Julia Extra Band 0294
und wieder an diesen Moment erinnern. Und möglicherweise würde er dann versonnen lächeln, wenn er zurückdachte …
„Du bist alles, wovon ich immer geträumt habe, und noch viel mehr“, murmelt Paolo ernst. Er half ihr, die zierlichen Sandalen wieder anzuziehen. Dann streckte er die Hand aus und zog Lily hoch. Die Morgenröte tauchte die Hügel der Toskana in faszinierendes Licht. „Du weißt, amata mia , dass es nun außer Frage steht, nicht zu heiraten.“ Zärtlich küsste er sie auf die Nasenspitze. „Ich habe keinen Schutz verwendet. Du könntest schwanger sein.“
Paolo spürte, wie sie erschauerte. Er runzelte die Stirn. Bestimmt war ihr der Gedanke, sein Kind zu bekommen, nicht unangenehm, oder doch? Das konnte nicht sein! Nicht nach der leidenschaftlichen Perfektion, die sie miteinander geteilt hatten!
Dann setzte sein logischer Verstand wieder ein. Er lächelte. Die Morgenluft war kühl. Sie fror. Behutsam legte er ihr sein Jackett um die Schultern. Einen Arm um ihre Taille geschlungen, schlenderten sie langsam zum Haus zurück.
Dass sie miteinander geschlafen hatten, war nicht geplant gewesen. Er hatte ihr seinen Respekt erweisen und bis zur Hochzeitsnacht warten wollen. Aber wie könnte er eine Sekunde der vergangenen Nacht bedauern?
Ein abgeklärter Zyniker hätte einwerfen mögen, dass er ja nie an die romantische Idee geglaubt hatte, sich jemals zu verlieben. Und doch war es passiert! Sein Herz wollte schier bersten vor Freude.
Dio mio! Wie hatte er es nicht bemerken können? Die ganze Zeit über hatte er sich mehr und mehr in sie verliebt … sein Antrag, seine Manipulationen hatten nichts damit zu tun, seine Mutter glücklich zu machen. Vielmehr war es ihm um sein eigenes Glück gegangen! Geahnt hatte er es zum ersten Mal, als brennende Eifersucht ihn beim Anblick seines Cousins Orfeo durchströmt hatte, der seine Hände nicht von Lily hatte lassen können!
„Eigentlich wollte ich dich für ein paar Tage nach Amalfi entführen“, sagte er. „Dafür bleibt uns jetzt keine Zeit mehr. Die Hochzeitsvorbereitungen werden uns zu sehr in Anspruch nehmen.“
Plötzlich versteifte Lily sich. Kälte stieg in Paolo auf. Zum ersten Mal in seinem Leben empfand er Unsicherheit. Und er hasste dieses Gefühl!
„Willst du nichts dazu sagen?“ Sein Tonfall war härter als beabsichtigt.
Lily atmete tief ein. Der Gedanke an eine mögliche Schwangerschaft hatte sie wortwörtlich überwältigt.
„Und wenn ich nicht schwanger bin?“
Paolo grinste. Erleichterung durchströmte ihn. Machte sie sich nur darum Sorgen? Zugegeben, sein ursprünglicher Heiratsantrag war nicht sonderlich schmeichelhaft gewesen. Schließlich hatte er immerzu nur von seiner Mutter gesprochen!
Vielleicht glaubte sie, dass er, nachdem er ihren verführerischen Körper genossen hatte, das Interesse an ihr verlor und nur auf der Hochzeit bestand, wenn sie ungewollt schwanger wurde.
„Das macht keinen Unterschied“, versicherte er ihr. „Wir heiraten!“ Er hob sie in seine Arme und trug sie zum Haus zurück.
Wie ein Kämpfer, schoss es Lily durch den Kopf, der seine Kriegsbeute nach Hause bringt.
Paolo wirkte sehr zufrieden mit sich. Das mitternachtsschwarze Haar ein wenig zerzaust, ein kleines Lächeln auf den sinnlichen Lippen und ein sehr lebendiges Funkeln in den ausdrucksstarken goldenen Augen. Wie immer, wenn sie ihn ansah, raubte es ihr den Atem. Und die vergangene Nacht … die würde sie niemals vergessen. Nie würde sie bereuen, diese überwältigende Ekstase erlebt zu haben.
Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie sich daran erinnerte, wie es das erste Mal gewesen war. Nur einen winzigen Schmerz hatte sie empfunden, woraufhin Paolo sofort innegehalten und sich sanft ein wenig zurückgezogen hatte. Sie jedoch hatte sich ihm entgegengebogen. „Hör nicht auf, bitte“, hatte sie ihn stürmisch gedrängt.
Niemals würde sie Scham über ihr leidenschaftliches Verhalten empfinden. Alles hatte sich so wunderbar angefühlt. Erschöpft fragte sie sich, ob man es ihr vorwerfen würde, auch den nächsten Schritt getan zu haben.
Paolo zu heiraten bedeutete, schon bald an einem gebrochenen Herzen zu leiden. Denn der Reiz des Neuen verflog nur allzu schnell, dann würde das Unvermeidliche geschehen und er sich wieder nach einer neuen Blondine umsehen.
War genau das in seiner ersten Ehe geschehen? Hatte seine Frau, wie Renata andeutete, es vorgezogen, Selbstmord zu begehen, anstatt das Leben einer verschmähten
Weitere Kostenlose Bücher