Julia Extra Band 0295
Erscheinen allein – egal, ob mit zersaustem Haar und zerknittertem Pyjama – hatte sie ihm den Atem geraubt. Brooke und ihre grünen Augen …
Vermutlich hätte er sie gehen lassen sollen. Er hätte sie in einem Hotel unterbringen oder sogar auf die Bahamas verfrachten können – unerreichbar für die Medien.
Aber er wollte sie in seiner Nähe haben. Das wünschte er sich seit endlos langer Zeit. Und da sie nun bei ihm war, fiel es ihm viel schwerer, sie wieder gehen zu lassen. Denn das würde er müssen – aus vielen Gründen.
Er riskierte mehr, als ihr überhaupt klar war. Wenn ihre Anwesenheit in seinem Haus tatsächlich zur Titelstory geriet, konnte das über Jahre erworbene Ansehen seiner Firma in Gefahr sein.
Außerdem hatte Brooke ihm nie wirkliches Interesse signalisiert. Indem er sie zum Bleiben überredete, verlängerte er nur seine eigenen Qualen. Abgesehen davon war sie die Frau seines besten Freundes. Und daran würde sich niemals etwas ändern.
Es gab nur einen einzigen Grund, warum er sie nicht gehen lassen konnte: Er verehrte sie. Und das konnte er nicht länger leugnen. Er bewunderte ihre fröhliche Art, ihren Mut und ihren festen Willen, für ihre Kinder zu sorgen. Es war nicht leicht mit anzusehen, wie hart sie dafür kämpfen musste. Aber er freute sich über ihre Erfolge, als seien es seine eigenen. Er fühlte sich so stark zu ihr hingezogen, dass es ihn beinahe körperlich schmerzte. Doch war dieser Grund stark genug dafür, um sie zu kämpfen? Oder eher ein weiterer Grund, sie fortzuschicken?
Aber dies war nicht die Zeit, eine Antwort zu erzwingen. Zunächst musste er Brooke erst einmal beruhigen und ihr das Gefühl geben, in Sicherheit zu sein. Das hatte er ihr versprochen, und dazu stand er.
„Also, das wäre geklärt. Was steht heute sonst auf deinem Programm?“, fragte er.
„Ich habe nicht weiter als bis gestern geplant“, gestand Brooke.
„Ich muss für ein paar Stunden nach Melbourne fahren. Kommt ihr so lange allein zurecht?“
„Selbstverständlich.“ Brooke straffte die Schultern und baute sich auf, um ihm zu signalisieren, dass sie alles fest im Griff hatte. Mit den unordentlichen Zöpfen und dem Winnie-Pu-Pyjama hatte sie dabei allerdings geringe Chance auf Erfolg.
„Falls ihr etwas unternehmen wollt, überlasse ich dir die Schlüssel von meinem Sportwagen. Im Kühlschrank findest du genügend Vorräte. Ich kann dir aber auch noch etwas Bargeld dalassen für …“
„Nein“, unterbrach ihn Brooke.
„Nein? Was meinst du?“
„Das Bargeld.“
„Zwanzig Dollar machen mich nicht arm, Brooke.“
„Ich habe mein eigenes Geld vom Verkauf der Möbel. Genug jedenfalls für Essen und Kleidung in der nächsten Zeit. Wie ich schon sagte, ich will nicht auf Almosen von irgendwem angewiesen sein“, erklärte sie und blickte ihn an.
Sah er da eine Spur Angst in ihren grünen Augen? Die Sorge darüber, nicht wieder auf die Beine zu kommen?
Dan war geschockt. Wie kam es, dass diese Frau so wenig Vertrauen in sich selbst und auch in andere setzte? Hatte das allein Cal zu verantworten?
Dan beugte sich vor, sagte aber nichts, bis sie ihn anschaute. „Ich bin nicht irgendwer, Brooke.“
Sie schluckte und erwiderte seinen Blick. Schließlich löste sich ihre Anspannung, und sie brachte sogar ein kleines Lächeln zustande. „Das weiß ich, Dan. Aber du hast schon mehr als genug geholfen. Ich weiß gar nicht, womit ich das verdiene.“
Zärtlich legte sie eine Hand auf seine und umschloss seine Finger.
„Aber ich will kein Geld. Niemals. Dann käme ich mir vor, als sei ich wirklich am Ende.“ Sie entzog ihm ihre Hand und atmete tief durch. „Jetzt sollte ich aber wirklich nach den Kindern sehen und ihnen Beine machen.“
Dan nickte. „Ich mach mich gleich auf den Weg. Wir sehen uns am Nachmittag.“
Kurz lächelte sie ihm zu und verließ dann die Küche. Darin konnte Dan keinen Hinweis erkennen, ob sie sich auf seine Rückkehr freute oder froh war, dass er ging.
Dan ballte seine Hand zur Faust. Warum ausgerechnet Brooke? Warum hatte er sich nicht in irgendein süßes junges Ding verliebt, das seine Liebe erwiderte?
Er hatte sich mit vielen aufregenden Frauen verabredet – ob blond, brünett oder rothaarig. Außerdem gab es Emily, seine gute Freundin und gelegentliche Abendbegleitung. Sie war eine tolle Frau. Intelligent, humorvoll, attraktiv, und sie arbeitete in derselben Branche wie er. Und sie hatte rechtzeitig eingesehen, dass sie beide niemals mehr
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