Julia Extra Band 0297
das zu schützen, was mir gehört.“
Sein begehrlicher Blick schien ihr beinah die Haut zu versengen und weckte auch ihr Verlangen. Sie wehrte sich dagegen, indem sie ihren Zorn schürte, den sie zehn Jahre lang hatte eindämmen müssen.
„Du glaubst aber nicht daran, zu behalten, was dir gehört. Stimmt’s, Paolo? Du willst mich doch nur, weil du weißt, dass du mich nicht auf Dauer haben kannst. In wenigen Stunden verlasse ich dich wieder. Und so magst du es, oder? Kurz, nett und simpel.“
„Was meinst du damit?“, fragte er kühl.
„Du magst die Jagd, die Verfolgung, aber sobald dir etwas gehört, verlierst du das Interesse daran“, erklärte sie, und ihr Herz klopfte wie wild. „Als wir letztes Mal zusammen fettu ccine gegessen haben, da …“
„Ich will nicht darüber reden“, unterbrach Paolo sie schroff.
„Da hast du mich anschließend gebeten, dich zu heiraten“, vollendete sie den Satz. Tränen brannten ihr in den Augen, aber sie ließ sie sich nicht anmerken. „Du hast geschworen, du würdest mich lieben. Du hast mich angefleht, mit dir durchzubrennen.“
„Und du hast mir den Ring ins Gesicht geworfen“, erinnerte er sie eisig. „Lass uns nicht über die Vergangenheit sprechen. Sie langweilt mich.“
„Du hast behauptet, du würdest mich für immer und ewig lieben, aber innerhalb von ein paar Stunden hast du mich mit dem blonden Flittchen von nebenan betrogen“, warf sie ihm vor.
„Woher weißt du das?“
„Ich habe euch gesehen. Ganz früh am nächsten Morgen. Ihr habt euch geküsst.“
„Du bist also zu meinem Apartment zurückgekommen.“ Paolo betrachtete sie mit zusammengekniffenen Augen. „Wozu? Wolltest du noch ein bisschen mehr Unterschichtluft schnuppern?“
Sich an die bösen Worte zu erinnern, die ihre Mutter ihr empfohlen hatte, tat Isabelle weh. Worte, die ihn für immer vertreiben sollten – was bis vor Kurzem auch funktioniert hatte.
„Zum Teufel mit dir, Paolo! Ich habe dich geliebt, und du warst mir nicht einmal eine Nacht lang treu!“
„Du hast mir keinen Grund dazu gegeben“, konterte er.
Weil der Kellner kam und die Nudeln servierte, verkniff sie sich eine böse Bemerkung. Nachdem er die Gläser neu gefüllt hatte, zog er sich diskret zurück.
Paolo aß eine Gabel Nudeln, scheinbar völlig ungerührt von der Diskussion, während Isabelle Mühe hatte, nicht in Tränen auszubrechen.
Warum war ich so dumm, die Vergangenheit ins Spiel zu bringen, fragte sie sich und kostete von der Pasta, die tatsächlich herrlich schmeckte.
Trotz ihres Kummers konnte sie also genießen. Und einen Mann verachten und ihn gleichzeitig heiß begehren.
„Schmeckt’s?“, fragte der betreffende Mann kurz darauf.
„Himmlisch!“, antwortete Isabelle ehrlich und stellte erstaunt fest, dass ihr Teller bereits leer war. Es war aber auch das Beste, was sie seit Langem bekommen hatte. „Ich wünschte, ich könnte so kochen“, fügte sie beinah wehmütig hinzu.
„Das lässt sich arrangieren“, meinte Paolo. „Armando, der Besitzer des Lokals und ein begnadeter Koch, ist mein Freund.“
„Schön, aber ich habe beim Kochen zwei linke Hände, wie du weißt. Warum möchtest du, dass ich es noch mal probiere?“
„Weil du mir verraten hast, dass Kochen eins deiner größten Vergnügen ist. Und ich habe versprochen, all deine Gelüste zu befriedigen. Wenn es dich also nach einer Lektion im Nudelkochen gelüstet …“ Er stand auf und reichte ihr die Hand. „Die Küche ist dort hinten.“
Paolo blickte durch das kleine runde Fenster in den blauen Nachmittagshimmel, während sie die italienische Küste entlang nach Norden flogen.
Zum Teufel mit dir, ich habe dich geliebt, und du warst mir nicht einmal eine Nacht lang treu.
Diese Worte – und vor allem Isabelles bekümmerter Ausdruck dabei – gingen ihm nicht aus dem Kopf. Hatte sie ihn tatsächlich geliebt? Hatte er ihr mehr bedeutet als nur die Befriedigung ihrer Eitelkeit?
Nein, sie hatte selbst gesagt, sie habe nur wissen wollen, wie die Proleten lebten. Und sie hatte ihm den Ring verächtlich ins Gesicht geworfen.
Trotzdem …
Er betrachtete Isabelle eingehend. Sie schlief im Sitz neben ihm, ihr Kopf ruhte an seiner Schulter.
Sanft legte Paolo ihr den Arm um die Schultern. Isabelle seufzte zufrieden wie ein Baby und kuschelte sich enger an ihn. Sie sah ganz entspannt aus.
Und so wunderschön.
In Armandos Küche hatte er sie ebenfalls hingerissen beobachtet. Ihre Augen hatten vor Aufregung und
Weitere Kostenlose Bücher