JULIA EXTRA BAND 0274
nicht …“ Sie geriet ins Stottern. „Wissen Sie auch, was Sie von mir verlangen?“
Beinahe hätte er gelacht. „Alles, was ich von Ihnen verlange, ist, vor den Kameras mit mir zu posieren. Damit kompromittieren Sie sich nicht, und ich sehe nicht, wie es Ihre Prinzipien verletzen könnte.“
Widerstrebend nickte sie. „Das ist schon richtig …“
„Mein Vorschlag ist rein geschäftlicher Natur, und es kommt einer wohltätigen Institution zugute. Ich selbst profitiere weder finanziell noch privat.“
„Das ist mir klar.“
„Gut. Ich wollte es nur betonen, damit kein Missverständnis aufkommt.“
„Ganz und gar nicht.“ Sie stand auf. „Ich hätte Ihnen gern geholfen, aber für öffentliche Auftritte eigne ich mich nicht besonders. Hinter den Kulissen bin ich viel effizienter. Es tut mir wirklich leid, nur …“
Conrad winkte ab. „Machen Sie sich keine Sorgen, ich werde auch andere Möglichkeiten finden, um für das Werk meines Vaters zu werben. Die Verleihung der UN-Auszeichnung war eine günstige Gelegenheit, und die wollte ich mir nicht entgehen lassen. Das ist alles.“
„Für was setzt sich die Prinz-Frederick-Stiftung eigentlich ein?“, fragte Lily und fügte verlegen hinzu: „Bisher habe ich noch nie davon gehört.“
„Leider sind Sie nicht die Einzige“, erwiderte er. „Die Stiftung fördert unter anderem die Forschung zur Bekämpfung von Arthritis bei Jugendlichen.“
„Oh. Hat Ihr Vater daran gelitten?“, erkundigte sie sich vorsichtig.
Kopfschüttelnd antwortete Conrad ernst: „Er nicht, aber sein jüngerer Bruder. Damals wusste man nur sehr wenig über die Krankheit. Deshalb litt er mehr, als notwendig war. Mein Vater hat das nie vergessen und später die Stiftung zum Gedenken an seinen Bruder gegründet.“
„Das finde ich wundervoll.“
Er schwieg. Der Schmerz über den Verlust seines Vaters überkam ihn immer noch mit unerwarteter Heftigkeit. Nach einer Weile sagte er: „Sein größter Wunsch war, anderen zu helfen. Darum haben mehrere an seinen politischen Fähigkeiten gezweifelt. Viele hielten ihn für einen inkompetenten Herrscher.“
„Das sind Menschen, die selbst nichts tun, als andere zu kritisieren“, entgegnete sie mit Bestimmtheit. „So etwas sehe ich immer wieder. Ich finde es jedenfalls großartig, wie Sie sich für die Stiftung einsetzen.“
Einen Augenblick glaubte Conrad, dass sie noch etwas hinzufügenwürde. Hoffnungsvoll sah er sie an.
Schließlich bekannte sie lediglich: „Für einen Prinzen finde ich Sie nicht übel, und wenn Sie mir die Bemerkung erlauben: Meiner Ansicht nach sind Sie ein echter Philanthrop, genau wie Ihr Vater.“
Er lachte. „Ich hoffe, Sie gestatten mir, Sie zu zitieren. In der letzten Zeit bekam ich das nicht oft zu hören.“
„Bei einem attraktiven Junggesellen schreiben die Zeitungen eben viel lieber über seine Freundinnen, ob alte oder neue.“
„Sie finden mich attraktiv?“
Lilys Wangen wurden plötzlich heiß. „Ich wollte Sie nicht … Was ich meine, ist … Also gut. Doch, ich finde Sie attraktiv. Und ich bin bestimmt nicht die Erste, die Ihnen das sagt.“
„Aber es ist das erste Mal, dass es mir etwas bedeutet.“
Ihre Blicke begegneten sich, und Conrad beobachtete fasziniert das Funkeln ihrer klaren tiefblauen Augen. Dann sah Lily zur Seite.
„Ich muss gehen. Die Pflicht ruft.“
„Danke, dass Sie gekommen sind.“
Sie stand auf und strich den grauen Rock über den schlanken Hüften glatt. „Bitte zögern Sie nicht, anzurufen, sollten Sie mich wieder brauchen.“
„Sagen Sie das lieber nicht, Sie könnten es später einmal bedauern.“ Vielsagend musterte er sie.
Daraufhin lächelte sie unsicher. „Möglich. Das erste Mal wäre es nicht.“
Auch er erhob sich. Während er ihr die Tür aufhielt, berührte ihr Arm beinahe seinen. Für den Bruchteil einer Sekunde dachte Conrad nur daran, dass er sie küssen wollte. „Auf Wiedersehen, Ms. Tilden. Vielleicht überlegen Sie es sich doch noch.“
„Vielleicht, aber versprechen kann ich Ihnen nichts. Wie gesagt gibt es weit bessere Kandidatinnen …“
„Da bin ich anderer Meinung – Sie wären ideal.“
Sie wandte sich ab und ging zum Aufzug. Dort drehte sie sich noch einmal um. „Rufen Sie mich an, wenn Sie irgendetwas brauchen. Eintrittskarten, Arrangements für einen privaten Empfang in Ihrer Suite oder dergleichen.“
„Das werde ich. Vielen Dank.“
Bis sich die Türen des Lifts schlossen, sah Conrad ihr nach. Dann
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