Julia Extra Band 0297
sie sich an ihn, während sie in die Stadt fuhren. Sie spürte seine harten Rückenmuskeln an ihren Brüsten und seinen flachen Bauch unter den Händen. Der Wind zerzauste sein kurzes schwarzes Haar, denn er trug keinen Helm.
Wozu auch? Nichts und niemand würde es wagen, Paolo Caretti zu verletzen. Selbst ein Inferno könnte ihm nichts anhaben. Weil er keine Angst kannte.
Wütend über sich selbst, schüttelte Isabelle leicht den Kopf. Was war denn nur mit ihr los? Zuerst hatte sie die Haushälterin beneidet und jetzt Paolo. Dabei gab es in ihrem eigenen Leben genug, für das sie dankbar sein konnte.
Zum Beispiel war Alexander in Sicherheit. Das genügte doch fürs Erste, oder?
Aber es half ihr nicht über die Einsamkeit hinweg, zu der sie seit Jahren verurteilt war. Seit der Zeit im College traute sie sich nicht mehr, Freundschaften zu unterhalten. Zu groß war die Gefahr, es könne eine falsche Freundin darunter sein, die Isabelles Geheimnisse „exklusiv“ an die Regenbogenpresse verkaufte.
Ihre einzigen Vertrauten waren Maxim und Karin gewesen … und die beiden waren tot. Verunglückt vor Mallorca, wo sie ihre zweiten Flitterwochen verbringen wollten, um ihre Ehe neu zu beleben.
Isabelle blinzelte, um die aufsteigenden Tränen zurückzudrängen. Sie vermisste ihren Bruder und ihre Schwägerin schrecklich.
Ihr Leben ohne die beiden kam ihr öder denn je vor. Schon immer hatte es hauptsächlich aus repräsentativen Pflichten bestanden. Zum Vergnügen hatte sie den Palast nur selten verlassen, und sie hatte natürlich immer allein geschlafen. Abgesehen von Magnus – mit dem es bisher nur zu äußerst schicklichen Küssen gekommen war – hatte sie keinem Mann erlaubt, sie zu berühren.
In der Öffentlichkeit gab sie sich immer so zurückhaltend und kühl, dass man ihr den Spitznamen „die Eisprinzessin“ gegeben hatte. Was sie durchaus treffend fand. Seit zehn Jahren war ihre Gefühlswelt so eisig wie die Antarktis.
Doch plötzlich sehnte Isabelle sich danach, endlich wieder etwas zu spüren. Mutig zu sein. Frei zu sein.
Ohne Rücksicht auf die Folgen …
Auf der Piazza Navona hielt Paolo vor einer Trattoria. Er parkte das Motorrad geschickt zwischen zwei Autos und half Isabelle beim Absteigen.
„Was machen wir hier?“, fragte sie, von der rasanten Fahrt noch wie berauscht.
„Was andere Leute normalerweise auch in Restaurants tun: essen“, antwortete er spöttisch.
Ihm fiel anscheinend nicht auf, dass einige Passanten langsamer wurden und sie anstarrten.
„Aber wir können das nicht“, widersprach sie und setzte ihr spezielles Lächeln für die Öffentlichkeit auf. „Die Klatschreporter werden jeden Moment hier auftauchen. Man hat uns erkannt, Paolo.“
„In dieser Trattoria gibt es die besten Fettuccine alla Romana der Welt. Ich möchte, dass du sie probierst“, erklärte Paolo gelassen.
„Aber dann weiß demnächst die ganze Welt …“
„Dass du Nudeln isst?“, unterbrach er sie sarkastisch. „Na und? Oder stört es dich, wenn jeder weiß, dass du in Gesellschaft eines Manns wie mir zu Mittag isst?“
Beim Gedanken, wie ein ganz normaler Mensch in ein ganz normales Restaurant zu gehen und dort ganz normal zu Mittag zu essen, wurde ihr beinah schwindlig.
„Es geht nur um fettuccine, Isabelle.“ Paolo hielt ihr die Hand hin.
Der Blick seiner dunklen Augen hypnotisierte Isabelle. Er versprach ihr all das, worauf sie seit zehn Jahren verzichtet hatte.
Sinnlichkeit. Risiko. Freiheit.
In diesem Moment klingelte ihr Handy. Sie zog es aus der Tasche und sah, dass ihre Mutter sie sprechen wollte.
Der Gedanke, was die Fürstin sagen würde, wenn sie wüsste, mit wem ihre Tochter zu essen beabsichtigte, weckte in Isabelle lang vergessene, rebellische Gefühle.
Ohne den Anruf anzunehmen, schaltete sie das Handy aus und steckte es wieder in die Tasche. Dann reichte sie Paolo die Hand.
„Danke, meine Liebe.“ Er lächelte strahlend. Und anerkennend.
Es ist gar nicht so schwer, mutig zu sein, dachte Isabelle, während sie an seiner Seite das Restaurant betrat. Jedenfalls nicht mit Paolo als Begleiter …
Das Restaurant war klein und behaglich, die Einrichtung stammte offensichtlich noch original aus den 50er-Jahren.
„Wir nehmen die Fettuccine alla Romana“, teilte Paolo dem Kellner mit, ohne in die Speisekarte geschaut zu haben.
„Moment!“ Isabelle las hastig die Karte auf der Suche nach etwas Gesünderem. Sich von Paolo zu Sex nötigen zu lassen war eine Sache. Sich zu
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