Julia Extra Band 0297
Boden unter den Füßen weg. Wie sehr hatte sie sich nach seiner Nähe und seiner Wärme gesehnt?
„Wir werden einen Weg finden“, raunte er, und Maggie ließ sich innerlich von seiner Stärke und Entschlossenheit stützen. Irgendwie hatte Khalid die Fähigkeit, bei ihr Schwächen aufzudecken, von deren Existenz sie nichts geahnt hatte. Es war ein Gefühl, als wäre sie nicht vollständig ohne ihn.
Khalid konnte ihr auf eine Art gefährlich werden, die sie gerade erst zu begreifen begann. Sie musste ihm widerstehen und rational über ihre Situation nachdenken. Zu viel stand auf dem Spiel: nicht nur ihre eigene Würde, sondern auch ein unschuldiges neues Leben.
Sie entzog sich ihm, und Khalid ließ beide Hände sinken. Sofort vermisste sie seine Wärme auf ihrer Haut.
„So einfach ist das aber nicht“, argumentierte sie.
„Vielleicht erklärst du mir erst mal, warum es dir nicht passt, dass ich Verantwortung für mein Kind übernehmen will?“, verlangte er und verschränkte die Arme vor der Brust.
Maggie wandte sich ab. Sie durfte ihn nicht ständig hingerissen anstarren, das brachte keinen von ihnen weiter.
„Ist es, weil ich nicht aus deiner Heimat stamme? Weil ich ein Fremder für dich bin?“
„Nein, damit hat das gar nichts zu tun“, versicherte sie ihm schnell. Wie sollte sie ihm klarmachen, dass sie in komplett verschiedenen Welten lebten, ohne dass es anbiedernd klang? „Na, du lebst hier, und ich lebe in Australien.“
„Nicht unbedingt.“
„Bitte?“
„Wir müssen nicht getrennt leben. Um unseres Kindes willen wäre es eine vernünftige Entscheidung, hier zusammen zu sein.“
„Zusammen?“, wiederholte sie in einer viel zu hohen Tonlage. Ihr Puls beschleunigte sich, als sie sich vorstellte, was dieses Wort alles beinhalten konnte. „Das geht nicht. Ich muss wieder nach Hause.“
„Vielleicht kann ich dich zum Bleiben überreden.“ Er zog vielsagend eine Augenbraue hoch. „Es wäre das Beste für das Baby.“
Erschrocken stellte sie fest, wie Khalid mit der kleinsten Geste ein erotisierendes Feuer in ihr entzünden konnte, dem sie hilflos erlegen war. Und genau diese Hilflosigkeit machte sie wütend.
„Du glaubst zu wissen, was das Beste für dieses Baby ist? Bist du plötzlich Experte, oder wie soll ich das verstehen?“
Es fiel Khalid sichtbar schwer, sein Temperament zu zügeln. „Ich halte mich ganz bestimmt nicht für einen Experten, Maggie.“ Seine Stimme klang leise und ruhig. „Ich finde nur, unser Kind hat es verdient, von beiden Eltern gleichermaßen geliebt zu werden.“
Diese Bemerkung traf sie trotz ihrer Ängste buchstäblich mitten in die Seele. Was wusste sie schon über elterliche Liebe? Davon hatte sie selbst herzlich wenig erfahren.
Hatte das etwa zur Folge, dass sie eine schlechte Mutter sein würde? Aber ein so instinktloses Verhalten war doch sicherlich nicht vererbbar? Bestimmt würde Maggie nach all ihrer schlechten Erfahrung erst recht keine Mühe und Anstrengung scheuen, als Mutter über sich hinauszuwachsen.
„Maggie, was ist denn los?“
Besorgt betrachtete Khalid ihren verstörten Gesichtsausdruck. Plötzlich war ihr der Raum um sie herum viel zu klein. Sie war es gewohnt, den Großteil ihrer Zeit unter freiem Himmel zu verbringen.
„Das können wir später alles besprechen“, verkündete sie abrupt. „Ich muss zurück zu den Ställen.“ Mit diesen Worten versuchte sie, sich an Khalid vorbeizudrängen, doch der rührte sich keinen Millimeter. Seiner Miene nach zu urteilen, war er mit ihrem Plan ganz und gar nicht einverstanden.
„Sieh mal“, begann sie etwas defensiver. „Es gibt bestimmt eine Menge zu regeln. Ich will dir ja auch nicht ausweichen. Aber können wir das nicht später in privater Atmosphäre machen? Außerdem bin ich lange genug weg gewesen. Mein Boss wird mächtig sauer, wenn ich nicht bald in den Stall zurückkomme. Du kennst den Stallmeister nicht. Er ist …“
„Niemand, um den du dir Gedanken machen müsstest“, vollendete er und griff lächelnd nach ihrem Arm, um sie aus dem Zimmer zu führen. „Wie ich feststelle, sind dir die letzten Neuigkeiten entgangen. Du hast keine Ahnung, wer ich bin, oder?“
„Dein Name ist Khalid, und du bist ein Gesandter des Scheichs“, antwortete sie verwundert.
„Das war ich“, korrigierte er. „Mein Status hat sich geändert. Vor vier Wochen wurde ich der Scheich von Shajehar. Du bist Ehrengast in meinem Palast, in meinem Land.“
Schweigend saß Maggie in dem
Weitere Kostenlose Bücher