Julia Extra Band 0295
ich denke, du weißt, was ich damit meine.“
Marilee seufzte. „Ja, ich glaube schon.“ Sanft schob sie den Kater von ihren Beinen, erhob sich und ging zu Justin, um sich auf seinen Schoß zu setzen. „Das war wahrscheinlich die schönste Zeit, die wir zusammen hatten.“
„Nun … vielleicht nicht die schönste, aber mit Sicherheit die sorgloseste.“
„Wenn das Baby da ist, wird es mit der Sorglosigkeit erst einmal vorbei sein“, bemerkte Marilee.
Justin lächelte. „Ich hatte sorglose Zeiten und habe mich oft einsam gefühlt. Ich ziehe dich und ein Haus voller Kinder auf jeden Fall der Einsamkeit vor.“
„Wirklich?“
Er grinste verschmitzt. „Ja, wirklich.“
„Hey, ihr beiden. Kann ich mich zu euch setzen? Oder ist eure Unterhaltung nicht für meine Ohren gedacht?“
Marilee winkte Gavin zu. „Komm zu uns. Du kannst meinen Sessel haben. Ich habe einen schöneren Sitzplatz gefunden.“
Gavin strich Marilee über den Kopf, als er an ihr vorbeiging, um sich zu setzen. Als er Platz genommen hatte, lächelte er Marilee und Justin zu. Er versuchte, sich daran zu erinnern, wann Judith das letzte Mal auf seinem Schoß gesessen hatte – doch es fiel ihm nicht ein. Das sagte viel über ihre fünfunddreißigjährige Ehe aus.
„Ich möchte mich für Judiths Unhöflichkeit entschuldigen“, sagte er sanft.
„Sie muss damit zurechtkommen, nicht ich“, erwiderte Marilee.
Gavin nickte und seufzte leise. „Du bist ein guter Mensch, Marilee. Ich werde es bis ans Ende meiner Tage bereuen, dass ich mich von Judith dazu habe überreden lassen, dir an deinem ersten Abend dieses verletzende Angebot zu machen.“
Marilee überraschte beide Männer damit, dass sie in Lachen ausbrach. „Ich bin erleichtert, dass du mir kein weiteres Angebot in der Richtung unterbreitest hast, denn inzwischen bin ich nicht mehr in der körperlichen Verfassung, dir in den Allerwertesten zu treten.“
Justin schmunzelte, während Gavin ebenfalls laut auflachte.
„Sie macht keine Scherze“, bemerkte Justin. „Du hättest se hen sollen, wie sie mich im Roadrunner Truck Stop fertiggemacht hat.“
Es war das erste Mal, dass Justin überhaupt etwas über seine vergangene Beziehung zu Marilee erzählte, und Gavin war erfreut, dass er ihm endlich genug zu vertrauen schien, um solche Nähe zuzulassen.
„Er hatte es nicht besser verdient“, wandte Marilee ein.
„Das glaube ich gern“, entgegnete Gavin.
„Hey, ihr beiden: Es ist nicht gerade fair, euch gegen mich zu verbünden. Außerdem habe ich mich, glaube ich, ziemlich ausführlich für mein Fehlverhalten entschuldigt und es wiedergutgemacht.“
Marilee lehnte sich in seinen Armen zurück und genoss die Stärke und die Fürsorglichkeit des Mannes, der sie festhielt.
„Ja, das hast du“, erwiderte sie und zuckte unwillkürlich zusammen, als das Baby sich plötzlich bewegte. „Oje. Justin! Hast du das gespürt?“
Doch Justin hatte sie bereits von seinem Schoß geschoben, war aufgesprungen und rannte nun in die Küche.
„Was ist los mit ihm?“, wollte Gavin wissen.
„Armer Justin“, sagte Marilee. „Er leidet unter dem sogenannten Schwangerschafts-Syndrom. Alle Symptome, die ich verspüre, durchlebt er doppelt so stark.“
„Du machst Scherze!“, stieß Gavin hervor.
Langsam schüttelte sie den Kopf. „Ich fürchte nicht.“
Gavin sah sie an. „Er liebt dich wirklich, habe ich recht?“
Sie blickte ihren Schwiegervater an. Doch in der einbrechenden Dunkelheit konnte sie nur schemenhaft die Umrisse seines Gesichtes erkennen. Sie musste ihn aber nicht sehen, um zu wissen, dass diese Enthüllung ihn überraschte.
„Zuerst zweifelte ich an seinen Gefühlen für mich, obwohl er mir immer wieder versicherte, mich zu mögen. Aber inzwischen glaube ich, dass er mich tatsächlich liebt.“
Gavin zögerte kurz, bevor er fragte: „Liebst du ihn …? Ich meine … liebst du ihn wirklich?“
Marilee seufzte. „Manchmal scheint es mir, als hätte ich ihn schon immer geliebt.“
Einen Moment lang schwieg Gavin. Schließlich erhob er sich und berührte sie. Seine Finger umschlossen ihr Handgelenk.
„Marilee … ich habe immer gewusst, dass mein Sohn ein intelligenter Mann ist. Aber das Klügste, was er je getan hat, war es, dich zu heiraten und nach Hause zu bringen.“
Bevor sie darauf etwas erwidern konnte, hörte sie eine Tür schlagen und wusste, dass Justin auf dem Weg zurück auf die Terrasse war.
„Liebling, ich will nicht, dass du hier draußen
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