JULIA EXTRA BAND 0273
Jacob früher als erwartet aus der Narkose erwachte.
Als Kayla aus dem Krankenhaus trat, wartete Spence bereits. Er fuhr sie in die teuerste Einkaufsgegend der Stadt, dorthin, wo auch sie früher eingekauft hatte. Kleidung, Schuhe, Handtaschen und Schmuck.
„Sie sollten zuerst das besorgen, was Sie für diese Hochzeit benötigen“, sagte Spence.
Erwartete er von ihr zur Schau gestellte Vorfreude? Oder gar Begeisterung? Sie hatte keine Ahnung, wie viel Spence über ihr Verhältnis zu Duardo wusste.
„Ich brauche ein paar Tipps“, gab sie offen zu.
Spence wusste sofort, was sie meinte. „Es ist eine kleine intime Zeremonie vorgesehen. Duardos Rechtsanwalt und ich sind Trauzeugen.“
Keine Gäste. Das machte vieles einfacher. Sie brauchte also nichts übertrieben Ausgefallenes, eher etwas Stilvolles.
Schon in der ersten Boutique entdeckte sie das perfekte Kleid für die Trauung. Es war cremefarben und im Stil der 20er Jahre geschnitten. Der mit winzigen Glasperlen geschmückte Überrock endete unter den Knien. Das ärmellose Oberteil betonte ihreschmale Figur. Sie fühlte sich wohl in dem eleganten Kleid.
Wie anders hatte das lange weiße Brautkleid ausgesehen, was sie für ihre erste Hochzeit in Hawaii eingepackt hatte. Damals war sie eine liebende Braut gewesen und hatte sich Duardo vertrauensvoll hingegeben.
Doch diesmal …
Wieder stand ihr die Hochzeitsnacht bevor. Würde sie die Augen schließen und Duardo etwas vormachen müssen? Oder genießen, was sie bereits miteinander geteilt hatten?
Die Erinnerung daran erhitzte und erregte sie.
Sie durfte nicht daran denken, sondern musste alles auf sich zukommen lassen.
Mit einem tiefen Seufzer betrachtete Kayla sich noch einmal kritisch im Spiegel. Ja das Kleid war genau das richtige für eine kleine Zeremonie.
Allerdings versetzte der Preis ihr einen Schock. Und auch die zum Kleid passenden Schuhe waren sündhaft teuer.
Vor fünf Jahren hatte sie keinen Gedanken an Geld verschwendet. Diesmal stand sie verlegen abseits, als Spence mit Duardos Kreditkarte bezahlte und die Verkäuferin die Sachen einpackte.
Der Auslage eines Wäschegeschäfts schenkte sie nur einen kurzen Seitenblick und wollte vorbeieilen. Doch Spence bestand darauf hineinzugehen.
Zwischen all der Seide und Spitze fühlte sie sich wie im Märchenland. Wie gerne hätte sie alles angeschaut und angefasst. Aber sie wählte nur rasch und gezielt einen passenden BH sowie eine schlichte Garnitur aus und ignorierte Spence’ Aufforderungen, doch mehr zu kaufen.
Nachdem sie die Bankangelegenheiten erledigt hatten, machten sie eine kleine Kaffeepause, bevor Spence sie zum Rechtsanwalt brachte. Dort unterzeichnete sie den Ehevertrag. Danach reichte der Mann ihr einen Umschlag.
„Duardo hat mich gebeten, Ihnen diese beglaubigten Kopien zu geben.“
Im ersten Moment begriff sie nicht. Dann fiel ihr ein, dass es sich um Duardos Angebot für die Übernahme von Benjamins Konsortium handeln musste.
Als der Fahrer Kayla zurück zum Krankenhaus brachte, war es schon nach zwei.
„Die Einkäufe nehme ich mit nach Hause. Maria wird sie in Ihr Zimmer bringen.“
„Danke“, sagte Kayla. „Und auch vielen Dank für den Tag. Sie haben mir sehr geholfen.“
„Das habe ich gern getan.“ Er lächelte warmherzig.
Jacobs Zimmer war noch leer. Kayla erfuhr von der Oberschwester, dass die Operation länger als erwartet gedauert habe und ihr Bruder in frühestens einer Stunde zurück auf die Station gebracht werde.
Sie setzte sich in die Cafeteria und versuchte, sich die Zeit mit einem kalten Getränk und einer Zeitschrift zu vertreiben. Doch ihre Gedanken schweiften immer wieder zu der kommenden Nacht.
Würde sie so harmlos vorübergehen wie die vergangene? Ihr Verdienst war es nicht gewesen. Wenn Duardo sie berührt hätte, wäre sie dahingeschmolzen.
Es war zum Verrückwerden! Bei Kayla wollten Körper und Geist getrennte Wege gehen.
Plötzlich fiel ihr ein, was sie vergessen hatte zu besorgen. Sie erhob sich, steuerte eine Ambulanz an und ließ sich ein Rezept für die Antibabypille verschreiben. Danach ging sie in die Krankenhaus-Apotheke.
Als sie in Jacobs Zimmer zurückkam, war er gerade hereingerollt worden. Solange Schwestern und Pfleger ihn versorgen, hielt sie sich abseits.
„Ihr Bruder hat schwere Beruhigungs- und Schmerzmittel bekommen“, erklärte ihr die Stationsschwester. „Er wird noch eine Weile benommen sein.“
In den nächsten Stunden bewegte er sich hin und wieder,
Weitere Kostenlose Bücher