JULIA EXTRA BAND 0263
gegenüber schüttelte Rowena Madison ablehnend den Kopf, und er sagte: „Sie müssen nicht auf mich warten. Ich weiß, dass Sie Arbeit zu erledigen haben.“
Nachdem sie gegangen war, saß er noch weit länger über seinem Kaffee als gewöhnlich.
Roxanna sah Gino den ganzen Nachmittag nicht mehr. Er hatte sich in seinem Büro vergraben und arbeitete.
Rowie hatte ihr per Telefon Anweisungen gegeben, wie sie die drei Gärtner instruieren sollte und ihr zudem geraten: „Mach dir die Hände schmutzig, denn das tue ich auch immer!“ Also tat Rox wie geheißen, arbeitete bis fünf, bis die Schatten immer länger wurden, und ging dann ins Haus zurück. Ihr war kalt, und sie fühlte sich müde und schmutzig. Aber auf gute Art schmutzig. Wie Rowie immer sagte: „Es ist nur guter, sauberer Dreck.“
Die Dusche war wunderbar. Sie reinigte jede Pore und entspannte Roxannas Muskeln. Als sie danach jedoch mit einem Handtuch um den Körper vor dem großen, altmodischen Kleiderschrank stand, wusste sie nicht, was sie anziehen sollte. In Rowies Kleidern fühlte sie sich nie ganz wohl, und das lag nicht nur daran, dass sie an ihr etwas enger saßen.
Schließlich entschied sie sich für eine schwarze Hose, die sie mit einem roten Blazer kombinierte, den sie zuknöpfte. Darunter trug sie nichts weiter als ihren BH.
Rowie hätte das niemals getan. Aber Rox hatte heute schon den ganzen Tag ziemlich erfolgreich ihre Schwester gemimt – es war an der Zeit, dass sie ein wenig entspannen durfte.
Gino hatte offensichtlich dieselbe Idee gehabt, denn als er sie die Treppe herunterkommen hörte, rief er aus dem großen, gemütlichen Zimmer, in dem sie an diesem Morgen ihr spätes Frühstück eingenommen hatte, zu ihr herüber. „Rowena?“
„Ja?“ Sie war bereits daran gewöhnt, auf den Vornamen ihrer Schwester zu reagieren und auch auf Dr. Madison, wie Gino sie an diesem Tag mehrfach genannt hatte.
Er tauchte im Türrahmen auf. „Möchten Sie etwas trinken? Ich wollte Pia baden, aber Maria hat gefragt, ob sie das tun dürfte, also …“
Er hielt eine Flasche Champagner hoch, was rückblickend ein paar Alarmglocken hätte aktivieren sollen, doch wann hatte Roxanna jemals auf so etwas gehört?
„Champagner ist großartig“, antwortete sie.
Ein plötzliches Funkeln trat in Ginos Augen, was sie falsch interpretierteund ihn daraufhin anlächelte. Ja, er hatte vollkommen recht, es war ein anstrengender Tag gewesen, und deshalb würde es ihr guttun, ein wenig zu relaxen. Hmm … sie konnte die prickelnde Flüssigkeit bereits auf der Zunge spüren.
Es war ein sehr teurer Champagner. Musste es sein, oder andernfalls war ihr Magen leerer als sie gedacht hatte, denn das halbe Glas stieg ihr sofort zu Kopf. Gino legte Musik auf.
Oper.
Tosca.
Gesungen von Maria Callas und Giuseppe Di Stefano.
Rox liebte diese spezielle Aufnahme, und Gino schien ihren Musikgeschmack zu teilen, ihre Begeisterung für die herrlichen Emotionen, die in der Oper erzeugt wurden. Er war in seine Führungsrolle ganz offensichtlich hineingeboren, seine Stärke schien unübersehbar, dennoch hatte auch er eine verletzliche Seite an sich, die sich in seinem Umgang mit Pia deutlich zeigte. Rox mochte diese Mischung und die Tatsache, dass er sie immer wieder überraschte.
Um ehrlich zu sein … er war wirklich ganz süß.
Sein Lächeln wirkte irgendwie besonders, so warm und dunkel und … hmm.
Das war der beste Champagner, den sie je getrunken hatte.
Allerdings nahm er ihr gerade das Glas aus der Hand. „Ich möchte nicht, dass Sie das verschütten.“ Seine Stimme klang tief, heiser, sexy und geheimnisvoll. Er schaute ihr tief in die Augen, und plötzlich spürte sie seinen Arm, den er um ihre Taille legte. Er zog sie an seine Brust. Sie atmete seinen verführerischen Duft ein – eine Mischung aus Aftershave, Kaffee, Champagner und männlicher Haut.
Sie konnte kaum glauben, dass dies wirklich geschah oder dass sie es tatsächlich so sehr genoss. Dabei spürte sie ganz deutlich, wie sich ihre Brüste gegen seinen Oberkörper pressten, und im nächsten Moment lagen seine Lippen auf ihren.
Oh, er hörte hoffentlich nicht so schnell damit auf, denn das war der beste Kuss, den sie in den vergangenen fünfhundert Jahren bekommen hatte. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, dass sie das letzte Mal geküsst worden war – und dann bestimmt nicht so.
Gino schmeckte wie der Champagner. Er küsste sanft und intensiv, stark und langsam, so als hätte er alle
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