Julia Extra Band 0294
endgültigen Bruch zurück. Doch einem Mann wie ihm fiel es sichtlich schwer, sich zu entschuldigen. „Es war dumm, dich das zu fragen. Ich hätte es nicht tun sollen.“
„Nein, das hättest du nicht.“
Er streckte die Hände nach ihr aus und konnte sehen, dass sie mit sich kämpfte, ihm nicht so schnell verzeihen wollte.
Seufzend ließ sie jedoch zu, dass er ihre Hand an die Lippen zog, und lächelte schwach, als er ihre Fingerspitzen einzeln küsste.
„Verzeih mir“, bat er leise. „Verzeih mir, agapi mou .“
Rebecca wollte ihm verzeihen, gleichzeitig hätte sie Xandros am liebsten zum Teufel geschickt. Hin und her gerissen zwischen Verlangen und verletztem Stolz, schloss sie die Augen. Hätte sie nur die Kraft, ihn zu verlassen! Sie öffnete die Augen und sah, dass er sie finster, unnachgiebig, aber auch voller Begierde anblickte. Wenn er sie so ansah, war sie verloren. Ach Xandros …
„Verzeihst du mir, agapi mou ?“, drängte er.
Es kostete sie Mühe, ruhig die Schultern zu zucken. Nur gut, dass er ihre Gedanken nicht lesen konnte. Sie wollte, dass er bei ihr blieb, doch sie dachte nicht daran, sich von ihm alles bieten zu lassen. „Ich denke darüber nach. Aber unterstelle mir so etwas nie wieder“, forderte sie. „Das ist nicht nur unfair, sondern auch primitivstes Machogehabe.“
So? „Als Grieche weiß ich, dass die menschliche Natur sich nie ändert. Ich glaube nicht, dass Freundschaft zwischen Mann und Frau möglich ist. Es kann sie einfach nicht geben, weil unter der Oberfläche immer sexuelles Begehren schwelt, erst recht, wenn die Frau aussieht wie du, Rebecca.“ Er lächelte und zwang sich, ruhiger zu sprechen. „Aber ich akzeptiere, dass du nicht das Bedürfnis hast, mit einem anderen Mann zu schlafen.“ Warum auch, wenn Xandros Pavlidis der tollste Liebhaber war, den eine Frau sich wünschen konnte?
Doch Rebecca schien mehr zu wollen, und das ermüdete ihn. Gefühlsmäßige Sicherheit zu bieten war er nicht bereit. Niemals. Beziehungen ging er ebenso kühl und analytisch an wie seine Arbeit. Seine Affären liefen nach dem gleichen Schema ab wie Fieberkurven. Und mit Rebecca hatte er die meisten Stadien bereits durchlebt.
Er war ihr nachgejagt und hatte sie verführt. Und er hatte es genossen, mit ihr zu schlafen, immer wieder. Aber noch mehr Nähe, und die Beziehung würde langweilig, vorhersehbar werden, und das wollte er nicht. Es war besser, sie zu beenden, solange sie noch erfreulich war. Dann würde er sie in bester Erinnerung behalten und nicht der Gleichgültigkeit opfern.
Doch obwohl er spürte, dass seine Zeit mit Rebecca dem Ende entgegenging, wehrte sich etwas in ihm dagegen, er wollte sie noch ein wenig verlängern. Irgendwie hatte er sich innerlich noch nicht von Rebecca gelöst, er brauchte noch etwas Zeit, ehe er sie endgültig aus seinem Leben strich. Selbst jetzt verlangte er erneut nach ihr.
„Am Zehnten dürfte ich wieder hier sein“, erklärte er. „In der Zwischenzeit unternimm etwas. Etwas, das dir wirklich Spaß macht. Gönne dir eine tolle Reise. Natürlich bezahle ich alles.“
Rebecca zuckte zusammen, weil eins von Xandros’ Handys klingelte. Er schien nicht einmal zu spüren, wie verletzend sein Angebot war, küsste sie kurz auf die Nasenspitze und war in Gedanken bereits woanders.
„Ich rufe dich an“, versprach er und meldete sich. „Bald“, formte er stumm mit den Lippen und ging ins Bad, während er sich mit dem Anrufer auf Griechisch unterhielt.
Auf der Heimfahrt war Rebecca niedergeschlagen und zutiefst verletzt. Wenn Xandros sonst weiterflog, tröstete sie sich mit Pralinen, einem Schaumbad oder einem neuen Buch. Doch heute war ihr einfach nicht danach, sich etwas zu kaufen. Früh schlafen gehen wollte sie auch nicht, was vernünftig gewesen wäre, weil sie am nächsten Morgen zeitig fliegen musste.
Unternimm etwas, hatte Xandros gesagt.
Natürlich bezahle ich alles.
Spürte er nicht, wie erniedrigend das war? Als hätte alles im Leben seinen Preis. Für ihn offenbar. Glaubte er, sie könnte sich von ihrem Gehalt keine Reise leisten? Sicher, verglichen mit seinen Milliarden war ihr Stewardesseneinkommen nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber ihr reichte es. Sie brauchte keine Jahrgangsweine oder ausgefallene Delikatessen.
Rebecca schloss ihre Wohnungstür hinter sich und blickte sich um. Bisher hatte sie Xandros noch nie offiziell zu sich eingeladen. Warum nicht? Weil er in London immer nur kurz Zwischenstation
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