Julia Extra Band 0295
Brieftasche aus dem Gästezimmer, ergriff seine Autoschlüssel und seinen Mantel und eilte aus der Tür. Er durfte Reese jetzt nicht allein lassen, denn er wusste, was für ein emotionaler Augenblick dies für sie war.
Reese stand regungslos auf der Innenseite der automatischen Schiebetür des großen Spezialgeschäfts für Baby- und Kinderartikel, atmete durch den Mund und wartete darauf, dass ihre Nerven sich beruhigten. Es hatte Zeiten gegeben, wo sie schon beim Anblick von Lätzchen und Schühchen in Tränen ausgebrochen war.
Aber nicht heute.
Trotzdem kam sie sich beinahe wie eine Hochstaplerin vor. Als hätte sie nicht das Recht, sich Mutter zu nennen. Energisch verdrängte sie den Gedanken und blickte zum fünften Mal auf ihre Uhr. Sara war noch nicht da. Sie verspätete sich sonst nie.
Eine junge Frau in einem T-Shirt mit dem Logo des Geschäfts trat heran. Reese schätzte, dass sie ungefähr zwanzig Jahre alt war. Ihr Namensschild besagt, dass sie Brandi hieß.
„Hi. Kann ich Ihnen helfen? Sie wirken ein bisschen verloren.“
„Oh nein, ich bin hier durchaus richtig.“
Brandi runzelte kurz die Brauen, und Reese hätte sich am liebsten einen Tritt gegeben wegen ihrer abweisenden Antwort.
„Suchen Sie ein Geschenk?“, versuchte Brandi es erneut.
„Nein, ich warte auf jemanden. Eine Freundin. Wir wollten uns hier um drei Uhr treffen, um eine Liste für eine Babyparty anzulegen.“
„Oh, wann ist Ihre Freundin denn so weit?“
Reese spürte, dass ihr Gesicht heiß wurde. „Die Party ist nicht für sie, sondern für mich.“
Sie hatte ihren Wintermantel inzwischen geöffnet, und Brandis Blick glitt verstohlen zu ihrer schmalen Taille. „Und wann ist Ihr Termin?“
Reese widerstand dem Bedürfnis, ihren Mantel wieder zu schließen. „Ich … ich erwarte kein Baby.“ Sie zögerte einen Moment und fügte hinzu: „Ich werde ein Kind adoptieren.“
Brandi sah überrascht auf. „Oh, echt cool. Werden Sie nach Russland oder nach Südamerika reisen oder in ein anderes exotisches Land, um es zu holen?“
„Nein, das Baby ist Amerikaner. Es ist eine inländische Adoption.“
Brandi nickte. „Cool“, sagte sie erneut. „Ich habe auch schon überlegt, eines Tages ein Kind zu adoptieren. Vielleicht nachdem ich ein oder zwei eigene Kinder habe.“
Reese lächelte mühsam weiter. Sie hatte solch eine Bemerkung schon öfter gehört. Die meisten Leute ahnten nicht, wie viel Zeit, Geld, Geduld und Entschlossenheit eine Adoption erforderte. Erst recht nicht, wie viel Schmerz sie mit sich brachte, der manchmal die Oberhand gewann.
„Viel Glück dafür“, antwortete sie nur.
„Und viel Glück für Sie. Einfach toll! Sie müssen wahnsinnig aufgeregt sein.“
„Ja, das bin ich wirklich.“ Diesmal war Reeses Lächeln für die junge Frau aufrichtig.
„Wissen Sie schon, ob es ein Junge oder ein Mädchen sein wird?“
„Ein Junge. Er ist drei Monate alt und kommt am nächsten Dienstag zu uns nach Hause.“ Schon wenn sie es laut aussprach, begann ihr Herz zu flattern, und ihr Puls setzte einen Schlag aus.
Brandi deutete zur Theke des Kundendienstes. „Kommen Sie zu mir, wenn Ihre Freundin eingetroffen ist. Ich werde Ihnen genau sagen, was Sie tun müssen, um eine Geschenkliste für Ihre Party aufzustellen.“
„Danke.“
Reese drehte sich erneut zur Glastür und riss erstaunt die Augen auf. Duncan überquerte gerade den Parkplatz, die Hände tief in den Taschen seines Ledermantels vergraben. Der Wind zerzauste sein dunkles Haar und rötete seine schlanken Wangen. Ihr Herz tat bei seinem Anblick einen zusätzlichen Schlag, bevor sie sich energisch zur Ordnung rufen konnte.
Die Schiebetüren öffneten sich, und Duncan trat mit einem kalten Luftzug ein.
„Hi“, sagte er und schob sein Haar aus der Stirn.
„Hi. Was willst du denn hier?“
„Sara hat angerufen und die Nachricht für dich hinterlassen, dass sie die Verabredung mit dir nicht schafft. Im Büro ist etwas schiefgelaufen. Sie sagte, sie wollte es außerdem auf deinem Handy versuchen.“
„Ich habe mein Handy gar nicht dabei.“ Reese spitzte ihre Lippen.
„Das habe ich gemerkt.“
„Deshalb bist du extra hergekommen, um es mir zu sagen?“ Sie lächelte aufrichtig. „Das ist wirklich nett von dir. Danke.“
„Keine Ursache.“ Duncan schien beinahe verärgert zu sein über ihre Dankbarkeit. „Sara meinte, sie könnte dich heute Abend oder morgen begleiten, wenn du möchtest.“
„Okay.“ Reese begann, ihren
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