JULIA EXTRA Band 0287
darum.
„Gut sind sie, aber nicht das, was du willst.“
„Du weißt, was ich will?“
„Ja, ein Märchen. Ich soll dir meine Liebe gestehen, dir sagen, dass ich ohne dich nicht leben kann.“ Es klang herablassend. „Du verlangst, dass ich mich wie ein liebeskranker Tölpel aufführe, ein dummer Junge, den man an der Nase herumführen kann, und das bin ich nicht.“
„Zwischen Liebe und liebeskrank sein besteht ein himmelweiter Unterschied. Aber hier geht es gar nicht um das, was ich will, sondern darum, dass du deine Pflicht tust, stimmt’s?“
„Und du deine. Mir ist aufgefallen, dass du sogar sehr pflichtbewusst bist. Wie sonst hättest du Eltern pflegen können, die dich nicht geliebt und dir wahrscheinlich nicht einmal gedankt haben?“
Sie fröstelte in der warmen Sonne. „Ich habe getan, was getan werden musste“, erklärte sie steif. „Aber ich muss dich nicht heiraten, Lukas. Wir wissen nicht einmal, ob Christos überhaupt ihr Vater ist.“
„Der Test ist reine Formsache. Christos hat zugegeben, dass er mit Leanne zusammen war, so wie sie es dir erzählt hat.“
Rhia schüttelte den Kopf. „Wir werden für Annabel einen anderen Weg finden müssen. Eine lieblose Ehe ist wohl kaum der richtige Hintergrund für ein Kind.“
„Wäre sie denn wirklich so lieblos?“
„Wie meinst du das?“ Der Ausdruck in seinen Augen machte sie atemlos.
„Ich sage nicht, dass ich dich liebe oder dass du mich liebst, aber zwischen uns gibt es etwas, das du nicht leugnen kannst, Rhia … Leidenschaft.“ Er beugte sich vor und strich mit der Fingerspitze über ihre nackte Schulter.
Sie erbebte. „Ich weiß … doch das genügt mir nicht.“
„Manchmal muss man akzeptieren, dass man nicht mehr bekommt. Die Anziehungskraft ist da, stark genug, dass irgendwann Freundschaft dazukommen kann. Das ist mehr, als die meisten Menschen haben, und eine stabile Basis für eine Ehe.“
„Lukas, ich habe mich mein Leben lang mit weniger zufriedengegeben, als ich mir wünschte, und damit ist jetzt Schluss. Ich will mehr.“ Sie sah ihm in die Augen. „Ich will geliebt werden, von jemandem, der sich ein Leben ohne mich nicht vorstellen kann. Von jemandem, der mich braucht und der mich liebt, wie ich bin.“ War das Mitleid in seinem Blick? Rhia straffte die Schultern. „Für dich hört sich das wahrscheinlich bedauernswert an.“
Seine Miene verriet nichts. „Nein“, sagte er schließlich. „Nur unrealistisch.“ Er zwang sich zu einem Lächeln. „Wir müssen nicht jetzt entscheiden. Lass uns schwimmen gehen.“
Er lenkte das Boot zu einer abgelegenen Bucht, die von der Villa aus nicht zu sehen war, setzte den Anker und streifte sich das T-Shirt ab. Mit einem eleganten Hechtsprung tauchte er ins Meer.
Kurz darauf durchstieß er die Wellen, Wassertropfen glitzerten auf seiner braun gebrannten, muskulösen Brust, und ihr Herz schlug schneller.
Lukas strich sich das glänzende schwarze Haar zurück und blickte sie herausfordernd an. „Kommst du?“
Ein bisschen verlegen wegen ihrer nicht gerade üppigen Formen zog Rhia sich das Kleid über den Kopf, aber Lukas musterte sie bewundernd. Ermutigt trat sie an den Bootsrand und sprang ins Wasser.
Als sie wieder auftauchte, lächelte er ihr zu. „Ich habe gar nicht gefragt, ob du schwimmen kannst.“
Sie lachte hell auf. „Dann wäre ich ja kaum gesprungen.“
Lukas schwamm mit kräftigen Stößen los, rief jedoch über die Schulter: „Komm, ich zeige dir den Strand.“ Sie folgte ihm, und als sie den feinen hellen Streifen erreichte, hielt Lukas ihr die Hand entgegen und zog Rhia aus dem Wasser.
Sie spazierten am Strand entlang, bis sie an eine felsige Landzunge kamen. „Unser Haus liegt direkt oberhalb der Felsen“, erklärte er. „Als ich ein Junge war, haben wir hier die Sommer verbracht. Ich bin zwischen den Steinen herumgeklettert und habe mich versteckt.“
„Wolltest du nicht, dass dich jemand findet?“
„Manchmal nicht.“
Sie stellte sich vor, wie der kleine Junge viel zu früh hatte erfahren müssen, dass Liebe wehtun konnte. Er war ohne Mutterliebe aufgewachsen und hatte Herz und Seele verhärtet, um nicht verletzlich zu sein.
Plötzlich fragte sie sich, ob Lukas nicht doch wieder lieben und vertrauen lernen könnte. Mich? Rhia schluckte, die Sehnsucht wurde fast unerträglich.
„Wir sollten zurückfahren“, sagte sie, um die romantische Stille, das sanfte Plätschern der Wellen zu übertönen und nicht daran zu denken, dass sie
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