Julia Collection Band 63
sich in der Gegenwart des anderen beide unwohl. Es war fast so, als wären sie wütend aufeinander, als gäben sie sich gegenseitig die Schuld daran, dass Carole und Jeff monatelang hinter ihrem Rücken eine Affäre gehabt hatten.
Vielleicht, aber nur vielleicht, würden sie irgendwann wieder Freunde sein können.
4. KAPITEL
Obwohl es nur wenige Meilen waren, kam Gabe der Heimweg heute sehr lang vor. Außerdem erschien ihm sein Haus merkwürdig kalt und dunkel, als er dort ankam. Er fragte sich, warum er sich plötzlich so einsam fühlte. Vielleicht, weil seine beiden besten Freunde verheiratet waren? Immerhin waren Cal und Owen heute Nacht nicht allein. Sie hatten beide ihre Frauen neben sich im warmen Bett. Gabe fühlte einen ungewohnten Anflug von Neid.
„Hattest du heute viel Spaß auf der Hochzeit, Daddy?“
„Ja, Kate, das hatte ich.“ Er löste seine Krawatte und hängte sie zusammen mit seinem Jackett über die Lehne des Küchenstuhls.
„Du hast sehr gut ausgesehen“, sagte sie und kam auf ihn zu, um ihn zu umarmen.
„Bitte versprich mir, nicht erwachsen zu werden“, flüsterte er und küsste sie auf die Stirn.
Sie kicherte. „Aber das muss ich doch, damit ich endlich einen Freund haben kann und du dir Sorgen machen musst, wenn ich abends mit ihm ausgehe.“
„Na, hör mal, das ist nicht nett von dir, einen alten Mann so auf den Arm zu nehmen.“
„Du bist nicht alt“, widersprach Kate und löste sich aus seiner Umarmung. „Du hast mit Mrs Moore getanzt.“
„Ja.“ Er würde nicht so schnell vergessen können, wie gut sich Maggie in seinen Armen angefühlt hatte. Nie zuvor hatte er mit ihr getanzt. Oder vielleicht doch? Damals beim Schulball? „Ich habe auch mit Ella Bliss getanzt.“
Kate nahm eine Flasche Orangensaft aus dem Kühlschrank. „Georgie mag Miss Bliss, aber ich finde sie ein bisschen unheimlich.“
„Ich auch“, murmelte Gabe. Kate musste wieder lachen. Sie hatte ja keine Ahnung, wie ernst es ihm war.
Etwas später, als die Kinder vor dem Fernseher saßen und sich einen Film ansahen, zog Gabe seine alte warme Jacke an und ging zum Stall, um nach den Pferden zu sehen. Auf seine Mitarbeiter konnte er sich hundertprozentig verlassen, dennoch machte Gabe abends gern noch einen Rundgang über die Ranch. Und heute Abend fühlte er sich irgendwie rastlos, angespannt und gar nicht wie sonst.
Daran waren nur diese Bliss-Schwestern und ihre merkwürdigen Freundinnen schuld. Maggie würde gegen sie überhaupt keine Chance haben. Sie war eine schöne Frau, noch dazu klug und charmant. Und wahrscheinlich einsam. Leichte Beute für jeden Mann, der ihr ein zuverlässiges Fahrzeug besorgen konnte und sie aus dieser „heruntergekommenen Bruchbude“ holen würde, wie Ella Bliss es nannte.
Ein Wunder, dass Maggie die Farm nicht schon längst aufgegeben hatte. Aber wenn er es recht bedachte, hatte sie immer schon sehr daran gehangen. Sie hatte sie von ihren Großeltern geerbt. Vermutlich war sie immer noch hoch mit Hypotheken belastet.
Es war nie eine profitable Farm gewesen. Dafür war sie zu klein. Die Ranch der Browns hingegen war ein riesiges Anwesen mit weitläufigen Ländereien und großen Rinderherden. Seine eigene war immerhin ein gut laufender Familienbetrieb. Doch Maggies Haus befand sich in einem Zustand, dass die Leute sich unwillkürlich fragten, wie um Himmels willen man in so einem alten Kasten wohnen konnte. Gabe konnte sich nicht vorstellen, dass der Antiquitätenladen in ihrer Scheune viele Kunden anziehen konnte, abgesehen von ein paar Touristen, die sich im Sommer in die Gegend verirrten. Er fragte sich, wie Maggie es schaffte, damit den Lebensunterhalt für sich und ihre Kinder zu verdienen.
Aber vielleicht würde er ihr helfen können. Er hatte mehrere alte Schuppen, die voll von altem Plunder waren. Maggie könnte sie entrümpeln, und wenn es ihr gelingen würde, etwas von dem Zeug zu verkaufen, wäre es umso besser für sie.
Warum war ihm das nicht schon viel früher eingefallen?
„Wie wäre es, wenn wir in den nächsten Sommerferien nach Brimfield fahren würden?“, schlug Tante Nona vor, als sie von ihrer Sonntagszeitung aufblickte. „Wir könnten mit den Kindern auf dem Campingplatz wohnen. Dann leihen wir uns einen Lkw, laden dein ganzes Zeug ein und mieten einen Verkaufsstand.“
„Brimfield?“ Der Ort in Massachusetts war berühmt für seinen riesigen Floh- und Antikmarkt. „Ist das nicht ein bisschen sehr weit weg?“
„Du hast dir in
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