JULIA EXTRA BAND 0263
Zeit der Weltund dies wäre das Einzige, was er tun wollte. Und in jenem Augenblick war es auch das Einzige, was Rox tun wollte – sie erwiderte den Kuss, antwortete dieser sinnlichen, atemberaubenden Verführung mit wachsender Leidenschaft und Hitze. Sie schlang die Arme um seinen Nacken und presste sich noch fester an ihn.
Sein Körper fühlte sich fantastisch an – hart an allen richtigen Stellen. Sie ließ ihre Finger über die ausgeprägten Muskeln seiner Oberarme gleiten. Tief in ihrem Inneren entstand eine Sehnsucht, eine Schwere, die in alle Nervenbahnen ausstrahlte und ihre Lippen, Fingerspitzen und Brustknospen unendlich empfindsam machte. Überwältigt schloss sie die Augen, und es kam ihr nicht eine Sekunde in den Sinn, dem, was sie fühlte oder tat, zu misstrauen.
Als sie den Kuss beendeten, war das allein von Gino ausgegangen. Er lockerte den Griff um ihre Taille, strich mit dem Finger von ihrer Halsgrube hinunter zum schwellenden Ansatz ihrer Brüste und streifte noch einmal ihre leicht geöffneten Lippen mit seinem Mund. Er lehnte seine Stirn an ihre und flüsterte dann: „Fragen Sie sich nicht, was Francesco von alldem halten würde?“
Was geht Francesco das an? Ich habe den Mann nie getroffen!
Oh, richtig. Gino wusste das ja gar nicht.
„Ich …“ Sie hielt inne.
Seine Augen verhärteten sich etwas, wirkten aber auch sehr zufrieden. Er bemerkte ihre Panik und interpretierte sie sofort als Schuldeingeständnis. „Eine interessante Frage, nicht wahr?“
„Sie haben diese ganze Situation absichtlich provoziert!“, erkannte sie plötzlich.
„Aber ich hatte nicht erwartet, dass es so einfach sein würde.“
Sie war jetzt unglaublich wütend.
Und sie kam sich wie eine Närrin vor.
Nicht, dass sie ihm das auf die Nase binden würde.
Stattdessen ließ sie ihn ihren Zorn spüren. „Sie haben eins der emotionalsten Musikstücke, die je geschrieben wurden, aufgelegt, Sie füllen mich auf leeren Magen mit Champagner ab, Sie lachen über meine lahmen Witze und senken Ihre Stimme,so als würden Sie mir Geheimnisse anvertrauen, und dann küssen Sie mich ohne Vorwarnung so lange und hart und intensiv, dass ich kaum atmen kann …“
Was ein überraschend gutes Gefühl gewesen war.
Und auch das würde sie ihm nicht auf die Nase binden.
„… und dann beschuldigen Sie mich, einem Mann gegenüber untreu zu sein, der ganz offen plant, mich als nettes Vergnügen nebenbei zu behalten, während er eine andere heiratet …“
„Offen?“, unterbrach Gino sie. „Hat er das gesagt?“
„Zufälligerweise ein Teil unserer Unterhaltung heute. Wenn Sie meine Telefonleitung angezapft hätten, könnten Sie eine Abschrift des Gesprächs erhalten“, entgegnete sie beißend.
„Ich wollte mir nur ein wenig mehr Einblick darüber verschaffen, was Sie für meinen Bruder empfinden.“
„Und Sie haben sich entschlossen, auf diese Weise vorzugehen. Indem Sie mir eine Falle gestellt haben!“
Er zuckte nur die Achseln. „Es hat funktioniert.“
Es tut weh!
„Haben Sie jetzt alle Informationen, die Sie brauchen?“, fragte sie täuschend süß.
„Ich denke schon.“
„Nein! Das haben Sie nicht!“
„Sie können mir gern noch mehr geben.“
„Okay, da Sie so erpicht darauf sind – nicht, dass Sie wirklich ein Recht dazu hätten –, ich habe Francesco heute am Telefon gesagt, dass ich nicht vorhabe, mich mit ihm einzulassen, und dass ich kein Interesse habe an einer Beziehung, wie er sie sich vorstellt.“
„Und das hat er akzeptiert?“
„Ich weiß es nicht.“
„Sie meinen, er hat so getan als …“
„Ich weiß es nicht, weil ich nicht lang genug am Apparat geblieben bin. Ich habe den Hörer aufgeknallt. Was vermutlich das Beste an diesem ganzen Tag war.“
Sie griff nach ihrem Glas, in dem immer noch ein bisschen von dem teuren Champagner war. Sie betrachtete einen Moment die perlende Flüssigkeit, dann sagte sie: „Ich denke ernsthaft darüber nach, das hier über Ihren Kopf zu kippen, doch andererseits … nein. Warum es verschwenden?“ Sie nahm einen letzten Schluck und fragte dann mit übertriebener Höflichkeit: „Würden Sie Maria vielleicht bitten, mir das Dinner auf einem Tablett in mein Zimmer zu bringen? Beiden Di Bartoli-Brüdern an ein und demselben Tag eine Abfuhr zu erteilen, erweist sich als ganz schön ermüdend.“
4. KAPITEL
Irgendetwas stimmte trotzdem nicht.
Gino lauschte auf Dr. Madisons ärgerlich davoneilende Schritte auf dem Marmorfußboden. Sollte
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