JULIA EXTRA BAND 0263
beharrte sie eigensinnig.
Tomassos Augen verdunkelten sich. „Als du als meine Haushälterin arbeitetest, warst du zufrieden, jeden Tag mit mir zusammen zu sein.“
„Das war damals. Jetzt ist jetzt.“
„Wenn du unbedingt einen freien Tag haben musst, dann nimm dir den Tag vor unserer Abreise“, zischte er.
„Danke. Und in der jetzigen Woche?“
„Du brauchst mir nicht zu danken, weil ich mich an die Abmachungen unserer Geschäftsbeziehung halte.“ Er betonte das Wort überdeutlich. „Suche dir einen Tag aus und sage meiner Sekretärin Bescheid, sodass entsprechende Arrangements für die Kinderbetreuung getroffen werden können.“ Damit wandte er seine Aufmerksamkeit den Kindern zu.
Der kühle Kommentar hatte Maggie tief getroffen und verwunderte sie zugleich. Tomasso war Geschäftsmann durch und durch. Warum also war er pikiert, wenn sie sich auf den Arbeitsvertrag bezog? Noch ein verwirrendes Puzzleteilchen in der langen Reihe von Rätseln, die Tomasso betraf.
Selbst beim Lunch, knapp zwei Stunden später, behandelte er sie noch immer mit der gleichen unpersönlichen Höflichkeit. Erst der Anruf, der ihn noch während des Mittagessens erreichte, beendete das Schweigen.
„Was ist denn?“, fragte Maggie, nachdem er den Hörer aufgelegt hatte. Augenscheinlich war Tomasso sehr aufgebracht.
„Es gibt ein Problem mit unserem Lithium-Abnehmer in China, wegen der staatlichen Einfuhrbestimmungen für Rohmaterialien. Ich muss heute Abend noch nach Peking fliegen.“
„Aber du bist doch gerade erst von einer Geschäftsreise zurückgekommen. Du hast den Kindern versprochen, Zeit mit ihnen zu verbringen.“
Tomassos Miene wurde grimmig. „Es lässt sich nicht ändern.“
„Ist schon in Ordnung, papa .“ Giannis Gesicht war so ernst, wie es bei einem Fünfjährigen niemals sein dürfte.
„Kannst du die Kinder nicht mitnehmen?“, fragte Maggie. „Wenn du viel reisen musst, sollte deine Familie dich begleiten. Es ist ja nicht so, als könntest du dir die Tickets nicht leisten.“
„Da ich mit meinem Privatjet fliege, geht es nicht um Tickets“, erwiderte er. „Aber wenn ich sie mitnehme, muss ich auch dich mitnehmen.“
„Natürlich.“
„Du hättest nichts dagegen?“
„Warum sollte ich? Als ihre Nanny geht es mir zuallererst um das Wohlergehen der Kinder. Und manchmal sollten sie eben mit ihrem Vater unterwegs sein. Außerdem bin ich bei meiner ersten Anstellung des Öfteren mit der Familie gereist. In einer Stunde könnte ich alles für den Abflug vorbereitet haben.“
„Davon stand nichts in deiner Akte.“
„Meine Akte?“, hakte sie betont unschuldig nach.
„Was ist eine Akte?“, fragte Gianni in das immer bedrückender werdende Schweigen der Erwachsenen.
„Nun, in diesem Falle, so glaube ich“, setzte Maggie leise an, „ist das wohl ein Bericht. Erst wird alles über eine Person herausgefunden und dann aufgeschrieben. Ist es nicht so?“, wandte sie sich an Tomasso.
„Ja, das stimmt“, gestand er tonlos ein.
„Du hast mich überprüfen lassen?“ Sie hätte wissen müssen, dass er ihr nicht vertraute. Trotzdem tat es weh.
„Natürlich. Alle Angestellten der Scorsolini-Familie werden vorab überprüft.“
„Ich verstehe“, murmelte sie nur.
Diese kleine Hexe, dachte Tomasso.
Er hatte keine Ahnung, welche Gedanken ihr jetzt durch den Kopf gingen, aber der Eiseskälte in den grauen Augen nachzu schließen, die sonst immer so warm und strahlend blickten, konnte es nichts Schmeichelhaftes sein. Die letzten Tage hatten doch deutlich gezeigt, wie perfekt sie zu ihm und den Kindern passte. Nur weigerte sie sich stur, es zu akzeptieren.
Dabei war ebenso deutlich, dass sie ihn begehrte. Ganz gleich, wie sehr sie sich auch bemühte, es abzustreiten, ihr Körper verriet sie. Dennoch nutzte sie jede Gelegenheit, vor ihm in ihr Apartment zu flüchten oder sich hinter den Kindern zu verstecken. Er ließ sie gewähren. Sie sollte allein und aus freien Stücken zu ihm kommen.
Möglich, dass das falsch war.
Er wollte sie an seiner Seite wissen, als seine Ehefrau. Sein Instinkt hatte ihn nicht getäuscht. Sie war noch immer die Frau, die er in Erinnerung hatte, und auch die Leidenschaft zwischen ihnen existierte. Er würde keine Probleme damit haben, ihr die Treue zu halten. Selbst wenn er nie wieder Lust mit Liebe verwechseln würde. Er mochte Maggie. Was mehr war, als er zum Schluss für Liana empfunden hatte. Und wenn Maggie tiefere Gefühle für ihn hegte – umso
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