Julia Extra Band 0294
ganz sichergehen …“
„Das gibt Ihnen aber noch lange nicht das Recht, sich in mein Privatleben einzumischen!“, fuhr sie gereizt dazwischen.
„Zur Hölle, und ob ich das Recht habe! Besonders, wenn Sie mit einem so zwielichtigen Typen wie diesem Dominic herumhängen und …“
„Und was?“, fragte Audrey eisig.
„Ich habe Sie beide zusammen gesehen.“
„Sie haben gar nichts gesehen!“
„Ich …“
„Na, kommt schon, ihr beiden! Wir wollen endlich mit dem Essen anfangen!“
Audrey fuhr herum und begegnete Vals neugierigem Blick.
Romain tat so, als sei nicht das Geringste geschehen, legte eine Hand unter ihren Ellenbogen und geleitete sie fürsorglich zum Tisch, wo er ihr einen Stuhl zurückzog und sich, als Audrey Platz genommen hatte, neben sie setzte. Während Audrey noch an einer Strategie feilte, wie sie seinen Unverschämtheiten für den Rest des Abends begegnen wollte, führte er längst eine lebhafte Diskussion mit Claire, der Stylistin am Set, die den Platz an seiner anderen Seite mit mehr Hast als Grazie erobert hatte.
Die um einige Jahre ältere, aber durchaus attraktive Blondine tat wirklich alles, um Romains Aufmerksamkeit gefangen zu halten, und Audrey redete sich ein, ihr dafür aufrichtig dankbar sein zu müssen. Als Claire dann aber perlend auflachte und eine perfekt manikürte Hand auf Romains Arm legte, konnte Audrey den Impuls, sie dort wegzuschlagen, nur mit Mühe unterdrücken.
„Alles in Ordnung, Audrey?“, fragte Simon, der ihr gegenübersaß, angesichts ihrer finsteren Miene.
„Alles bestens!“, beeilte sie sich zu versichern. „Ich bin nur ein wenig müde. Es war ein langer Tag.“ Sie schützte ein Gähnen vor.
„Und morgen wird es womöglich noch später werden“, vermutete Simon. „Wir wollen das gute Wetter ausnutzen und möglichst viel an einem Tag drehen.“
Nach dem Essen wurde im angrenzenden Salon noch ein Drink serviert, damit die einzelnen Crewmitglieder Gelegenheit bekamen, sich ein wenig intensiver kennenzulernen. Immerhin sollten sie die nächsten zwei Wochen zusammenarbeiten und waren aufeinander angewiesen, wenn das anspruchsvolle Projekt gelingen sollte.
Audrey wanderte zwischen ihren Kollegen hin und her, plauderte hier und da und mied eigentlich nur eine Person – und das war Dominic. Doch der machte es ihr auch leicht, weil er irgendwann klammheimlich mir Lucy im Schlepptau verschwand, was Audrey zu einem sorgenvollen Stirnrunzeln veranlasste.
Ihre junge Maskenbildnerin würde doch hoffentlich nicht auf Dominics fatalen Bad-Boy-Charme hereinfallen? Auf jeden Fall nahm Audrey sich vor, das ungleiche Paar im Auge zu behalten.
Als sie später in ihrem Bett lag und an die Decke starrte, stellte sie fest, dass sie sogar anfing, sich auf die Arbeit in den nächsten Wochen zu freuen. Eigentlich hörte sich das Konzept nach dem perfekten Urlaub an … allerdings mit einem Wermutstropfen im Paradies! Und das war der beunruhigende, arrogante und unerträglich herrschsüchtige Romain de Valois!
Der nächste Tag begann sehr früh – genau genommen vor dem Morgengrauen. Audrey, die eigentlich immer von allein zeitig aufwachte, hatte sich vorsichtshalber den Wecker gestellt, da Simon die ersten Aufnahmen am Meer, in der kühlen Morgendämmerung machen wollte.
Völlig unzulänglich bekleidet, stand Audrey barfüßig in einem bodenlangen, durchscheinenden Chiffonkleid am Sandstrand. Um ihre Schultern lag ein dicker Parka, den sie erst in der letzten Sekunde ablegen würde.
Und dann hätte sie nichts weiter zu tun, als am Strand entlangzuschlendern, kurz zu verharren, wenn sie eine Flaschenpost fand, und diese dann aufzuheben. Der Sinn des Ganzen bestand darin, dass sie in jener Flasche einen geheimnisvollen Brief finden würde, der sie an die anderen Schauplätze rund um die Welt führen sollte.
Zitternd wartete sie darauf, dass Simon und Dominic alles vorbereiteten. Glücklicherweise hatte Romain sich offenbar nicht bemüßigt gefühlt, alles noch einmal selbst in Augenschein zu nehmen, denn …
„Audrey?“
Romain!
„Ja?“ Nur widerstrebend wandte sie sich ihm zu. Unter seinem Blick wurde ihr so heiß, dass sie den Parka fast in einem plötzlichen Impuls von den Schultern gestreift hätte.
Nie zuvor war sie ihm so aufregend attraktiv und begehrenswert erschienen wie in diesem Moment, da ihr glänzendes schwarzes Haar vom Wind zerzaust wurde und die Augen in einem dunklen eisigen Blau strahlten …
Fast hätte Romain vergessen, warum
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