Julia Extra Band 0294
machen?“, fragte er leise.
„Ja, schon, aber …“ In der Küche surrte ein Wecker. „Oje!“, rief Rebecca. „Ich muss schnell etwas ausschalten.“
„Lass es doch.“
„Aber das kann ich nicht, sonst verbrennt die Geflügelpastete.“
„Lass sie verbrennen, agapi mou .“ Xandros umfasste ihre Taille und zog Rebecca an sich. Ihre blauen Augen wurden dunkel vor Verlangen, und er küsste ihren Mund.
Doch diesmal konnte sie sich nicht entspannen. Roch es nicht schon ein bisschen verbrannt? Schließlich hatte sie sich mit der Pastete so viel Mühe gegeben! „Das Essen …“
Unmutig brummelte er etwas auf Griechisch, als sie sich von ihm löste.
„Ich sollte nach dem Essen sehen, Xandros.“
„Muss das sein?“
Liebkosend strich er ihr über die Wange, und sie zögerte. Sie wusste, dass er mit ihr schlafen wollte, und auch sie sehnte sich danach, aber diesmal wollte sie ihm nicht nachgeben. In den letzten Tagen hatte sie viel darangesetzt, dass dieser Abend vollkommen sein würde. Xandros hatte ihr ein kostbares Geschenk mitgebracht, aber das bedeutete doch nicht, dass sie alles vergessen und das Essen verbrennen lassen konnte.
„Du hast mich so oft zum Essen ausgeführt, dass ich dir diesmal etwas Leckeres auftischen möchte“, flüsterte sie, als er seine Fingerspitze sinnlich über ihre Lippen gleiten ließ. „Ich bin gleich wieder da.“
Verstimmt wartete Xandros, während Rebecca in der Küche geräuschvoll mit Töpfen und Pfannen hantierte, dann hörte er die Sauggeräusche einer Dunstabzugshaube, die einem Kleinflugzeug Ehre gemacht hätten. Als Rebecca endlich zurückkam und dampfende Speisen und Teller auf den Tisch stellte, war ihr Gesicht erhitzt, und einige ungebärdige Locken fielen ihr in die Stirn.
„Die Pastete ist leicht verbrannt.“
„Das sehe ich.“
„Daran bist du schuld, weil du mich geküsst hast.“
„Schuld?“, wiederholte er befremdet.
„Oder ich, weil ich es zugelassen habe.“
Xandros erwiderte ihr Lächeln nicht.
Schweigend bedienten sie sich. Rebecca konnte sich eines unguten Gefühls nicht erwehren, während sie ihm die am wenigsten verbrannte Portion der Pastete servierte.
„Wann hast du das letzte Mal richtige Hausmannskost gegessen?“
„Noch nie“, hätte er am liebsten wahrheitsgemäß erwidert. Doch er hütete sich, es auszusprechen, weil sie ihn dann mit Fragen bombardiert hätte.
Und war er nicht auch ein bisschen gerührt, weil sie sich für den Abend mit ihm so viel Mühe gegeben hatte?
Rasch verdrängte er die Empfindung. Was heute Abend ablief, war typisch: Sieh mal, was für eine perfekte Hausfrau ich sein kann, Xandros.
Oder: Ich möchte dich mit meinen Reizen verzaubern, Xandros.
Oder: Ich mache mich dir so unentbehrlich, dass du dich fragst, wie du je ohne mich auskommen konntest, Xandros.
Es gab genug Variationen dieses Themas. Sie alle gehörten zu den Spielchen, die Frauen abzogen. Zeig ihnen einen sexy ledigen Mann mit Milliarden auf der Bank, und bei ihnen spulte wie über Autopilot das volle Programm ab. Natürlich war seine Einstellung arrogant und selbstherrlich, aber es war nun mal eine Tatsache, dass die Frauen seit Jahren alles in die Waagschale warfen, um von ihm geheiratet zu werden.
Hatte Rebecca deshalb heute Abend diese rührende kleine Darbietung inszeniert? Glaubte sie, dass einem unermesslich reichen Mann wie ihm die Schlichtheit des einfachen Lebens ans Herz gehen würde? Konnte sie sich nicht denken, dass er das alles schon gehabt hatte … und noch einiges mehr?
„Xandros?“, drängte sie. Es irritierte sie, dass er ernst und unbewegt, fast etwas abschätzig dreinblickte. „Ich habe dich gefragt, wann du das letzte Mal richtige Hausmannskost wie diese gegessen hast.“
Er schenkte ihnen Wein nach und rang sich ein Lächeln ab. „Das weiß ich nicht mehr.“
Befremdet runzelte sie die Stirn. Über manche Dinge sprachen sie nie wie andere Paare. Warum sollte sie ihn nicht auch einmal nach Ereignissen aus seiner Vergangenheit fragen, nachdem sie nun schon so lange zusammen waren? Wie konnten sie sich besser kennenlernen, ohne einander wenigstens ein paar grundlegende Einzelheiten anzuvertrauen? „Erzähl mir von dir, als du noch ein kleiner Junge warst“, schlug sie sanft vor und versuchte, sich ihn als Kind vorzustellen.
„Möchtest du etwas Bestimmtes wissen?“, fragte er kühl.
„Nichts Bestimmtes, ich meinte eher Allgemeines.“ Bittend lächelte sie ihn an. Es interessiert mich
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