JULIA EXTRA Band 0287
voneinander getrennt haben. Jetzt muss ich den Räumen meinen eigenen Anstrich verleihen. Deinen habe ich auch selbst eingerichtet, deshalb wirkt er vielleicht etwas männlich.“
„Finde ich gar nicht. Mir gefällt er ausgesprochen gut.“
„Schön.“
„Lowri war heute Abend auf dem Heimweg ein bisschen traurig“, fuhr sie fort.
Connah runzelte die Stirn. „Warum?“
„Mich mit meiner Mutter zu sehen hat in ihr den Schmerz darüber wachgerufen, dass sie selbst keine Mutter mehr hat. Außerdem wünscht sie sich Geschwister.“
Verblüfft starrte er sie an. „Hat sie das zu dir gesagt?“
„O ja. Sie ist schrecklich eifersüchtig auf Owen, weil der jetzt eine Stiefmutter hat – dabei war Alice auch noch ihr Kindermädchen. Lowri selbst hat es wohl auch auf eine Stiefmutter abgesehen, also sei gewarnt“, setzte sie scherzhaft hinzu.
„Große Güte!“, stöhnte er. „Mir gegenüber hat sie davon nie ein Wort erwähnt.“
„Es war ein Gespräch von Frau zu Frau. Bitte verrate nicht unbedingt, dass wir darüber gesprochen haben.“
„Ist gut, und danke für die Warnung. Ich bemühe mich, ihr alle Wünsche zu erfüllen. Aber in diesem Fall werde ich sie wohl enttäuschen müssen.“
Die späte Stunde machte Hester mutig, und sie fragte: „Du hast nicht vor, jemals wieder zu heiraten?“
Gespannt hielt sie den Atem an und hatte das Gefühl, zu weit gegangen zu sein. Doch zu ihrer Erleichterung schüttelte er den Kopf.
„Nicht einmal für Lowri würde ich eine Ehe eingehen, Hester. Und am Wochenende habe ich auch noch erfahren, dass Alice ein Baby erwartet. Diese Neuigkeit wird Lowri ziemlich hart treffen.“
„Die Arme“, seufzte Hester.
Langsam stand er auf. „Ich gehe hinüber in mein Arbeitszimmer, um mir einen Feierabenddrink zu holen.“ Er schenkte ihr dieses Lächeln, das sie als Siebzehnjährige schon um den Verstand gebracht hatte. „Du musst todmüde sein. Morgen lasse ich Essen liefern, damit du mal einen Abend freihast. Und Lowri werde ich selbst ins Bett bringen“, versprach er und griff nach seinem Aktenkoffer. „Gute Nacht, Hester. Ruh dich schön aus!“
Er hat sich genauso über unser Wiedersehen gefreut wie ich, dachte sie verträumt, während sie mit einem Roman in ihrem Bett lag. Das war ihm deutlich anzumerken. Vielleicht bin ich ihm doch nicht so gleichgültig …
Lowri war außer sich vor Glück, als sie ihrem Vater am nächsten Morgen in der Küche begegnete.
„Daddy! Ich wusste gar nicht, dass du wieder da bist“, rief sie begeistert.
„Es sollte eine Überraschung sein“, sagte Connah lachend und küsste sie zur Begrüßung. Dann hob er sie auf seinen Arm. „Du wirst immer größer. Lange kann ich das nicht mehr machen“, keuchte er ironisch.
Sie kicherte vergnügt. „Hat Hester dir erzählt, wie toll es gestern bei ihr zu Hause war?“
„Noch nicht. Sie sagte, du würdest es mir selbst erzählen wollen.“
Während Lowri ausführlich von ihrem Nachmittag berichtete, bereitete Hester für sie alle das Frühstück. Sie horchte auf, als die Rede von ihrem kleinen Apartment war.
„Das musst du unbedingt sehen“, verlangte Lowri.
„Wir können nicht einfach bei Hester zu Hause einfallen, Liebes“, wandte Connah ein, warf Hester aber gleichzeitig einen fragenden Blick zu.
„Ihr seid jederzeit willkommen“, versicherte sie ruhig. „Aber viel zu sehen gibt es wirklich nicht.“
Nach dem Frühstück gingen Lowri und Hester wieder zum Spazieren in den Park. Aber Hester war mit den Gedanken immer noch bei Connah und der seltsamen Atmosphäre, die zwischen ihnen herrschte.
„Was ist los, Hester?“, erkundigte sich Lowri besorgt.
„Nichts. Wieso?“
„Du hast die Stirn so krausgezogen.“
„Die Sonne blendet heute stärker als sonst.“
„Ich weiß, mir ist auch ganz heiß. Kann ich uns wieder eine Kugel Eis kaufen? Bitte?“
„Natürlich.“ Sie suchte in ihrer Tasche nach Kleingeld. „Nur dieses Mal setzen wir uns zum Eisessen gemütlich hin.“
Lowri rannte los wie der Blitz. Aber bevor Hester ein freies Plätzchen auf einer Bank für sie beide finden konnte, entdeckte sie plötzlich einen fremden Mann, der sich offenbar mit Lowri unterhielt.
Sofort eilte sie hinterher und drückte gleichzeitig den Alarmknopf an ihrem Mobiltelefon, mit dem sie Sam benachrichtigen konnte. Aber inzwischen stand Lowri mit den zwei Eistüten schon wieder alleine da, und der Fremde war verschwunden.
„Wer war dieser Mann, Lowri?“, japste Hester
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