JULIA EXTRA BAND 0274
Kinder am Weihnachtsmorgen aus den Federn sind.“
Jed erfuhr das wenig später auch, als er durch lautes Jubeln von nebenan geweckt wurde. „Mummy, Mummy! Der Weihnachtsmann war da!“
Er sah auf die Uhr: halb sieben, nur drei Stunden Schlaf. Doch daran war er selbst schuld. Und wenn schon! Das erste Kapitel war fertig, ebenso ein Entwurf für das zweite.
Er schmunzelte, als er Scotts aufgeregte Stimme vernahm. „Schau, Mummy, was er mir alles gebracht hat!“ Er sprang aus dem Bett und zog sich an – das wollte er sich nicht entgehen lassen.
Scott saß auf dem Teppich und war dabei, den prall gefüllten roten Sack zu leeren. Bunt verpackte, halb geöffnete Päckchen lagen neben ihm.
Meg sah auf, als Jed hereinkam und lächelte. „Der Weihnachtsmannwar da“, verkündete sie mit einem zärtlichen Blick auf ihren kleinen Sohn.
„Jed, schau!“ Strahlend hielt der Junge einen leuchtend roten Traktor in die Höhe, auf dessen Anhänger eine ganze Herde rosiger Plastikschweinchen stand.
„Super!“ Jed lächelte und zauste Scotts dunkles Haar, dann setzte er sich neben ihn auf den Teppich. Verstohlen sah er zu Meg hinüber, die in einem viel zu großen Baumwollpyjama auf dem Bett hockte. Sexy war der Aufzug nicht, und dennoch kam ihm diese Frau unendlich begehrenswert vor. Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen.
Stattdessen fragte er, während Scott ungeduldig ein weiteres Päckchen öffnete: „Soll ich dir eine Tasse Kaffee holen?“
Sein Angebot überraschte sie, wie er ihrem erstaunten Gesichtsausdruck entnehmen konnte, und er sagte sich, dass sie nicht daran gewöhnt war, bedient zu werden. Denn trotz allem, was sie gestern behauptet hatte, glaubte er nicht, dass es Männer in ihrem Leben gab. Ein Blick genügte, um zu wissen, dass Meg Hamilton keine Frau für faule Kompromisse war – sie wollte alles oder nichts. Das war es ja, was ihm solche Angst machte.
Sie schüttelte den Kopf. „Danke, das brauchst du nicht. Sieh lieber zu … Gibt es etwas Schöneres als Kinder am Weihnachtsmorgen?“
Er musste ihr recht geben. In kürzester Zeit häufte sich ein Berg von Spielsachen, leeren Schachteln und achtlos zerrissenem Geschenkpapier auf dem Teppich. Schließlich befand sich nur noch ein großes Paket in dem roten Sack. Als Scott es herausholte und aufmachte, blieb ihm vor Überraschung der Mund offen stehen.
„Ein Bauernhof!“, hauchte er ungläubig. „Ein richtiger Bauernhof!“ Zart strichen seine kleinen Finger über die Scheune und den Stall mit den vielen Tieren.
Megs Augen schimmerten feucht, als sie das glückliche Gesichtchen ihres Sohns sah, und auch Jed kam es plötzlich vor, als hätte er etwas im Hals. Ein Gefühl der Dankbarkeit, dass sie ihn diesen Moment miterleben ließ, überkam ihn.
Natürlich war dies nicht die erste Bescherung, der er beiwohnte. Aber die Kinder seiner Brüder waren älter als Scott und eben Garys und Rays Kinder. Er, Jed, war nur der Lieblingsonkel, zu ihm kamen sie hinterher, damit er ihnen erklärte, wie die komplizierten elektronischen Spielsachen funktionierten, und ihnen half, die Batterien einzulegen.
Dieser Weihnachtsmorgen war anders – und das verdankte er Meg.
Abrupt stand er auf, als ihm bewusst wurde, in welche Richtung seine Gedanken gingen. Dabei kannte er sie nicht einmal drei Tage …
Er betrachtete die zierliche Gestalt in dem formlosen Schlafanzug, ihr langes schwarzes Haar, das ungeschminkte Gesicht – und wusste, dass sich seine schlimmste Befürchtung bewahrheitet hatte.
Er war drauf und dran, sich in Meg Hamilton zu verlieben.
8. KAPITEL
Meg sah auf. Jeds Gesicht war mit einem Mal abweisend und verschlossen. „Stimmt etwas nicht?“
„Ich gehe uns Kaffee holen.“ Er drehte sich um und verließ den Raum.
Verständnislos schaute sie ihm nach. Warum hatte er es plötzlich so eilig? Hatte ihn Scotts Spielzeugfarm an zu Hause erinnert? Hatte er Heimweh? Ging ihm die Bescherung auf die Nerven? Oder fehlte ihm sein Morgenkaffee?
Was immer der Grund war, anvertrauen würde er ihn ihr bestimmt nicht. Sie stand auf, trat ans Fenster und blickte auf den verschneiten Garten. Weihnachtlicher hätte es nicht aussehen können, aber an Auto fahren war nicht zu denken. Ob es Jed nun gefiel oder nicht, heute kam er nicht nach Hause.
Und allem Anschein nach gefiel es ihm nicht. Als sie mit Scott zum Familienfrühstück hinunterkam, war er in sich gekehrt und wortkarg.
Meg hatte auch keine Lust zum Reden, als Sonia sich neben sie
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