erklärten ihre Liebe vor Gott und der Welt.
Von Pech, Unheil und betrüblichen Entwicklungen war keine Rede mehr. Der ganze Tag verging wie in einem Rausch von Glück. Kaum zu glauben, dass bereits gefeiert wurde.
Jack Houghton, der Schuldirektor und älteste Freund ihres Vaters, brachte einen Toast auf Braut und Bräutigam aus.
„Kane McKinnon ist ein ganz großartiger Knabe“, erklärte Jack. „Es heißt zwar, dass es unmöglich sei, gleichzeitig zu lieben und zu denken, aber ich möchte trotzdem behaupten, dass Kane beides geschafft hat. Ich bin sicher, alle Anwesenden werden mir recht geben. Ein Mann, der Charity Denham zur Frau nimmt, ist unzweifelhaft weise.“
Alle applaudierten, und Charity spürte, dass sie so rot wurde wie das Kleid, das Emma als Brautjungfer trug. Sie winkte ihren Freundinnen zu, die spontan pfiffen und jubelten.
„Allerdings hat der Bräutigam auch Charitys Herz erobert“, fuhr Jack fort. „Wer nun dieses liebe Mädchen kennt, weiß genau, dass Kane ganz sicher tiefe und bedingungslose Liebe gezeigt hat, sonst hätte sie niemals zugestimmt.“
Charity sah Kane liebevoll an. Bei jedem Blick auf ihn drohte ihr Herz stehen zu bleiben. Zärtlich berührte sie seine Hand, und er drückte ihre Finger.
Ihre Blicke trafen sich. Ach, du lieber Himmel! Er wirkte beunruhigt.
Was war los?
Sie hörte kaum noch den Rest von Jacks Ansprache und nahm nur vage wahr, dass die Gäste aufstanden und die Gläser erhoben.
„Auf Braut und Bräutigam!“, rief Jack. „Trinken wir auf Gesundheit, Reichtum und Glück! Trinken wir auf Charity und Kane!“
„Auf Charity und Kane!“, wiederholten alle Anwesenden und klatschten ohrenbetäubend.
Charity versuchte zu lächeln, sorgte sich jedoch um Kane. Und plötzlich begriff sie, dass er wegen der Antwort auf den Toast nervös war. Ja, das musste es sein. Weshalb hatte sie nicht schon früher daran gedacht? Wie hatte sie nur so gedankenlos sein können?
Sie hatte sich ausschließlich um die überstürzten Vorbereitungen gekümmert und dabei vergessen, dass Kane eine Rede halten musste. Jetzt erwarteten diese vielen Fremden seine Antwort auf Jacks geschliffene Ansprache.
Armer Kane! War er vorbereitet? Hatte er sich Notizen gemacht? Bestimmt würde er lieber im Busch der giftigsten Schlange oder einem wütenden Bullen begegnen, als vor so vielen Menschen zu sprechen. Doch jetzt war es zu spät, ihm zu helfen. Schon wurde er aufgefordert, eine Rede zu halten. Charity schickte rasch ein Stoßgebet zum Himmel, als er aufstand.
Kane stand steif wie ein Soldat neben ihr und blickte ernst in die erwartungsvollen Gesichter. Über dem
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