Julia Extra Band 0294
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4. KAPITEL
Lily ging wie in Trance an Bord des Privatjets – Paolo hatte eine Hand auf ihren Rücken gelegt, als ob er sie daran erinnern wollte, dass es nun kein Zurück mehr gab. Teilweise lag das an dem Wissen um die vor ihr liegenden Ereignisse, zum Teil aber auch daran, dass Paolo sich ihr gegenüber richtig nett verhielt.
Gestern Abend, als sie zu Bett gegangen war, hatte ihr noch sein Kompliment über ihre neue Frisur in den Ohren geklungen. Und heute Morgen hatten seine Augen anerkennend gefunkelt, als sie ihm ihr Reiseoutfit, ein cremefarbener Hosenanzug mit hochhackigen Sandalen, präsentierte.
Dann hatte er auch noch ein Taschentuch aus der Hose gezogen und ihr den roten Lippenstift, den sie so sorgfältig aufgetragen hatte, behutsam abgewischt.
Die sanfte Berührung, kam es ihr vor, vertrieb jeden klaren Gedanken aus ihrem Kopf.
Sein Blick war konzentriert, der Hauch eines Lächelns lag auf seinen Lippen. Unvermittelt erwachte in ihr der Wunsch, sich an ihn zu schmiegen. Fast glaubte sie, ohnmächtig werden zu müssen, als er mit einem Finger über ihre halb geöffneten Lippen strich. Seine Stimme schien samtiger und tiefer als sonst zu klingen.
„Dein Mund ist wunderschön. Weich und sinnlich. Rosig und einladend. Es ist eine Sünde, ihn mit rotem Lippenstift zu verdecken.“
Einladend. Was sollte das denn bedeuten? Dass er sie küssen wollte? Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals.
Angestrengt bemühte sie sich, der Versuchung zu entkommen. Natürlich wollte er sie nicht küssen! Es war doch völlig klar, was er vorhatte!
Den Zeitpunkt, wann er begonnen hatte, sie wie eine lebende atmende Frau zu behandeln, konnte sie genau festmachen. Gleich nachdem sie ihm gesagt hatte, sie könne ihn unmöglich als Freund ansehen, wenn er nichts anderes tat, als auf ihren Gefühlen herumzutrampeln.
Nur um sie gefügig zu machen, hatte Paolo Venini seinen Charme eingeschaltet!
Und obwohl ihr das völlig klar war, verspürte sie Schmetterlinge im Bauch, als er sich jetzt zu ihr hinüberbeugte und den Sicherheitsgurt für sie anlegte. Sie atmete seinen Duft ein und fühlte sich sehr leicht.
Gefährlich, hallte eine Stimme durch ihren Kopf.
Aber nur, wenn ich es zulasse, erinnerte sie sich streng. Und das würde sie nicht. Sie war stark genug, um sein überwältigendes erotisches Charisma zu ignorieren!
Kaum war das Flugzeug gestartet, löste sie ihren Gurt selbst, um ihm zuvorzukommen. „Du hast gesagt, du willst arbeiten“, gelang es ihr recht gelassen zu sagen. „Bitte, nur zu. Ich werde dich nicht stören.“
„Das freut mich zu hören.“
Wärme in seiner Stimme … ja sogar ein Lächeln. Ihre Nervenenden prickelten. Dennoch starrte Lily stur geradeaus. Wenn sie ihn nicht ansah, würde es auch keine Probleme geben.
Ihr Profil gefiel ihm sehr. Lange dichte Wimpern senkten sich über große graue Augen, darunter eine süße Stupsnase und die sinnlichen Lippen, jetzt zu einer schmalen Linie zusammengepresst. Ein Zeichen von Furcht? Zum ersten Mal empfand Paolo Mitleid mit ihr. Ihr gefiel die Situation nicht, in die er sie hineingezogen hatte. Nun war es an ihm, die bevorstehenden Wochen so angenehm wie möglich für sie zu gestalten.
Da gab es noch andere Gefühle, die sie geweckt hatte, wie ihm auffiel. Heute Morgen hatte ihn ihr Aussehen tatsächlich in Erstaunen versetzt. Ohne die unförmigen Arbeiterhosen und die abgetragenen Tops war aus dem dünnen Mädchen eine sinnliche Venus geworden. Der wie angegossen sitzende Anzug, den sie für die Reise ausgewählt hatte, betonte ihre perfekten kleinen Brüste, die schmale Taille und die wunderbar weiblichen Kurven ihrer Hüften.
Ein Gefühl von Stolz stieg in ihm auf. Er war für diese Verwandlung verantwortlich. Madre würde ihm ohne Probleme glauben, dass er diese Frau zu seiner zukünftigen Braut gewählt hatte.
Paolo griff in die Innentasche seines Jacketts. Lily starrte in die Wolken hinaus. Als er ihren Arm berührte, versteifte sie sich. Wachsam. Wie ein Kätzchen, das nicht wusste, aus welcher Richtung der nächste Tritt kommen würde.
Seine Miene verhärtete sich. Madre Dio! Hatte er sie wirklich so schlecht behandelt? Das würde sich ändern müssen. Seine Mutter war eine Verfechterin strikter Prinzipien, aber selbst sie erwartete, dass ein frisch verlobtes Paar sich hin und wieder anfasste!
„Lily.“ Ihr Name, der ihm so sanft über seine Lippen kam, erregte ihre Aufmerksamkeit. Mit weit geöffneten Augen wandte sie sich zu
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