Julia Extra Band 0295
Tages so nahe fühlen würde, dass sie mit ihm darüber reden konnte.
„Ja, sicher, Limonade klingt super – vor allem wenn Maria noch ein paar von den Haferflockenkeksen hat, die wir dazu essen können.“
Sie machten sich auf den Weg in die Küche und bemerkten weder, dass Judith ihre Unterhaltung belauscht hatte, noch, dass sie lächelte, als sie gingen. Sobald Justin und Marilee verschwunden waren, eilte sie in die Bibliothek, um einen Anruf zu tätigen. Einige Minuten später legte sie auf und war äußerst zufrieden. Der Privatdetektiv, den sie engagiert hatte, würde mit Sicherheit ein paar belastende Beweise über Marilees Vergangenheit herausfinden. Und dann wäre Judith ihre ungeliebte Schwiegertochter ein für alle Mal los.
Beim gemeinsamen Essen an diesem Abend fiel Marilee auf, dass Judith lustlos in ihrem Essen herumstocherte – und innerlich machte sie sich auf eine Auseinandersetzung mit ihrer Schwiegermutter gefasst.
Justin fand es amüsant, dass sie so viele von Judiths Eigenheiten beobachtet und sich gemerkt hatte. Doch für Marilee war das nichts weiter als reine Selbstverteidigung. Wenn Judith lächelte, ohne dabei ihre Zähne zu zeigen, bedeutete es Verachtung. Wenn sie ärgerlich war, zuckte ihr linkes Auge ganz leicht. Und wenn sie auf den geeigneten Moment wartete, um ein Thema anzusprechen, von dem sie wusste, dass es Gavin nicht gefiel, stocherte sie in ihrem Essen herum.
Zu Marilees Entsetzen blickte Judith, als sie schließlich ihre Gabel beiseitelegte und aufsah, direkt zu ihr herüber. Und als sie dann auch noch lächelte, ohne ihre Zähne zu zeigen, machte Marilee sich auf das Schlimmste gefasst.
„Marilee … meine Liebe … ich habe ganz tolle Neuigkeiten. Einige meiner Freunde wollen für dich eine Babyparty organisieren. Natürlich habe ich ihnen gesagt, dass sie mit den Vorbereitungen und dem Verschicken der Einladungen noch warten sollen, weil ich erst mit dir darüber reden will. Sie möchten auch deine Familie und Freunde einladen.“
Das war das Letzte, was Marilee aus dem Mund von Judith zu hören erwartet hätte. Verunsichert warf sie Justin einen Blick zu. Er lächelte von einem Ohr zum anderen.
„Also … das ist wirklich nett“, erwiderte Marilee. „Dabei habe ich erst ein paar von ihnen getroffen.“
Judiths Lächeln wirkte beinahe ein bisschen spöttisch – doch das war ihr nicht bewusst.
„Ich weiß. Auch ich war ein wenig überrascht“, sagte sie. „Also … wenn du dann vielleicht eine Liste mit den Namen und Adressen machst, werde ich sie weiterleiten.“ Sie wandte ihren Blick von Marilees Gesicht zu ihrem Bauch. „Und es muss recht schnell geschehen. Gott weiß, wann dieses Baby zur Welt kommt.“
Justins Lächeln erstarb, und er sah seine Mutter aus zusammengekniffenen Augen an.
„Oh, mein … Ich meinte es nicht so, wie es sich vielleicht angehört hat“, beeilte sie sich zu erklären. „Ich wollte nur sagen, dass es beim ersten Kind immer schwierig vorauszusagen ist, wann es kommt.“
Marilee wollte sich nicht auf einen Streit mit Judith einlassen. Sie legte ihre Hand auf Justins Arm und drückte sie ganz sacht. Dann wandte sie sich an Judith. „Wie du weißt, sind meine Eltern bereits verstorben, und ich habe keine weiteren Verwandten. Also kannst du deinen Freunden sagen, dass von meiner Seite aus niemand mehr eingeladen werden muss. Ich wohne noch nicht lange genug hier und habe noch keine neuen Freunde gefunden. Und Amarillo ist einfach zu weit weg, als dass meine alten Freunde für eine Babyparty vorbeikommen könnten. Übrigens besitzen zwei von ihnen noch nicht einmal ein Auto.“
Sichtlich pikiert hob Judith die Augenbrauen. „Das passt“, flüsterte sie. Es überraschte sie nicht, dass Justins Ehefrau Freunde hatte, die aus solch niedrigen sozialen Schichten kamen.
„Mutter …“
Als sie den warnenden Unterton in Justins Stimme hörte, musste Judith sich sehr zusammenreißen, um nicht laut loszuschreien. Bis diese … Frau in ihr Leben getreten war, hatte sie in den Augen ihres Sohnes nichts falsch machen können. Und jetzt schien es, als könnte sie ihm nichts mehr recht machen.
„Um Himmels willen, Justin Wade! Hör auf, mich zu behandeln, als wäre ich ein ungezogenes Kind! Ich bin deine Mutter, keine Angestellte, und ich lasse mich nicht so behandeln!“
„Wenn ihr mich bitte entschuldigt? Ich brauche frische Luft“, sagte Marilee und erhob sich, ohne eine Antwort abzuwarten.
Gavin und Justin funkelten
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