Julia Extra Band 0297
Begeisterung geglänzt, als der Koch ihr zeigte, wie man frische Pasta machte und wie man Butter bräunte, ohne dass sie verbrannte.
Gelegentlich blickte sie kurz zu Paolo, als wolle sie sich vergewissern, dass er nichts an ihr auszusetzen habe.
Ganz im Gegenteil! Es begeisterte ihn, wie sie geduldig und freudig zugleich eine neue Fähigkeit lernte.
Seit Jahren hatte er genau gewusst, was Isabelle de Luceran war: eine verwöhnte, eitle, ruhm- und geldgierige Prinzessin.
Jetzt wusste er nicht mehr, was er glauben sollte.
Sie knetete eifrig den Teig, einen großen Mehlfleck auf einer Wange. Als Paolo sie darauf aufmerksam machte, lachte sie nur. Besser gesagt, sie kicherte! Gar nicht wie eine Prinzessin, sondern wie ein fröhliches Schulmädchen.
Dann wollte sie den Fleck wegwischen, verteilte das Mehl aber nur noch mehr übers Gesicht. Schließlich wischte Paolo ihr sanft die Wangen sauber. Sie blickte zu ihm hoch, und das Lachen verging ihr.
Beinah hätte er vergessen, dass sie in der Küche einer Trattoria standen, alles andere als allein. Beinah hätte er Isabelle geküsst … und am liebsten hätte er sie gleich dort auf dem Küchentisch geliebt.
Es war ihm sehr schwer gefallen, sich zu beherrschen.
Nachdenklich blickte er sie an, wie sie sich im Schlaf vertrauensvoll an ihn schmiegte.
Hatte Isabelle die Wahrheit gesagt, als sie behauptete, sie hätte ihn damals geliebt?
Seltsam zu denken, wie anders alles hätte kommen können, wenn er nicht zu seiner Nachbarin gegangen wäre, um sich Whisky zu borgen! Er hatte seinen Kummer in Alkohol ertränken wollen, um nicht gleich vor lauter Verzweiflung in den Fluss zu springen …
Die junge Frau … wie hieß sie doch gleich? Terry? Tara? Tanja? Egal! Jedenfalls trug sie nur einen BH und Shorts, schließlich war es sehr heiß, und sie gab ihm bereitwillig eine Flasche Whisky, mit der er sofort in sein Apartment zurückging.
Nachdem er einige Gläser getrunken hatte, klopfte es an der Tür. Schon leicht schwankend ging er hin und öffnete. Draußen stand … Terry? Tanja? Tara?
„Kann ich dein Bett borgen?“, fragte sie unverfroren. „Meins ist gerade zusammengekracht.“
Er hatte sie nicht gewollt. Nicht wirklich. Aber er hatte sie auch nicht abgewiesen. Es war ihm einfach egal gewesen. Mit ihr zu schlafen war so ähnlich, wie ihren billigen Whisky zu trinken. Ein kurzer Rausch, dann Vergessen – und am nächsten Morgen ein schrecklicher Katzenjammer.
Wenn ich mich beherrscht hätte, wären meine Träume vielleicht wahr geworden und ich hätte Isabelle geheiratet, dachte Paolo nun.
Aber ohne sie war er besser dran gewesen, sagte er sich sofort darauf. Er hatte feste Bindungen immer erfolgreich gemieden. Liebe? Das war nichts für ihn. Liebe machte einen Mann schwach und verwundbar.
Er hatte alles, was er sich nur wünschen konnte. Ein Vermögen. Einfluss. Angestellte, die taten, was er ihnen sagte. Und den Triumph, der schnellste und beste Motorradfahrer der Welt zu sein.
Nur eins fehlte ihm: ein richtiges Zuhause.
Wenn er jetzt Isabelle heiratete, würde sich das ändern.
Sanft streichelte er ihr die Wangen. Sie war anders als jede Frau, die er gekannt hatte. Sie besaß Stolz, Würde und echten Anstand. Kurz gesagt, sie war wirklich vornehm im besten Sinn des Wortes und würde ihm und seinen zukünftigen Kindern in den Augen der Welt Ansehen verschaffen.
Er schätzte Isabelles Qualitäten sehr hoch ein. Auch wenn sie glaubte, er würde sie verachten.
Ohne Frage würde sie die perfekte Ehefrau sein … die perfekte Geliebte … und eine perfekte Mutter.
Und wenn sie so weitermachte wie in der Küche der Trattoria, würde sie womöglich sogar noch eine perfekte Köchin!
Paolo lächelte vor sich hin, dann blickte er wieder ernst.
Sosehr er Isabelle auch schätzte und mochte, sosehr er sie zur Frau wollte, eins würde er auf keinen Fall tun: sich nochmals in sie verlieben.
Auf dem Rückweg vom Flughafen zur Villa San Cerini fragte Isabelle sich, warum Paolo die Kochlektion für sie arrangiert hatte. Es war ja nicht so, dass sie ihm in Zukunft das Essen machen würde.
Eine Nach lang wäre sie seine Geliebte, als Lohn für Alexanders Rettung. Dann würde sie Magnus heiraten, und es wäre mit dem Spaß für immer vorbei.
Beim Kochen vorhin hatte sie echten Spaß gehabt. Nein, Vergnügen traf es besser. Oder sogar Freude?
So muss es sich anfühlen, wenn man eine ganz normale Frau ist, die von ihrem Mann geliebt wird und die mit viel Liebe für
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