Julia Collection Band 26
du Champagner?“
„Ja, bitte.“
Bevor sie wusste, wie ihr geschah, hielt Annie ein Glas Champagner in der Hand. Dann stellte Harriet ihr eine Menge fremder Leute vor. Doch als neue Gäste eintrafen, musste sie sich um sie kümmern. Annie sah sich suchend nach Theo um, konnte ihn aber nirgendwo erblicken. Leider erinnerte sie sich auch nicht an die Namen der Leute, die Harriet ihr vorgestellt hatte.
Zu ihrer Rechten stand ein sympathisch aussehender Mann mit Bart. Als sie ihn anlächelte, nannte er ihr noch einmal seinen Namen, wofür sie sehr dankbar war.
„Sind Sie ein Mitglied der Fakultät?“, fragte er.
„Nein, ich bin ein Gast von Theo Grainger.“
Er nickte. „Was ist Ihr Gebiet?“
„Mein Gebiet?“ Eine Schrecksekunde lang verspürte sie nur Panik. Dann versuchte sie es mit einem Scherz. „Wie wäre es mit einer Koppel junger Ochsen? Zählt das auch?“
Er sah sie völlig verwirrt an.
„Bitte entschuldigen Sie, das war ein schlechter Scherz. Ich habe keine Fachrichtung, denn ich bin keine Studentin. Ich helfe zurzeit meinen Brüdern auf unserer Ranch in North Queensland.“
„Das ist ja faszinierend“, erwiderte er lächelnd.
Annie merkte überrascht, dass er es tatsächlich ernst meinte. Er war offensichtlich interessiert und erzählte ihr, dass er Ökologe war und gerade die Flüsse North Queenslands untersuchte.
Als Theo wieder zu ihnen stieß, waren sie in ein Gespräch darüber vertieft, welche Fische es im Star River gab. Sie unterhielten sich noch weiter, bis Theo sagte: „Leider muss ich Ihnen Annie jetzt entführen. Ich möchte ihr gern einige Mitglieder meiner Fakultät vorstellen.“
Diese Aussicht machte sie wieder ganz nervös. Bestimmt waren es Freunde von ihm. Was würden sie von ihr denken? Ihr Magen zog sich zusammen.
„Sind sie schrecklich intelligent?“, fragte sie.
Er lächelte. „Schrecklich.“
Oh, verdammt! Sie konnte sich an nichts mehr erinnern, was sie heute Morgen gelesen hatte.
Auf halbem Weg griff sie nach seiner Hand. „Ich habe Angst“, sagte sie.
„Das kann nicht sein, Annie. Du hast doch sonst keine Angst.“
„Wie kommst du darauf?“
„Ich habe gesehen, wie tapfer du warst, als du …“ Er verstummte plötzlich, hob ihre Hand an die Lippen und küsste sie – vor aller Augen. Sein Lächeln war so umwerfend, dass sie befürchtete, jeden Moment in Tränen auszubrechen.
„Sei einfach nur du selbst“, sagte er. „Dann werden dich alle lieben. Komm schon!“
Er führte sie zu einer Gruppe in der Ecke, stellte ihnen Annie vor und erklärte, dass sie aus North Queensland kam.
„Wie haben Sie unseren Theo kennengelernt?“, erkundigte eine große, sehr elegante Frau mit Namen Claudia.
Auf diese Frage war Annie nicht vorbereitet gewesen, doch Theo kam ihr zur Hilfe.
„Durch meinen Neffen Damien“, sagte er. „Die beiden haben sich im Internet über Philosophie unterhalten.“
„Studieren Sie auch Philosophie?“, fragte jemand anderer neugierig.
„Nein, ich … es fasziniert mich zwar, aber ich glaube, ich würde tausend Jahre brauchen, um Aristoteles zu verstehen.“
„Was macht Damien denn so?“, wollte ein Mann namens Rex wissen.
„Viel Unsinn, wie immer“, erwiderte Theo stirnrunzelnd.
„Es würde ihm bestimmt guttun, mal ein halbes Jahr lang als Viehtreiber zu arbeiten“, meinte Annie, und zu ihrer Erleichterung stimmten die anderen ihr zu.
In diesem Moment wurde ein Tablett mit geräucherten Austern herumgereicht.
„Dieses Kleid steht Ihnen wundervoll, Annie“, sagte eine Frau aus der Gruppe.
„Ich frage mich schon die ganze Zeit, wie man die Farbe nennt“, bemerkte Claudia, irgendwie gar nicht freundlich.
Irgendetwas an Claudia verunsicherte Annie. Und ihre Bemerkung war ein Schuss vor den Bug gewesen. Doch sie schlug zurück. „Die Verkäuferin meinte, es sei hautfarben.“
Rex lachte leise. „Hautfarben, das gefällt mir. Wie immer man es auch nennen mag, die Farbe sollte überall zur Pflicht gemacht werden.“
Claudia verdrehte die Augen und kniff verächtlich die Lippen zusammen.
Annie hoffte sehr, dass jemand das Thema wechseln würde. Bestimmt unterhielten sich diese Leute normalerweise über tiefgründigere Dinge.
„Wie kommen Sie mit dem Leben in der Stadt zurecht?“, fragte Claudia mit einem gönnerhaften Lächeln.
„Ganz gut, danke. Ich liebe es hier.“
„Vermissen Sie nicht die Weite des Landes und die frische Luft?“
„Nein, das kann ich nicht behaupten. Ich vermisse meine
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