JULIA EXTRA BAND 0273
Lösung, aber immerhin eine, mit der sie leben konnte. Sie konnte seine Gegenwart genießen, seine Küsse annehmen, aber ihre Absicht klarmachen. Sie würde niemals eine Affäre mit ihm eingehen. Nur so konnte sie sich schützen und ihr Geheimnis für sich behalten. Wenn ihm das nicht gefiel und er auszog, würde sie es überleben. Sie hatte immer überlebt.
Als sie am Buchhaltungsbüro vorbeikam, hörte Stephanie aufgebrachte Stimmen. Instinktiv hielt sie inne.
„Machen Sie sich keine Sorgen“, beschwichtigte Dominic jemanden. „Bis Freitag bekomme ich alles in den Griff.“
Eine Stimme, die sie nicht kannte, murmelte etwas Unverständliches. Beide klangen angespannt. Neugierig schlich Stephanie sich näher, doch die Geräusche aus der Küche übertönten das Gespräch.
Stephanie betrat ihr Büro und wartete, bis sich die Tür zum Buchhaltungsbüro öffnete. Dann trat sie erneut in den Flur.
Dominic stand in der Tür und sah zwei Männern nach, die den Flur hinabgingen. Er fuhr sich an die Kehle und atmete tief durch.
„Dominic.“
Erschrocken fuhr er herum und entdeckte Stephanie. „Stephanie, hallo. Du hast mich vielleicht erschreckt.“
„Ich habe wütende Stimmen gehört. Wer sind diese Männer?“
Sein Blick, Daniels so ähnlich und doch so fremd, glitt zurHintertür und dann zurück zu Stephanie. „Die beiden? Mr. Sandusky und Mr. Richardson.“
Offenbar wollte er ihr nicht mehr verraten, aber sie blieb schweigend stehen und sah ihn an. Nach ein paar Sekunden lachte Dominic kurz auf und fuhr sich über die Stirn. „Wir hatten eine hitzige Diskussion über meinen Bruder.“
Überrascht hob sie die Augenbrauen. „Über Daniel?“
„Sandusky und Richardson sind Investoren. Ich versuche, sie zu überzeugen, in Dans Bewässerungsanlagen zu investieren. Aber so ganz ist es mir noch nicht gelungen.“
Und sie hatte sich schon Sorgen gemacht. „Wie wunderbar, Dominic! Daniel wird sich freuen!“
Eine zarte Röte überzog Dominics Gesicht. „Er ist mein Bruder. Ich will nur das Beste für ihn, und ein paar gute Investoren könnten sein Geschäft richtig in Schwung bringen.“
„Du solltest es ihm sagen. Er hat Videos, Fotos, Statistiken und alle möglichen Informationen, die die beiden schon überzeugen werden.“
„Nein. Noch nicht.“ Er nestelte an seiner Krawatte. „Ich möchte damit warten, bis alles unter Dach und Fach ist. Sonst ist Daniel nachher enttäuscht, wenn es doch nichts gibt.“
„Ich verstehe.“ Stephanie schämte sich für die hässlichen Zweifel an Dominics Loyalität. „Wenn ich irgendwie helfen kann, lass es mich wissen.“
Damit ging sie in ihr Büro und schloss die Tür.
Armer lieber Dominic.
Seit Tagen machte sie sich Gedanken über die veruntreuten Gelder und überlegte, wie sie ihre eigene Unschuld beweisen konnte. Und gleichzeitig verdächtigte sie Dominic. Wie gemein von ihr.
Kurz nach Dominics Einstieg bei Bella Lucia war das Problem aufgetaucht. Das war aber auch schon alles, was gegen ihn sprach. Abgesehen von den beiden Malen, als sie in sein Büro gekommen war und er hastig alle Fenster seines Bildschirms geschlossen hatte.
Auch diesen Gedanken schob Stephanie beiseite. Wahrscheinlich hatte der Mann sich ein paar Pin-up-Girls angeschaut und geschämt, dabei erwischt worden zu sein. Es gab keinen Grund, schlecht von Daniels Bruder zu denken.
7. KAPITEL
Endlich verlief das Leben in den richtigen Bahnen.
Daniel strahlte vor Freude. Sein neuer Vertrag mit Aqua-Sphere Associates war erfolgreich abgeschlossen. Selbst der bewölkte Londoner Himmel schmälerte seine Laune nicht.
An der Hintertür des Restaurants machte er Halt, um das Kätzchen zu streicheln.
Stephanie hatte recht gehabt. Die Kontakte seines Vaters zu nutzen, hatte ihm den ersten Erfolg beschert, dem sicher weitere folgten.
All seinem Widerwillen zum Trotz musste Daniel zugeben, dass sein Vater ihm offenbar wirklich helfen wollte. Anscheinend nahm er echten Anteil an dem Projekt. Ein Leben lang hatte John ihn vernachlässigt, das ließ sich natürlich nicht mit ein paar Wochen Zuwendung ungeschehen machen. Daniel reagierte verunsichert und wusste nicht, was er für seinen Vater empfinden sollte. Eines jedoch stand fest: John müsste sich das Vertrauen seines Sohnes erkämpfen. Und das war noch längst nicht geschehen.
Das Kätzchen machte einen Buckel und rieb sich an seinen Beinen. Ein paar feine Härchen blieben an der schwarzen Anzughose haften. Es war verdammt lang her, dass
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