Julia Extra Band 0295
ausgeliefert war. Doch er sorgte sich umsonst, denn Marilee zeigte keinerlei Interesse.
„Nein, danke“, erklärte sie. „Ich bin noch immer erschöpft von der Reise, und eigentlich brauche ich auch gar nichts. Es ist also nicht nötig, einkaufen zu gehen.“
Gavin starrte sie an. Er war unfähig zu glauben, was er soben gehört hatte. Dort saß eine Frau, die nicht nur einen Einkaufsbummel abgelehnt hatte, sondern auch noch offen zugab, dass sie nichts brauchte. Etwas in seinem Inneren sagte ihm, dass er seine Meinung über seine Schwiegertochter ganz entschieden neu überdenken musste.
Judiths Blick verfinsterte sich. Es lief nicht so, wie sie es sich gewünscht hatte. „Sind Sie sicher?“, fragte sie.
„Ja, aber trotzdem vielen Dank“, sagte Marilee und atmete tief ein, als in diesem Augenblick Maria mit ihrem Frühstück das Esszimmer betrat und den Teller vor sie auf den Tisch stellte.
„Oh, das sieht ganz wundervoll aus, Maria. Ich danke Ihnen von Herzen!“
„Gern geschehen“, erwiderte Maria und stellte auch Justins Frühstück auf den Tisch.
„Señor Gavin … Señora Judith … darf ich Ihnen Ihr Frühstück zubereiten?“
Angewidert verzog Judith das Gesicht. „Nein, nein, ich nehme mir nur ein Brötchen und noch etwas Kaffee“, erklärte sie.
Doch Gavin blickte mit unverhohlenem Interesse auf Marilees Teller. „Das sieht köstlich aus. Was ist das?“
Marilee schob ihm ihren Teller entgegen. „Das sind Eier auf spanische Art. Möchten Sie probieren?“
Gavin zögerte. Er hatte noch nie in seinem ganzen Leben vom Teller eines anderen genommen. Er sah Marilee an und ergriff dann seine Gabel. „Wenn es Sie wirklich nicht stört?“
Sie lächelte. „Wie sollen Sie wissen, ob Sie die Eier mögen, wenn Sie sie nicht probieren?“
Er nahm einen kleinen Bissen und verdrehte verzückt die Augen.
„Wow. Die sind fantastisch. Maria, machen Sie mir doch bitte auch solche Eier, ja?“
Marilee lächelte verstohlen, als sie ihren Teller wieder zu sich heranzog. Es stimmte. Der Weg zum Herzen eines Mannes – jeden Mannes – führte sehr oft durch seinen Magen. Dann sah sie Justin an und schmunzelte. Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, hätte sie geglaubt, dass er eifersüchtig war.
„Möchtest du auch kosten?“, fragte sie.
Er lächelte. „Du kannst meine Gedanken lesen, habe ich recht?“ Er nahm einen kleinen Bissen und achtete darauf, dass er Marilee nicht zu viel wegaß – denn sie brauchte alle Energie.
„Verdammt, Dad! Du hast recht. Die sind wirklich gut!“ Er beugte sich vor und küsste Marilee auf die Wange. „Danke, dass du mit uns geteilt hast, Liebling. Und jetzt iss schön auf. Du brauchst das viel dringender als wir.“
Judith war empört. Sie versuchte, Gavins Aufmerksamkeit zu erregen, doch es wollte ihr nicht gelingen.
Gavin indes hatte die Zeichen der Zeit erkannt. Er war nicht bereit, die Liebe seines einzigen Kindes aufs Spiel zu setzen, nur weil seine Gattin beleidigt war. Und was die Frau anging, die Justin geheiratet hatte, begann Gavin, sie in einem anderen Licht zu betrachten. Vielleicht – aber nur vielleicht – war sie doch nicht nur hinter Justins Geld her.
Das Frühstück verlief friedlich. Aber die unterschwellige Anspannung bereitete Marilee Kopfschmerzen. Sobald das Essen vorbei war, entschuldigte sie sich. Justin zog sich mit ihr zurück und folgte ihr ins Badezimmer. Als sie sich ein paar Kopfschmerztabletten aus dem Röhrchen nahm, hielt Justin seine Hand ebenfalls auf.
„Gib mir doch auch zwei von den Tabletten, ja? Mein Schädel tut höllisch weh. Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Normalerweise bin ich nie krank.“
Während er die Tabletten herunterschluckte, blickte Marilee ihn an. Sie runzelte die Stirn, als sie über den Morgen nachdachte. Er litt an denselben Symptomen wie sie. Konnte es sein … War es möglich, dass …
„Ich glaube, ich weiß, was dir fehlt“, sagte sie.
Ungläubig blickte Justin sie an. „Was denn?“
„Du leidest am Schwangerschafts-Syndrom.“
Erstaunt runzelte Justin die Stirn. „Schwangerschafts-Syndrom? Und was um Himmels willen soll das sein?“
„Das passiert manchmal … dem werdenden Vater, meine ich. Er durchleidet während der Schwangerschaft dieselben körperlichen Symptome wie seine Frau.“
Justin riss die Augen auf. „Grundgütiger! Wenn das so ist, werde ich die Geburt vermutlich nicht überleben.“
Marilee lachte auf. „Ich glaube nicht, dass es so weit
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