Julia Extra Band 0295
im Dunkeln sitzt. Komm mit mir und Dad hinein. Wir könnten einen Film ansehen und Popcorn essen.“
„Darf ich eine DVD auswählen?“, fragte sie.
Beide Männer stöhnten laut auf, während sie alle gemeinsam ins Haus gingen. Den letzten Film, den Marilee ausgesucht hatte, hatte sie kaum mitbekommen, da sie die ganze Zeit über geweint hatte.
„Ich werde auch keinen traurigen Film aussuchen – versprochen“, sagte sie.
„Solange du nicht weinst, bin ich einverstanden“, entgegnete Justin. „Ich kann es nämlich nicht ertragen, dich so traurig zu sehen.“
6. KAPITEL
Einige Tage vergingen, ohne dass die Babyparty noch einmal erwähnt worden wäre. Marilee war inzwischen fest davon überzeugt, dass Judiths Freunde niemals angeboten hatten, eine solche Party zu organisieren. Sie nahm an, dass Judith sich alles ausgedacht hatte, um einen Streit zu provozieren, die Idee dann aber doch wieder verworfen hatte.
Da sie wegen des Babys zunehmend erschöpft war, Justin sie mit seiner Liebe überschüttete und sie sich zufrieden und glücklich fühlte, war Marilee unvorsichtig geworden.
Und genau darauf hatte Judith gewartet …
Auf der Suche nach Marilee lief Judith durch die Zimmer des Hauses. Ihre Haltung und jeder Schritt drückten Entschlossenheit aus. Der braune Briefumschlag unter ihrem Arm enthielt den Schlüssel zu ihrer Freiheit. Sie war überzeugt davon, dass Marilee sich, sobald sie sie mit den Beweisen konfrontiert hätte, kampflos davonschleichen würde.
„Maria! Haben Sie Justins Frau gesehen?“, rief sie, als sie die Küche betrat.
Maria war sich der Feindseligkeiten zwischen den beiden Frauen durchaus bewusst und war auf Marilees Seite. Doch im Augenblick sah sie keinen Grund, Judith diese Information vorzuenthalten.
„Sie ist draußen am Pool.“
Wortlos drehte Judith sich um und eilte zur Tür, die auf die Terrasse am Pool hinausging. Als sie das Haus verließ, bemerkte sie Marilee, die im Schatten einer alten Mimosen-Akazie in einem Klubsessel saß. Judith kam näher und sah, dass Marilee eine von Gavins Erstausgaben las.
„Wie kannst du es wagen, eines der Bücher meines Mannes auch nur anzufassen?“, stieß sie böse hervor.
Marilee runzelte die Stirn. Sie fühlte sich nicht gut. Und sich in dieser Situation mit dieser Frau anzulegen war das Letzte, was sie wollte.
„Ich fasse es nicht an, ich lese es“, erwiderte sie. „Gavin hat mir die Erlaubnis gegeben, jedes Buch seiner Sammlung lesen zu dürfen – wann immer ich möchte.“ Sie hielt das Buch in die Höhe. „Es ist O. Henry. Du solltest es irgendwann auch mal lesen.“
In Judiths Augen war das der ultimative Verrat. Gavin hatte dieser dahergelaufenen Kuh ein Privileg eingeräumt, das nicht einmal sie genoss. Die Tatsache, dass sie ihn nie darum gebeten hatte, zählte im Augenblick nicht. Es ging ums Prinzip.
„Gut! Wenn du so scharf darauf bist, etwas zu lesen, dann lies das hier!“, rief sie aus und warf den Umschlag auf Marilees Schoß.
„Was ist das?“, fragte Marilee.
„Lies es, und sieh selbst“, fauchte Judith.
Marilee legte ihr geborgtes Buch zur Seite und öffnete den Umschlag. Darin befanden sich einige Papiere. Doch es war die Überschrift auf dem Anschreiben, die ihr sofort ins Auge fiel: Colbert Investigations .
Ungläubig starrte sie Judith an. „Du hast mich überprüfen lassen?“
Judith verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte, ohne ihre Zähne zu zeigen.
„Ja! Und ich will, dass du innerhalb einer Stunde dieses Haus verlässt.“ Um ihre Entschlossenheit noch zu unterstreichen, warf sie ein Flugticket auf den Umschlag.
Marilee schob es beiseite und sah die Papiere durch. Ihre Wut wurde von Sekunde zu Sekunde stärker.
„Verschwinde!“, rief Judith. „Du kannst die Unterlagen auch auf dem Weg zum Flughafen durchlesen. Und wenn das Balg in deinem Bauch auf der Welt ist, verlange ich einen Vaterschaftstest. Damit werde ich ein für alle Mal beweisen, dass du auf gar keinen Fall das Kind meines Sohnes austrägst!“
Mit den Papieren in der Hand erhob Marilee sich schwerfällig aus dem Sessel. Ihr Rücken tat weh. Außerdem war ihr schon die ganze Zeit übel. Der hasserfüllte Ausdruck auf Judiths Gesicht blieb unverändert. Und in dem Augenblick riss Marilee der Geduldsfaden. In dieser kalten, herzlosen Atmosphäre ein Kind zur Welt zu bringen war ausgeschlossen – und sie würde es nicht tun. Judith ahnte es nicht, doch sie war einen Schritt zu weit gegangen.
„Du
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