Julia Extra Band 0295
Erbträger ist. Ich bin wohl ein besonders schlimmer Fall. Die Ärzte haben mir wenig Hoffnung gemacht, dass ich je ein gesundes Baby zur Welt bringe. Und ich habe nicht vor, mit dem Leben eines Kindes russisches Roulette zu spielen, nur um meine eigenen Wünsche zu verwirklichen.“
Niemals hatte Noah einen Menschen trauriger erlebt als Jennifer in diesem Moment. Erst als ihr Kopf an seiner Schulter lag, wurde ihm bewusst, dass er sie in den Arm genommen hatte. „Ich fühle mit Ihnen, Jennifer“, flüsterte er und drückte sie an sich.
„Danke. Es geht wieder.“ Sie machte sich frei und lächelte ihn traurig an. „Bitte kein Mitleid, Noah. Mir geht es nicht schlecht. Meine Familie ist wunderbar, meine Freunde kümmern sich um mich. Die Arbeit füllt mich aus. Zwar habe ich ein anderes Leben geplant, aber das, welches ich führe, ist auch gut.“
„Sie könnten einen Mann mit Kindern heiraten, Jennifer. Einen, der keine weiteren Kinder mehr will.“ Brannigan, das hört sich ja fast wie ein Antrag an, du Idiot .
Jennifer schien das nicht so zu empfinden. Sie schüttelte den Kopf. „Nur wegen der Kinder würde ich niemals einen Mann heiraten. Ich müsste ihn schon lieben.“ Sie schaute ihn bedauernd an. „Aber andere Kinder könnte ich niemals so lieben wie Cody. Es wäre ihnen gegenüber unfair.“
Noah verstand nicht recht. „Glauben Sie wirklich, Sie würden nur leiblichen Kindern eine gute Mutter sein?“ Das kam ihm absurd vor. Jennifer verströmte Liebe im Übermaß. Ihrem eigenen Sohn konnte sie unmöglich mehr gegeben haben.
„Ich würde sie nicht in der Art lieben, die ein Kind verdient.“ Sie wischte sich verstohlen mit der Serviette die Augen.
Er sah sie an. Ihre nassen Wangen, ihre schönen Lippen. Nie war die Versuchung, sie zu küssen, größer gewesen.
Doch sie wandte sich ab, setzte sich kerzengerade hin und lächelte die Kellnerin an, die an den Tisch trat, um Kaffee und Kuchen zu servieren.
„Sie sollten nicht allein bleiben“, murmelte er, als die Bedienung wieder gegangen war. „Sie sind die geborene Mutter.“ Manche Kinder brauchen eine Mutter wie dich.
Sie schaute in die Ferne. „Die Welt ist nicht perfekt. Kinder werden geboren, um zu leben, und doch sterben viele von ihnen. Menschen leben in Kriegsgebieten oder verhungern. Unsere Träume erfüllen sich selten, Noah.“
Eine heillose Wut ergriff ihn. Warum rebellierte sie nicht gegen die Ungerechtigkeit des Lebens, warum kämpfte sie nicht dagegen an? „Sind Sie so abgeklärt, oder tun Sie bloß so?“, fragte er angriffslustig.
Mit hochgezogenen Brauen sah sie ihn an. „Ist das nicht fast dasselbe?“ Sie verzog den Mund zu einem mutwilligen und herausfordernden Lächeln.
Plötzlich musste er lachen, versöhnlich und von Herzen kommend. „Wahrscheinlich“, sagte er, und sein Zorn war verraucht.
„Auch wir unverbesserlichen Optimisten sind für Überraschungen gut“, sagte sie und prostete ihm mit der Kaffeetasse zu.
Er biss in den Kuchen und nickte. Vom ersten Moment an hatte sie ihn überrascht. Immer weniger verstand er, warum ihr Exmann so dumm gewesen war, sie gehen zu lassen.
Denk nicht darüber nach! Es war gefährlich genug, dass er nachts von ihr träumte. Tagsüber verbot er sich, an sie zu denken. Er war ein Mann im Niemandsland.
„Nein. Hol ihn noch nicht ab. Lass ihn noch eine Weile hier“, bat Uncle Joe am Telefon. „Tim und ich sind gerade sehr beschäftigt. Lass uns Zeit bis sechs Uhr.“
Jennifer seufzte und schaute aus dem Fenster. Noah war noch bei einer Besprechung in einem neuen Industriegebiet bei Brisbane, wollte aber, dass sein Sohn zu Haus war, wenn er zurückkam. In der vergangenen Woche hatte der Junge jeden Nachmittag mit seinem neuen Freund Ethan bei Joe verbracht. Woran er auch bastelte, es stand wohl kurz vor der Vollendung.
Was immer sie tat war falsch.
Als Noah vorfuhr und „Kinder, ich habe Geschenke für euch“ rief, bereute sie ihre Entscheidung.
Die Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Ich höre, dass Tim noch bei Uncle Joe ist“, sagte er über die Köpfe der aufgeregten Kinder hinweg. Cilla drückte eine Puppe an sich, die sprechen und trinken konnte. Rowdy untersuchte seine große neue Wasserpistole.
„Tut mir leid, Noah. Uncle Joe sagte, dass ihr Projekt fast beendet ist.“
„Und da konnten Sie nicht Nein sagen.“ Er sah traurig aus.
Er wandte sich ab und half den Kindern in den Wagen. Jennifer zwang sich zu lächeln und winkte den
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