Julia Extra Band 0193
an sie gewöhnen. Aber es besteht durchaus die Möglichkeit, dass daraus eine dauernde Beziehung wird.” Sie seufzte. “Und mit vier Kindern zwischen uns werden wir Ihre Hilfe brauchen.”
“Ja, das sehe ich auch so. Aber ich werde sehr bald nach London zurückkehren.” Zoë füllte neue Chips in eine Schüssel und beeilte sich, wieder in das andere Zimmer zu gelangen und der unerfreulichen Konversation ein Ende zu bereiten.
Sie kam gerade dazu, als Clara einen Fuß ausstreckte und Kyle ein Bein stellte. Der Junge fiel der Länge nach mit einem dumpfen Schlag auf den Teppich. Eine Sekunde lang blieb er regungslos liegen, dann fing er an zu weinen. Zoë stellte das Tablett ab und half ihm beim Aufstehen. “Bist du okay?”, fragte sie.
“Clara hat ihm ein Bein gestellt”, jammerte Alice.
“Nein, das habe ich nicht”, bestritt Clara, eine Hand auf die Hüfte gestützt. “Er rannte herum wie ein Baby und fiel hin.”
Zoë hielt es für das Beste, den Vorfall zu ignorieren. Sie fragte nur Kyle, wo es wehtat und ob er sich den Kopf gestoßen hatte.
“Nein, nur die Knie tun weh.”
Zoë rieb sie ein wenig, und als sie ihn fragte, ob er sich danach besser fühlte, nickte er.
In diesem Augenblick kam Sally hinzu und fragte: “Was geht hier vor?”
“Sie sagen, ich hätte Kyle ein Bein gestellt, aber das stimmt nicht”, sagte Clara.
“Also wirklich, Kyle!”, wandte sich Sally an den Jungen, “das geht zu weit. Du solltest dich bei Clara entschuldigen.”
“Das tue ich nicht.”
“Was wohl dein Vater dazu sagt, wenn er erfährt, was du für ein garstiges Kind bist.”
Zoë klopfte Kyle beruhigend auf die Schulter. “Wir sollten doch keine Affäre daraus machen”, sagte sie. “Es ist doch gar nichts passiert. Jetzt trinken wir alle zusammen eine Limonade und schneiden den Kuchen an.”
“Ich will keinen Kuchen, er sieht schrecklich aus”, maulte Clara. “Mein Geburtstagskuchen vorigen Monat war viel schöner.”
“Stimmt nicht”, fuhr Kyle ihr über den Mund. “Diesen Kuchen hat Zoë gebacken, und er ist sehr gut geraten.”
“Hört endlich auf zu streiten”, flehte Zoë. “Kommt mit mir in die Küche, und wir trinken Limonade.”
“Kyles Benehmen ist unakzeptabel”, fing Sally wieder an zu streiten. “Was der Junge braucht, ist eine Mutter, die ihn erzieht.”
“Aus Gründen der Fairness muss ich Kyle in Schutz nehmen. Clara hat dem Jungen tatsächlich ein Bein gestellt”, sagte Zoë.
“Das glaube ich nicht”, widersprach Sally, doch ehe das Gespräch sich weiter zuspitzte, kam ein Kind angelaufen und rief: “Das Badezimmer ist überflutet. Es ist überall nass.”
Jetzt erschien auch Callum auf der Bildfläche. “Was ist hier los?”, fragte er, als er Sallys böse Miene sah. “Und was ist mit dem Badezimmer?”
“Hoffentlich hat es nichts mit dem Heizkörper zu tun”, sagte Zoë kleinlaut.
“Ich habe ja gesagt, Sie hätten den Heizkörper mir überlassen sollen”, wies Callum sie zurecht. Gereizt ging er aus der Küche, gefolgt von Sally, die zufrieden lächelte, während Kyle auf Zoë zuging und sie stumm umarmte.
“Nur eine kurze Bemerkung”, sagte Sally zu Callum und legte ihm eine Hand auf den Arm. “Ich weiß nicht, wie ich mich richtig ausdrücken soll, aber Zoë ist sehr grob mit den Kindern umgegangen. Sie hat überhaupt keine Geduld.”
“Das sieht Zoë gar nicht ähnlich.”
“Ich sage nur, was ich beobachtet habe. Sie ist auch grob mit mir und Clara gewesen.”
Callum runzelte die Stirn. “Ich finde, es ist nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu sprechen.”
“Willst du damit sagen, dass du mir nicht glaubst?”, fragte Sally.
“Wir werden später darüber reden”, antwortete er, denn inzwischen war Alice dazugekommen und hörte genau hin, was die Erwachsenen sagten.
Als Zoë in der Küche damit beschäftigt war, die Kerzen in Alices Geburtstagskuchen zu stecken, sah sie, wie Sally und ihre Kinder ihre Mäntel nahmen und ohne Abschiedsgruß das Haus verließen. Niemand vermisste sie, zumal kurz darauf Callums Mutter und Mark erschienen, die von Alice stürmisch begrüßt wurden.
“Es ist die schönste Party von allen”, rief Alice begeistert. “Ich habe ein Puppenhaus bekommen. Zoë hat das Haus überflutet, und Sally hat gesagt, dass Zoë grob zu ihr gewesen ist. Ich habe genau gehört, wie sie das zu Daddy gesagt hat.”
“Wirklich?” Ellen und Mark sahen zu Zoë hinüber, die sich sichtlich unbehaglich
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