Julia Extra Band 0295
Mantel wieder zuzuknöpfen.
„Kann ich dir vielleicht helfen?“
Sie rührte sich nicht, sondern sah ihn scharf an. „Du willst mir helfen, die Liste für die Babygeschenke zusammenzustellen?“
Er hob die Schultern. „Ich dachte nur … Ach, vergiss es.“
„Nein, entschuldige. Du hast mich völlig überrumpelt.“ Das schien ihm neuerdings häufig zu gelingen, mit kleinen Berührungen, wohlüberlegten Gesten – und mit diesem verflixten Kuss. Ihre Lippen brannten immer noch, und die Bemerkung, die er anschließend gemacht hatte, verfolgte sie unablässig .So etwas nennst du Sex? Sicher, es ist eine ganze Weile her für uns beide. Aber ich dachte, dies wäre nur ein Kuss gewesen.
Duncan beobachtete sie und wirkte seltsam – verlegen?
„Du möchtest die Einkäufe sicher lieber mit Sara machen.“
Nein. Ich meine, wo wir schon hier sind … Weshalb bringen wir den Ball nicht wenigstens ins Rollen? Die Party findet erst in knapp einem Monat statt. Daniel braucht schon vorher einiges: einen Schlafsack, Flaschen, Windeln, Wäsche für das Gitterbettchen … Ich wollte sowieso schon einiges mitnehmen.“
„Okay.“
Brandi gab ihnen ein kleines Gerät, mit dem sie die Strichcodes der Dinge abtasten sollten, die sie ausgewählt hatten. Auf diese Weise wurde alles sofort im Computer registriert. Im Grunde brauchten sie nur die einzelnen Gänge des großen Geschäfts entlangzugehen und ihre Wahl zu treffen.
Trotzdem nahmen sie auch einen Einkaufswagen mit, um die unmittelbar benötigten Sachen gleich einpacken zu können. Duncan war die erste Zeit sehr still und äußerste seine Meinung kaum. Reese jubelte dagegen immer wieder laut auf, bei den Schwimmtieren für die Badewanne und den Lätzchen ebenso wie bei den Schnabeltassen und den Schnullern. Doch als sie in die Spielzeugabteilung kamen, leuchteten seine blauen Augen plötzlich auf.
„Den muss er unbedingt haben“, erklärte er und deutete auf einen verstellbaren Basketballring aus Plastik.
Die Verpackung zeigte das Bild eines goldigen Kleinkinds, das einen orangeroten Ball einwarf. Ein Exemplar war als Muster aufgestellt. Duncan hob den Ball auf und warf ihn durch den Ring. Fröhliches Summen erklang.
„Ist dir klar, dass es noch eine Weile dauern wird, bevor Daniel damit spielen kann?“, fragte Reese und unterdrückte ein Lächeln. Wie ein würdiger Bankpräsident sah ihr Ehemann in diesem Moment gerade nicht aus.
„Natürlich.“ Duncan zuckte mit den Schultern. „Es wird auch noch eine Weile dauern, bis er sein Topfstühlchen benutzen kann. Trotzdem hast du es auf die Liste gesetzt.“
Das war zwar nicht ganz dasselbe, doch Reese nickte. Sie war zu gerührt über die Begeisterung in Duncans Stimme, um mit ihm zu streiten oder ihn darauf hinzuweisen, dass er nicht da sein würde, wenn Daniel zu laufen begann. „Okay.“
Sie liefen den Gang weiter hinab. Reese schob jetzt den Einkaufswagen, und Duncan schwenkte den elektronischen Scanner wie ein Schwert. Kurz darauf hatte er mehrere Spielzeugsachen eingescannt und auch einige pädagogisch wertvolle Dinge, die Reese vorzog.
„Hier, guck mal!“ Er hob einen kleinen Baseball-Halbhandschuh auf und füllte die Ledertasche mit seiner geballten Faust. „Ich habe mir oft vorgestellt, wie viel Spaß es machen würde, meinem Sohn das Fangen beizubringen. Mein Vater hatte nie Zeit dafür. Er machte sich sowieso nichts aus Baseball.“ Seine Miene wurde versonnen, sogar ein wenig traurig: „Ich bin fest entschlossen, Zeit für meinen Sohn zu haben.“
„Oh Duncan“, murmelte Reese und hätte nicht sagen können, weshalb plötzlich Tränen in ihren Augen brannten.
Er sah auf, und sein Gesicht rötete sich. „Eines Tages, meine ich. Wenn ich wirklich Vater bin.“
6. KAPITEL
Trotz der geschlossenen Jalousie vor dem Fenster leuchtete das Kinderzimmer hellgelb. Es war ein sonniger Tag, wenn auch bitterkalt. Wir brauchen unbedingt einen Vorhang, dachte Reese und fügte ihn zu ihrer mentalen Liste hinzu. Außerdem spielte sie mit dem Gedanken, ein Bild an die Wand hinter dem Schaukelstuhl zu malen. Die Stelle war zu nackt. Vielleicht ein Motiv aus Hans im Glück oder Der Froschkönig .
Aber das hatte Zeit. Nichts war in diesem Moment wichtiger, als zu beobachten, wie Daniels Brust sich im Schlaf gleichmäßig hob und senkte. Er war zu Hause und schlief in dem Bettchen, dessen Anblick ihr viel zu lange nur Schmerzen bereitet hatte. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass das Baby da war –
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