Julia Extra Band 0295
geht.“
„Gott sei Dank“, murmelte er und lächelte verschmitzt. „Obwohl, wenn ich könnte … ich würde dir den Schmerz gern abnehmen.“
„Oh, ja, genau“, erwiderte sie und knuffte ihm liebevoll in die Seite.
Ohne nachzudenken hatte er seine Arme um sie geschlungen und küsste sie. Zuerst war der Kuss neckend. Doch in dem Moment, als sie sich umarmten, wurde aus dem Spiel Ernst. Und es wurde ein Kuss voller Verlangen, voller Verzweiflung, voller tief empfundener, beständiger Liebe.
„Oh, mein Schatz“, flüsterte Justin, als er sich schließlich von ihr löste. „Vergib mir, dass ich mein Versprechen breche, aber das wollte ich schon seit Tagen tun.“
Marilee seufzte. Es war unvermeidlich gewesen. Möglicherweise liebte er sie nicht, aber sie wusste, dass sie ihm nicht egal war. Und wenn sie ihm diese Zeichen der Zuneigung verwehrte, tat ihr selbst das mehr weh als ihm.
„Es gibt nichts zu vergeben“, erwiderte sie und legte ihre Hand an seine Wange. „Vielleicht war es falsch, von dir zu verlangen, auf Abstand zu bleiben. Immerhin sind wir verheiratet.“ Sie schluckte. „Was dich betrifft, habe ich offenbar keinen Stolz.“
Justin schüttelte den Kopf. Liebevoll schlang er die Arme um sie, hielt sie fest und spürte ihren leicht gewölbten Bauch zwischen ihnen. Marilee war seine Frau, und sie erwartete ein Kind von ihm. Er war derjenige, der sie gedemütigt hatte.
„Stolz kann die Herzen nicht erwärmen, Liebling. Doch wenn du mich lässt, wird meine Liebe es tun.“
Marilee erstarrte. Er hatte das Wort mit L gesagt. Sie sah auf, ohne sich darüber im Klaren zu sein, dass ihre Gefühle für ihn sich auf ihrem Gesicht widerspiegelten.
Justin erkannte sie und lächelte.
„Wirst du zulassen, dass ich dich liebe? Oder muss ich immer noch Buße tun?“
„Meinst du …“
„Ja, genau. Du solltest mittlerweile wissen, dass ich der ‚Ganz oder gar nicht‘-Typ bin. Ich mochte dich, auch wenn ich es nicht zugeben wollte. Seit jenem Schneesturm habe ich jeden Tag an dich gedacht. Aber ich war zu stolz, um mir selbst einzugestehen, dass ich dich gernhatte. Mir war nicht bewusst, wie viel du mir bedeutest – bis ich dich und das Kind beinahe verloren hätte.“
Tränen liefen Marilee über die Wangen.
„Liebling, weine nicht“, flehte Justin leise und zog Marilee in seine Arme.
„Ich kann nicht anders“, erwiderte sie und schlang ihre Arme um Justins Taille.
Er küsste sie auf den Scheitel und hielt sie fest. „Wenn du dich dann besser fühlst, lass den Tränen ruhig freien Lauf. Bist du noch immer böse auf mich?“
„Vielleicht“, schluchzte sie.
Ihm wurde das Herz schwer. „Was kann ich tun? Ich würde alles tun, um zu beweisen, dass ich es wirklich ernst meine.“
Sie hob den Kopf, und Tränen glitzerten in ihren Augen. „Ich denke, wir könnten uns lieben.“ Behutsam strich sie mit der Hand über ihren Bauch. „Wenn dich das hier nicht zu sehr abschreckt.“
Er erstarrte. „Du schreckst mich nicht ab, und das weißt du auch. Oder du solltest es zumindest wissen – so eng wie wir beieinander schlafen.“
Sie lächelte leicht.
Ihm kam ein Gedanke. Er kniff ein wenig die Augen zusammen und legte den Kopf schief. „Marilee, hast du mich etwa hingehalten?“
Ihre Lippen zuckten. „Ein bisschen.“
„Du wusstest, dass ich mich in dich verliebt habe, stimmt’s?“
„Ich habe gehofft, dass du dich gestern Nacht nicht nur wegen des Babys so eng an mich gekuschelt hast.“
„Der Herr sei mir gnädig“, stöhnte er und nahm sie in die Arme. „Und wie stellen wir es an, ohne dir wehzutun?“
Trotz ihrer Tränen lächelte sie. „Mach dir keine Sorgen. Wir finden schon einen Weg.“
Mehr als zwei Monate waren seit Justins und Marilees Hochzeit vergangen. Tag für Tag wurde ihre Verbindung stärker, wuchs ihre Liebe – sehr zum Missfallen von Justins Mutter.
Nach außen hin war Judith freundlich und lächelte, aber innerlich kochte sie vor Wut. Diese Frau, die ihr Sohn geheiratet hatte, war in ihr Zuhause eingedrungen. Sie hatte die Herzen der Männer in ihrem Leben gewonnen. Und mit einer unglaublichen Leichtigkeit, die Judiths Wut nur noch mehr anstachelte, lebte diese Frau sich ein. Sogar die Angestellten liebten sie. Es schien, als könnte Marilee einfach nichts verkehrt machen.
In den vergangenen zwei Monaten hatte Judith ihren ganz persönlichen kleinen Feldzug geführt, um ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Sie war fest davon überzeugt, dass
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