Julia Extra Band 0295
praktischen Erfahrungen gesammelt habe.“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Vielen Dank. Ich möchte für niemanden der Sozialfall sein.“
Dan hob eine Braue und verzog das Gesicht zu einem breiten Lächeln. „Und ich bin kein Sozialarbeiter. Aber ich brauche wirklich dringend eine persönliche Assistentin. Jemanden, der zwischen meiner einzigartigen Sekretärin Lucille und meinen superempfindlichen Klienten vermittelt. Wenn ich nicht annehmen würde, dass du für meine Agentur ein Gewinn bist, hätte ich den Vorschlag nicht gemacht.“
„Ja, aber …“
„Kein Aber. Du bist eine tolle Frau, Brooke. Du bist intelligent, attraktiv, hast viel zu bieten. Ich kann mir dich als zukünftige Mitarbeiterin hier gut vorstellen.“
Er hielt sie für attraktiv! Dabei hatte Brooke während der letzten acht Jahre angenommen, dass er sie nicht besonders gut leiden konnte, dass er sie nur Cal zuliebe tolerierte. Das Kompliment überraschte sie wirklich.
Trotzdem – nach Cals Tod und dem ganzen Chaos war es zu früh für endgültige Entscheidungen. „Ein sehr großzügiges Angebot, Dan. Ich denke darüber nach. Aber zuerst muss ich die Bedürfnisse der Kinder regeln.“
Dan nickte. „Habt ihr für die erste Zeit eine Unterkunft? Würde euch deine Schwester aufnehmen?“
Verdammt. Simone kümmerte sich heute an ihrem Arbeitsplatz um Lily. Spätestens wenn Brooke ihre Tochter am Nachmittag abholte, müsste sie die ganze unangenehme Geschichte noch einmal mit ihrer Schwester durchkauen.
„Kommt nicht infrage! Simone wohnt in einem Zweizimmerapartment ohne Garten zusammen mit einem arbeitslosen Hippie, der wie ein Schlot raucht. Selbst wenn sie Platz für uns hätte – eine solche Atmosphäre wäre nichts für meine Kinder.“
Schweigend sah Dan sie an. Sein eindringlicher Blick ließ sie erröten, und betont fröhlich fügte sie hinzu: „Da du heute in Geberlaune bist, darfst du Beau, Lily und mir gern gestatten, auf der Couch an der Rezeption zu übernachten.“
„Problem gelöst.“
Als er lächelte, schlug Brookes Herz einen Takt schneller. Natürlich wusste sie, dass dieses Lächeln nichts zu bedeuten hatte. Aber es ließ sich nicht leugnen, dass Dan ein hinreißender Mann war.
Dabei war er nicht nur weltgewandt, gebildet und hatte Sinn für Humor. Er war außerdem groß gewachsen und fit, verströmte geradezu Kraft und Energie. Und als erklärter Single liefen ihm die Frauen scharenweise nach.
Was für ein Mund. Groß und sinnlich … Wenn er einmal lächelte, sah Dan einfach umwerfend aus.
Nur schade, dass er mit seinem gesamten Wesen so wenig Wärme ausstrahlte, dass der Begriff „cool“ eine völlig neue Bedeutung erhielt. Brooke hatte das schon immer irgendwie traurig gefunden. Vielleicht lag es daran, dass er einfach zu intelligent war. Zu gut aussah. Oder zu stolz wirkte.
Brooke räusperte sich. Sie hatte gehört, was er zu sagen hatte. Sicherlich lösten sich ihre Probleme nicht in Luft auf, wenn sie noch länger herumsaß und mit diesem Mann Freundlichkeiten austauschte. Zeit, sich zu verabschieden.
„Die Couch ist allerdings ein Problem“, nahm Dan den Faden noch einmal auf. „Sie ist ziemlich schäbig. Und Lucille lässt darauf immer ihr Bonbonpapier liegen.“
„Ich mag sie“, sagte Brooke. „Sie hat Temperament.“
„Das nicht selten mit ihr durchgeht“, stellte Dan klar. „Aber sie kann tippen wie der Teufel, und mein Computer war noch nie übersichtlicher organisiert. Wenn ich sie nur von meinen Klienten fernhalten könnte, dann wäre mein Leben perfekt.“
Dan schien zu meinen, was er sagte. Aber Brooke hörte die gewisse Weichheit in seinem Tonfall. Sie wäre froh, wenn jemand so über sie sprechen würde. Beinahe war sie eifersüchtig auf Lucille.
„Also keine Couch für uns?“, fragte sie.
Langsam schüttelte er den Kopf, ließ Brooke dabei nicht aus den Augen. „Ich bin nämlich sicher, es wäre viel gemütlicher, wenn ihr in meinem Haus wohnt.“
„Wir sollen in deinem Haus wohnen?“
Dan streckte ihr beide Hände entgegen. Offensichtlich hatte sie ausgesehen, als wollte sie gleich wieder ohnmächtig werden. Doch er durfte sie jetzt nicht berühren – sie war noch zu empfindlich, so seltsam atemlos …
„Die ganze Geschichte kommt an die Öffentlichkeit, Brooke. Die Medien werden sich wie ein Rudel Wölfe darauf stürzen. Und nachdem dein Leben nicht mehr so rosig aussieht, werden sie umso gieriger hinter dir her sein. Du brauchst einen Ort, an dem du sicher
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