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JULIA EXTRA Band 0287

JULIA EXTRA Band 0287

Titel: JULIA EXTRA Band 0287 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Milburne , Miranda Lee , Catherine George , Kate Hewitt
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führte sie den Pfad hinunter zum Strand, der, übersät mit Felsen, irgendwann im Dunkeln verschwand.
    Lukas streifte die Schuhe ab, und Rhia tat es ihm nach. Der kühle weiche Sand unter ihren nackten Füßen fühlte sich herrlich an.
    Schweigend wanderten sie am Ufersaum entlang, nur das Plätschern der Wellen war zu hören.
    „Gehört diese Insel seit Generationen deiner Familie?“, fragte sie irgendwann.
    Er lachte auf, schüttelte den Kopf. „Nein, seit höchstens fünfundzwanzig Jahren. Die Petrakides sind noch nicht lange reich.“
    „Das wusste ich nicht.“
    „Mein Vater hat als Straßenkehrer angefangen, steckte seine Ersparnisse in ein Athener Mietshaus und tat sich schließlich mit mehreren Partnern zusammen, um heruntergekommene Apartmenthäuser aufzukaufen. Sie renovierten die Wohnungen und verwandelten sie in bescheidene, bezahlbare Unterkünfte. Von dort ging es weiter, und irgendwann brauchte er keine Partner mehr.“
    „Eine echte Erfolgsstory.“
    „Ja.“ Er wirkte gedankenverloren, aber sie hatte nicht das Gefühl, dass es angenehme Gedanken waren.
    Erfolg ist eben nicht alles, dachte sie. Man kann sich das Glück damit nicht erkaufen. Und Liebe auch nicht.
    „Dein Vater scheint nicht besonders glücklich zu sein.“
    Er warf ihr einen scharfen Blick zu. „Nein“, gab er zu. „Mein Vater regt sich immer wieder über die Medien auf. Sein Leben lang wollte er allen beweisen, dass er den Erfolg und den Wohlstand, den er sich hart erarbeitet hat, auch verdient. Er erträgt es nicht, wenn auch nur der geringste Makel seinen guten Ruf befleckt, weil es ihn daran erinnert, woher er kommt – von der Straße. Allerdings … hatte er es in letzter Zeit grundsätzlich nicht leicht.“
    Rhia ging unwillkürlich langsamer. Plötzlich ergab manches einen Sinn. „Er ist sterbenskrank, nicht wahr?“
    Überrascht wandte er sich ihr zu. „Woher weißt du das?“
    „Es hätte mir schon eher auffallen müssen. Ich bin Palliativkrankenschwester und arbeite in Hospizen. Tagtäglich sehe ich Menschen, die in ähnlicher Situation sind wie dein Vater. Anfangs habe ich sein langsames Sprechen auf mich bezogen, dachte, er verachtet mich, aber jetzt ist mir klar, dass er wirklich nach Worten gesucht hat. Was ist es? Ein Hirntumor?“
    Lukas nickte. „Die Ärzte haben ihm höchstens ein paar Monate gegeben. Gott sei Dank sind die Auswirkungen noch nicht gravierend, er vergisst nur schneller als früher. Manchmal nur ein Wort, manchmal ganze Ereignisse.“ Er schüttelte den Kopf. „Oft ist er frustriert, weil er weiß, dass er Sachen vergisst.“
    „Es tut mir leid. Ich weiß, wie schwierig todkranke Eltern sein können.“
    „Ja?“ Sie glaubte, einen Funken Mitgefühl in seinem prüfenden Blick zu entdecken. „Erzähl mir von dir, Rhia.“
    Es fiel ihr nicht leicht. „Meine Eltern sind vor drei Jahren gestorben. Ich habe sie bis zu ihrem Tod gepflegt, und das war nicht einfach.“
    „Das kann ich mir vorstellen. Und danach?“
    „Ich bin Krankenschwester geworden und habe mich auf Hospizpatienten spezialisiert. Nach der Erfahrung mit meinen Eltern erschien mir das am sinnvollsten.“
    „Hört sich an, als wäre es ein einsames Leben“, sagte er ausdruckslos.
    „Nicht einsamer als das anderer. Es gefällt mir, dass ich etwas bewirken, Menschen helfen kann in einer Zeit, in der sie viel Zuspruch brauchen, aber von den meisten im Grunde alleingelassen werden.“
    „Sicher, das ist richtig. Ich meinte nur, wenn du dich die meiste Zeit mit Leuten beschäftigst, die doppelt so alt sind wie du, ist es bestimmt nicht einfach, Freunde zu finden, mit denen du deine Freizeit verbringst.“
    Rhia zuckte mit den Schultern. Freizeit hatte sie vielleicht, aber ein Leben neben der Arbeit mit Ausgehen, Erleben, Freunden? Eigentlich nicht.
    „Warum bist du hier, Rhia?“, fragte er nach langer Pause. „Die meisten Frauen an deiner Stelle hätten die Mühe gescheut, lieber einen Brief geschrieben oder einen Anwalt eingeschaltet. Du aber tauchst im Resort auf, kommst zur Eröffnungsfeier, glaubst, du könntest mich überzeugen, dass ich Vater bin …!“ Er lächelte ungläubig vor sich hin.
    Sie bemerkte es nicht, sondern war nur froh, dass die Dunkelheit ihre geröteten Wangen verbarg. „Ich gebe zu, das war dumm von mir“, verteidigte sie sich. „Wahrscheinlich habe ich gedacht, wenn ich es dir persönlich sage, würdest du Annabel eher annehmen.“
    „Damit du sie loswirst?“
    „Wie kommst du

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