JULIA EXTRA BAND 0273
sie mit dem blonden Haar einer Porzellanpuppe herumspielte.
Als das Mädchen aufblickte, bemerkte Laurel, wie es blass wurde. Die Kleine wollte sich umwenden und wieder weglaufen, doch Laurel begrüßte sie freundlich: „Hallo!“
Myra Daniels war ihrem Blick gefolgt. „Penny, komm zurück!“, forderte sie das Kind auf.
Penny wandte sich wieder um. Dann kam sie langsam und widerstrebend näher.
Mrs. Daniels lächelte ihr zu. „Du musst keine Angst haben, meine Kleine.“
„Lass das Kind aus dem Spiel“, mischte Charles Gray sich ein. „Das hat doch keinen Sinn. Wozu alles unnötig kompliziert machen?“
„Das hier ist Miss Laurel“, erklärte Mrs. Daniels und streckte die Hand nach Penny aus.
„Myra“, sagte Charles warnend.
Laurel wusste nicht recht, wie sie sich verhalten sollte. Immerhin hatte er ihr gerade sehr deutlich gesagt, dass er sie nicht brauchte. Andererseits konnte sie das Kind doch nicht einfach ignorieren – ob dessen Vater sie nun einstellen würde oder nicht.
„Hallo, Penny“, sagte sie deshalb und hockte sich hin, um mit dem Kind auf einer Augenhöhe zu sein. „Das ist aber eine hübsche Puppe. Wie heißt sie denn?“
Als Penny nichts erwiderte und ihr auch nicht in die Augen blickte, konnte Laurel förmlich spüren, wie Charles seine Haushälterin triumphierend ansah – als wollte er ihr zu verstehen geben: „Habe ich es nicht gleich gesagt?“
Sie zeigte auf den Namen, der vorne auf das altmodische Trägerkleid gestickt war. „Marigold?“, fragte sie.
Das Mädchen nickte.
„Das ist wirklich ein hübscher Name. Und er passt sehr gut zu ihrem goldenen Haar!“
Penny hielt den Blick auf den Boden gesenkt.
„Marigold hat ein neues Kleid“, berichtete Myra Daniels, um die Unterhaltung in Gang zu halten.
Laurel hörte, wie Charles Gray, der hinter ihr stand, ein ungeduldiges Geräusch machte. Vielleicht sollte es auch Missbilligung ausdrücken.
„Wirklich? Darf ich es mir mal ansehen?“ Laurel griff sanft nach der Puppe, und Penny reichte sie ihr mit einer fast unmerklichen Bewegung.
Es war eine wunderschöne Puppe mit einem Kopf aus feinstem Biskuitporzellan, grünen Augen und rosig angehauchten Wangen. Sie schien antik zu sein, doch dem ebenfalls grünen Trägerkleid war noch anzusehen, wie es in der Verpackung gefaltet gewesen war.
„Sie ist wirklich sehr hübsch.“ Laurel wollte die Puppe etwas genauer betrachten, doch Penny ließ deren Arm nicht los.
„Möchtest du nicht, dass ich sie mir ansehe?“
Die Kleine schüttelte den Kopf und zog die Puppe wieder an sich. Tränen traten ihr in die Augen. Fürchtete sie sich etwa vor Laurel?
Laurel, die das Kind nicht ängstigen wollte, wich einen Schritt zurück. „Vielleicht darf ich sie mir ja später noch einmal ansehen“, sagte sie freundlich. „Du brauchst sie mir jetzt nicht zu zeigen, wenn du nicht möchtest.“
Sie befürchtete schon, das Kind würde vor ihr davonlaufen und Charles würde ihrer Hoffnung, die Stelle zu bekommen, endgültig zunichte machen. Doch zu Laurels Überraschung zögerte Penny kurz und sagte dann ganz leise: „Sie hat sich wehgetan.“ Sie nahm ihre Hand von Marigolds Arm und zeigte Laurel ein Stück Porzellan, das herausgebrochen war.
„Oh nein!“
„Bist du Krankenschwester?“
„Also, ich …“
„Kannst du sie wieder gesund machen?“, fragte die Kleine hoffnungsvoll.
Da das Stück ohne starkes Splittern herausgebrochen war, konnte man es mit Alleskleber sicher leicht wieder einfügen. An einem von Marigolds Beinen hatte man so eine Reparatur offenbar schon durchgeführt.
Laurel blickte vorsichtig zu Charles Gray hinüber, dessen finsterer Gesichtsausdruck seine Missbilligung deutlich machte. Doch diese schien sich nicht in erster Linie gegen sie zu richten, sondern gegen die ganze Situation. Aus irgendeinem Grund wollte er einfach nicht, dass Laurel für ihn arbeitete.
Myra Daniels trat hinzu. „Ich schlage vor, ihr geht jetzt zusammen in Pennys Zimmer und versucht, Marigold zu verarzten.“ Sie sah Laurel bittend an und fügte nur für sie hörbar hinzu: „Ich muss unter vier Augen mit ihm reden.“
„Kannst du sie wieder gesund machen?“, fragte Penny noch einmal.
„Ich glaube schon“, erwiderte Laurel. „Hast du Klebstoff?“
Das Kind nickte eifrig. „Ja, bei mir im Zimmer.“
„Zeig Laurel den Klebstoff“, drängte Mrs. Daniels sie.
Die Kleine blickte erst sie an, dann Laurel und dann die Treppe. Nur ihren Vater sah sie nicht an.
Als
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