Julia Extra 360
Zander betrachtete sie unbefangen, war sichtlich entzückt von ihr. Und ein ganz Schlimmer war er außerdem, denn er sah keinen Hinderungsgrund darin, dass sie die Beine zusammenpresste, um nicht wieder verführt zu werden.
Willkommen, wenn auch uneingeladen, glitten seine Finger in sie hinein. Seine Schönheit vor Augen, konnte sie nicht Nein sagen, wollte sie nicht Nein sagen und gab schweigend ihre Einwilligung.
Er brachte sie so leicht zum Höhepunkt.
Fast zu leicht. Es war ein beschämendes Gefühl, dass Zander sie nach Belieben erregen konnte. Selbst wenn es ausgeschlossen war, sie wünschte sich mehr: sein Herz. Sie würde daran kaputtgehen, seine Geliebte zu sein.
„Nein.“ Schon hatte sie nach ihm gegriffen, doch sie zog die Hand zurück. „Du kennst mich nicht.“ Charlotte dachte an ihr schwieriges Leben zu Hause in London.
„Ich brauche dich nicht zu kennen.“
Das klang gefühllos, aber für ihn war es so.
Sich einmal, vielleicht zweimal im Monat aufstylen und in ein tolles Hotel fliehen.
Einen kleinen Platz in seinem Leben einnehmen.
Ihr wurde klar, wie unglaublich grausam es wäre. Zander bot ihr keinen Ausweg, sondern ein Gefängnis. Weil Gefühle sie gefangen halten würden, die sie nicht zeigen durfte.
„Nein.“ Sie war völlig ehrlich. „Ich will mehr.“
„Mehr kann es nicht geben.“
„Es muss mehr geben.“
„Wir sind uns am Wochenende zum ersten Mal begegnet. Ist es nicht ein bisschen früh, für immer zu fordern?“, fragte Zander.
„Das meine ich nicht.“
„Was dann? Ich biete dir die Möglichkeit, uns näher kennenzulernen und den Loyalitätskonflikt loszuwerden, den du als Nicos Angestellte hast. Ich teile keine Ringe aus, Charlotte. Was ich dir jetzt anbiete, ist alles, was ich dir jemals geben werde.“
Ganz offen warnte Zander sie, dass er ihr das Herz brechen würde. Es machte die endgültige Entscheidung nicht weniger qualvoll, aber es erleichterte sie ihr.
„Dann schwebe ich lieber über den Wolken, glaube weiter daran, dass eines Tages …“
„Ein Besserer kommt.“ Zander spielte seinen Trumpf aus.
Und er war wohl der einzige Mann, der diesen Trumpf jemals ausspielen konnte, weil er sie im Bett bis auf den Gipfel getrieben und ihr die geheimsten Winkeln ihrer Seele gezeigt hatte. Er war so wundervoll, so schön, er war der Beste, und es brachte Charlotte fast um, stark zu bleiben.
„Vielleicht kommt einer.“
„Du wirst rot, wenn du lügst. Was wir haben, ist das Beste. Besser geht nicht, und du weißt es.“
„Behältst du das Alleinrecht?“
„Natürlich.“
„Gilt das auch umgekehrt?“, fragte Charlotte und beobachtete, wie er spöttisch das Gesicht verzog.
Lieber lebte sie ganz ohne ihn, als ihn mit anderen Frauen zu teilen. Und sie würde dieses unsinnige Gespräch nicht fortsetzen.
„Würdest du mich jetzt bitte zurückfahren?“
Sie stand auf. Um sie herum drehte sich alles, ihr zitterten die Hände, und es schien zu schwierig zu sein, einen Bikini anzuziehen. Deshalb flüchtete sie unter Deck, wo sie die neuen Sachen aus ihrer neuen Tasche anzog und in ihrem Innersten wieder davon zu träumen begann, dass das Leben eines Tages anders sein würde.
Dass der Richtige irgendwo auf sie wartete.
Von solchen Träumen wollte Zander offensichtlich nichts wissen, denn als sich Charlotte auf ein Bett setzte, hörte sie den Motor, spürte sie die Bewegung des Boots.
Zander fuhr die Jacht an Lathira vorbei, der Insel, auf der Nico groß geworden war, und nahm dann Kurs auf Xanos. Die Hölle auf Erden. Die Insel, die Zander gehasst hatte. Jetzt sah er sie mit anderen Augen.
Er sah den Strand, an dem er Charlotte getroffen hatte, an dem sie spazieren gegangen waren und geredet hatten.
Er sah den Balkon des Hotels, wo sie sich geküsst hatten.
Er sah neue Bilder, die Charlotte geschaffen hatte.
In der Annahme, dass sie es aushalten konnte, hatte er ihr wehgetan. Weil er selbst keine besaß, hatte er ihre Unschuld nicht erkannt. Er hatte noch mehr Menschen wehgetan, indem er den Küstenstrich ohne Rücksicht auf seine Geschichte und die Bewohner verwandelt hatte.
Zum ersten Mal stellte sich Zander eine Zukunft vor, die nicht durch seine Vergangenheit und sein Streben nach Rache belastet war. Eine Zukunft, in der er mit Charlotte zusammen sein konnte.
Vielleicht war Vertrauen möglich.
Jemand, der für ihn da war, der ihn nicht im Stich ließ.
Er musste nachdenken, wieder festes Land unter den Füßen haben, allein in seiner Suite
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