JULIA EXTRA BAND 0263
Ganze ist nicht ihre Schuld.“
„Nein? War es Ihre?“
„Es war die Ihres Bruders, wenn wir hier den Schuldigen benennen müssen.“
„Francesco hat Sie beide zu diesem Spiel angestiftet? Lasst uns meinem großen Bruder einen Streich spielen, Mädels? Etwas in der Art?“
Sie schüttelte ungeduldig den Kopf, denn sie wusste, dass Gino sie absichtlich missverstand. Wer spielte jetzt kindische Spielchen?
„Francesco hat sie einfach nicht in Ruhe gelassen, Gino“, antwortete sie. „Rowena ist an diese südländische Art der Schmeichelei und Hartnäckigkeit nicht gewöhnt, und sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Als sie nach London kam, hatte sie beim Gedanken an die Rückkehr nach Italien eine ernsthafte Panikattacke. Sie …“
Ihre Stimme drohte zu brechen, doch sie riss sich zusammen. Rox holte tief Luft und fuhr fort, während Gino zuhörte.
„Sie konnte nicht mal ihr Hotelzimmer alleine verlassen. Ich weiß bereits seit Monaten, dass sie eine Behandlung braucht, aber bis jetzt wollte sie sich dieser Einsicht nicht stellen. Ich habe zugestimmt, hierherzukommen und das Gartenprojekt durchzuziehen, ohne dass Francesco oder Sie den Unterschied merken, aber nur unter der Bedingung, dass sie diesmal verspricht, professionelle Hilfe zu suchen.“
„Sie ist immer noch in London?“
„Nein, meine Mutter ist rüber geflogen und hat sie nach Hause gebracht. Sie werden in Florida nach einem geeigneten Therapeuten suchen. Rowena hat mir ihre Aufzeichnungen gegeben und mir alle Pläne erklärt, und außerdem haben wir schon miteinander telefoniert. Es gibt keinen Grund, warum das Projekt nicht reibungslos realisiert werden sollte, wenn ich als Vermittlerin fungiere. Sie hat so hart dafür gearbeitet.“
Plötzlich fühlte sich Roxanna den Tränen nahe, doch sie würde nicht zulassen, dass Gino sie sah. Worin läge der Sinn? Er würde doch nicht glauben, dass sie echt waren.
„Ihre Logik hat Mängel, Dr. …“ Er hielt inne und fluchte unterdrückt auf Italienisch. „Aber Sie haben gar keinen Doktortitel, nicht wahr? Und ich kenne nicht mal Ihren Namen.“
„Roxanna“, antwortete sie.
„Also, Roxanna, erklären Sie mir doch mal, warum meine Familie den Spitzenpreis für diese Art Arbeit zahlen sollte, wenn die Qualifikationen Ihrer Schwester gar nicht notwendig sind, wenn ein ungelernter Ersatz wie Sie den Auftrag genauso gut erledigen kann?“
„Das Wissen meiner Schwester ist notwendig, und Sie bekommen es immer noch. Sie hat mir all ihre Aufzeichnungen gegeben, und wir können so häufig miteinander telefonierenwie nötig. Unsere Kommunikation ist sehr gut, wie Sie sich vielleicht denken können. Sie verlieren dadurch nichts und können meiner Schwester helfen.“
„Nur wahrscheinlich nicht ihren zukünftigen Kunden , wenn etwas Ähnliches zu einem weniger günstigen Zeitpunkt eines Projekts passiert.“
„Sie lässt sich behandeln.“ Es klang schwach und trotzig. Tief in ihrem Innern hatte Rox einfach nur unheimliche Angst, dass er Rowena feuern würde. Die Folgen, die das für ihre Schwester haben würde, wären unabsehbar.
Gino ging mit dem selbstbewussten Schritt eines Gewinners in Richtung Tür.
Sollte sie ihn gehen lassen?
Nein! Rox verfügte über mehr Kampfgeist und Hartnäckigkeit.
„Ich kann Sie nicht bitten, an meine Schwester zu denken“, rief sie ihm hinterher. „Wir haben versucht, Sie auszutricksen, und rückblickend hätten wir vielleicht von Anfang an ehrlich sein sollen.“ Seine Hand lag bereits auf dem Türgriff, aber er hielt inne. „Sie sollten an Ihre eigenen Interessen denken, ehe Sie eine Entscheidung treffen, die Sie vielleicht bereuen werden.“
„Ich bereue meine Entscheidungen niemals.“
„Genauso wie Sie Pias Wutanfällen niemals nachgeben, nicht wahr?“
Seine Miene verdüsterte sich sofort.
„Okay, Gino, das war ein Tiefschlag“, beeilte sie sich zu sagen. „Ich entschuldige mich.“
„Sie lassen sich nicht so schnell einschüchtern, richtig?“
„Nein. Nicht, wenn ich weiß, dass ich im Recht bin. Denken Sie daran, wie lange Sie brauchen würden, bis Sie jemand anders finden können, der das Projekt überwacht. Rowena ist begeistert von dem neuen Konzept …“
„War das ihre Idee? Sie waren nur ihr Sprachrohr?“
„Nein, es war meine Idee. Lassen Sie uns daraus keine große Sache machen. Es erforderte nur eine kleine Veränderung in unserem Denken. Aber sie steht voll hinter der Idee, und sie wird sie aufnehmen und noch
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