Julia Extra Band 0295
lauter dummes Zeug redet.“
Sein tiefes Lachen trieb ihr heiße Schauer über die Haut. „So schlimm ist es nicht“, widersprach Dan. „Schließlich gehört es zu den schönsten Vergnügungen des Lebens: jemanden zu finden, zu dem man sich hingezogen fühlst, der eine halbwegs intelligente Unterhaltung führen kann und der dieselben Dinge mag wie man selbst.“
Allein die Art, wie er die Worte aussprach, ließ ihr Herz heftig klopfen. Allmählich glaubte sie, die Kontrolle über ihren Körper zu verlieren. „Hast du deshalb noch keine eigene Familie gegründet? Weil du den Kick neuer aufregender Abenteuer magst?“
Als er sie daraufhin breit anlächelte, wünschte Brooke sich, sie hätte nicht gefragt. Sogleich durchströmten sie all diese herrlichen Gefühle, die sie mit ersten Dates, Abschiedsküssen vor der Haustür und aufblühenden Beziehungen verband. Fest umklammerte sie ihren Becher und starrte in den Kaffee.
„Wie die meisten Junggesellen“, stellte er klar, „habe ich bisher nicht geheiratet, weil ich die richtige Frau noch nicht gefunden habe. Die Frau, mit der ich den Rest meines Lebens verbringen will. Und sobald ich ihr begegne, wird sie die einzige sein, die ich küsse und in die Arme schließe. Nur mit ihr will ich zusammen einschlafen. So eine wichtige Entscheidung kann man nicht leichtfertig treffen.“
Eindringlich beobachtete Brooke, wie Dan sorgfältig den Tresen abwischte. Ihr Mund fühlte sich plötzlich wie ausgetrocknet an, und sie musste schlucken.
Groß, ungestüm und eigensinnig – so hatte Brooke ihn stets gesehen. Als ihr Sicherheitsnetz. Nie hätte sie in ihm einen Romantiker oder einen Poeten vermutet. Doch wenn sie all diese Eigenschaften zu einem vollständigen Bild zusammenfügte, dann schien er ihr auf einmal eine … echte Bedrohung zu sein.
Brooke räusperte sich. „Bist du denn wirklich überzeugt, dass die Menschen sich auf immer und ewig und von ganzem Herzen treu sein können?“
Dan blinzelte ein Mal. Zwei Mal. Er spülte das Tuch aus und legte es über den Wasserhahn, während er über ihre Frage nachdachte. Langsam drehte er sich um und sah ihr ernst in die Augen.
„Ja, das bin ich“, sagte er endlich. „Trotz aller Gegenbeispiele glaube ich fest an das Glück bis ans Ende aller Tage. Ich weiß einfach, dass die richtigen beiden Menschen glücklich miteinander leben können, bis sie alt und grau sind. Das Problem heutzutage ist, dass viele Paare sich aus den falschen Gründen zusammentun, statt auf den richtigen Partner zu warten. Das kann nur böse enden.“
Zweifellos sprach er von ihr. Und Cal. Sicherlich auch von den unzähligen anderen jungen Paaren draußen in der großen weiten Welt, die sich bemühten, ihre Ehe aufrechtzuerhalten. Aber in diesem Moment meinte er sie.
Hatte sie damals die erstbeste Chance ergriffen? Hatte ihr verzweifelter Wunsch, in einer Beziehung zu leben, sie in Cals Arme getrieben? Oder war es die Aussicht darauf gewesen, der Fürsorge ihrer Schwester zu entkommen?
Wenn sie gewartet hätte … dann gäbe es Beau und Lily nicht. Und damit erübrigte es sich mit einem Schlag, ihre früheren Entscheidungen zu bedauern.
Zur Ablenkung holte sie sich Dans Zeitung und setzte sich wieder an den Tresen. „Du und Emily, ihr seid also wirklich ein Paar?“ Diesmal fragte sie bewusst danach, ob diese Frau die einzige bleiben sollte, die er jemals küssen und lieben wollte.
Aufmerksam musterte Dan ihr Gesicht und blickte ihr tief in die Augen. Sie fühlte sich wie verzaubert. Nichts auf der Welt könnte sie dazu bringen, etwas anderes zu tun, als ihn anzusehen und auf seine Antwort zu warten. Hitze breitete sich in ihrem Innern aus, und ihr Körper schien ihr nicht mehr zu gehorchen. Was passierte da zwischen ihnen?
„Emily und ich stehen uns sehr nahe“, erklärte er.
Brooke bemerkte, wie ruhig und gelassen sein Ton war, wie gefasst er wirkte. Während sie mit ihrer eigenen Minitragödie beschäftigt war, hatte sich Dan inzwischen irgendeine glückliche Emily geschnappt. Das war ja wohl auch in Ordnung. Er verdiente es – und viel mehr.
„Schön für dich. Und für Emily natürlich. Ich kann dir nur raten, besonders gut achtzugeben. Die wahre Liebe ist zerbrechlicher, als du dir vorstellen kannst.“
Sie lächelte ihm zu und trank ihren Kaffee in großen Schlucken. Er brannte auf der Zunge, aber wenigstens ließ dieser kleine Schmerz sie das innere Chaos vergessen.
Ein flüchtiger Blick auf die Zeitung riss sie in die
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