Julia Extra Band 0294
Herzen, als sie Romains Blick begegnete, der plötzlich nichts Kaltes mehr an sich hatte, sondern sie im Gegenteil eher zu versengen schien. Hastig schlug sie die Augen nieder und versuchte, sich allein auf Simon zu konzentrieren.
„… irgendwann heiratet ihr, und der letzte Shoot zeigt dich und deinen Liebsten im Kreis einer eigenen Familie“, erläuterte der Kameramann begeistert. „Das Ganze wird wie ein romantischer Traum, eine himmlische Fantasie rüberkommen.“
Jetzt wagte Audrey erst recht nicht mehr hochzuschauen. Sie fühlte sich irgendwie bloßgestellt. So als hätte jemand ihre geheimsten Sehnsüchte erraten und vor aller Augen ausgebreitet.
Dabei hatte sie nach dem schrecklichen Wirrwarr von Lüge und Wahrheit, das dem Tod ihres Vaters folgte, Abstand von ihrem Traum genommen und betrachtete sogenannte glückliche Familien inzwischen voller Skepsis und Zynismus. Sie und ihr Bruder konnten wahrlich bezeugen, dass so etwas in Wirklichkeit gar nicht existierte.
Nachdem noch diskutiert worden war, was das Team sich von dieser ersten Location als Start der romantischen Reise versprach und wann sie sich zum Dinner erneut treffen würden, beschloss Audrey, sich mit einer Entschuldigung zurückzuziehen. Sie war sehr erleichtert, als Romain keine Anstalten machte, ihr zu folgen.
Sobald sie den Speisesaal verlassen hatte, seufzte Audrey wie befreit auf, nur um im nächsten Moment heftig zusammenzuzucken, als sie von hinten angesprochen wurde. Es war Dominic, der ihr unbemerkt gefolgt war und sie mit einem unangenehmen Grinsen neugierig musterte.
Er sah eigentlich recht gut aus. Audrey wusste, dass sein nachlässiger Stil und dreister Charme auf bestimmte Frauen sogar eine verheerende Wirkung ausübte. Aber sie war dagegen nicht nur immun, sondern fühlte sich regelrecht abgestoßen.
„Was für ein Vergnügen, dich endlich mal wiederzusehen, Audrey. Ist ein Weilchen her, nicht wahr? Sicher erinnerst du dich noch an die guten alten Zeiten. Schade, dass du das Tempo nicht mithalten konntest …“
„Es ist tatsächlich lange her, Dominic.“ Audrey bemühte sich um einen leichten Ton. „War nett, mit dir zu plaudern, aber ich möchte noch einem Spaziergang vor dem Dinner machen, also …“ Damit wandte sie sich ab und wollte gehen, doch als sie einen harten Griff um ihr Handgelenk spürte, keuchte sie erschrocken auf.
„Was soll das?“
Sein Lächeln glich jetzt eher dem Zähnefletschen eines Löwen. „ Ich erinnere mich noch sehr gut …“ Dominics Stimme hatte einen drohenden Unterton angenommen. „Übrigens sehe ich Christian ab und zu. Als er erfuhr, dass ich mit dir zusammenarbeite, hat er mir so viel von dir erzählt, dass ich es kaum erwarten kann, dich noch näher kennenzulernen, Audrey …“ Dabei musterte er sie von Kopf bis Fuß. „Und wenn du inzwischen irgendetwas brauchst – egal was –, du weißt ja, wo du mich findest …“
Audreys Magen hob sich, und ihre Knie fingen an zu zittern. Sie wusste genau, worauf Dominic anspielte. Drogen!
Mit einem heftigen Ruck machte sie sich frei. „Von dir brauche ich gar nichts! Ich bin hier, um zu arbeiten und … Nein, bitte!“, rief sie in plötzlicher Panik aus, als er sie mit einer groben Geste versuchte an sich zu ziehen.
Hinter ihnen entstand eine Bewegung, und aus den Augenwinkeln konnte Audrey sehen, dass es Romain war, der gerade den Speisesaal verlassen hatte. Als sie seinem verächtlichen Blick begegnete, sank ihr Herz. Mit einem erstickten Laut machte sie sich erneut von Dominic frei, der immer noch unverschämt grinste, und floh.
Am Abend stand Audrey vor ihrem Bett und betrachtete unschlüssig die ausgelegte Kleidung. Auch wenn das heutige Dinner keine formelle Angelegenheit war, wollte sie so souverän und professionell wie nur möglich auftreten.
In Romains Gegenwart fühlte sie sich schrecklich unsicher und angreifbar. Deshalb brauchte sie unbedingt eine Art Rüstung – äußerlich und innerlich!
Zur Designerjeans und dem klassischen weißen T-Shirt wählte Audrey eine federleichte schwarze Kaschmirwickeljacke und ebenfalls schwarze Lack-Ballerinas. Das Haar steckte sie in einem lockeren Knoten fest, setzte schließlich noch ihre Brille auf und betrachtete sich kritisch im Spiegel.
Perfekter Look!, dachte sie mit einem Anflug von Galgenhumor. Irgendetwas zwischen pubertärem Cheerleader und fleißiger Studentin!
Spontan zeigte sie ihrem Konterfei die Zunge und bemühte sich, die roten Flecken auf Wangen und
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