Julia Extra Band 0297
die Rohheit ihres Vaters im Keim erstickt worden. Denn er hatte sie immer wie den Sohn behandelt, den er sich insgeheim gewünscht hatte. Als Mädchen hatte sie sich nur beweisen können, indem sie sich in einer Männerdomäne behauptete.
Khalids Beteuerungen, wie sexy und anziehend sie sei, waren Balsam für Maggies geschundene Seele. Die Art, wie er sie ansah, wie er sie wieder und wieder sinnlich beglückte, überzeugten sie allmählich davon, welche Wirkung sie auf ihn ausüben konnte.
Für die Sicherheit ihres Kindes hatte sie sich auf eine arrangierte Ehe eingelassen. Auf keinen Fall hatte sie dabei erwartet, eine Nacht wie die letzte erleben zu dürfen.
Es war schlicht ein Wunder, dass Khalid sie so begehrenswert fand. Obendrein hatte er sich die Zeit genommen, ihre Ängste zu zerstreuen und ihr zu versichern, wie schön sie in seinen Augen war. Maggie fühlte sich wie eine Prinzessin.
Begierde, Respekt und Zärtlichkeit. Könnte sich eines Tages vielleicht auch mehr zwischen ihnen entwickeln? Automatisch verwarf sie diesen Gedanken wieder.
Ich will hier in meinem neuen Leben glücklich werden, nahm sie sich fest vor. Und dabei nicht nach den Sternen greifen!
„Eine Überraschung? Für mich?“ Maggie sah direkt in Khalids dunkle Augen und hoffte inständig, er könne ihre Gedanken nicht lesen. Sonst wüsste er, wie sehr die letzte Nacht Maggies Empfindungen für ihn verstärkt hatte.
Sie fühlte sich schutzlos ausgeliefert, nachdem sie ihrem Ehemann nicht nur ihren Körper, sondern ihre ganze Seele geschenkt hatte. Nie zuvor hatte sie jemandem tief genug vertraut, um so weit zu gehen.
„Ja, eine Überraschung. Komm mit!“ Eilig schob er sie aus dem Pavillon und führte sie über die großen Rasenflächen des Palasts.
Sie umrundeten einen kleinen Innenhof, der nach süßen Blumen duftete, und schritten dann durch einen von Zuchtrosen umrankten Torbogen. Jetzt lag der Geruch von Pferden und Heu in der Luft, dabei war Maggie davon ausgegangen, dass Khalid sie während ihrer Schwangerschaft bewusst von Ställen fernhalten wollte.
„Hier entlang.“ Er zeigte auf ein Gebäude, das sie bisher nie betreten hatte. Es war kleiner, aber nicht weniger luxuriös als die Stallungen, in denen sie für gewöhnlich arbeitete.
Khalid nickte einem Arbeiter zu und ging dann voran zu einer geräumigen Pferdebox. Maggie sah in ein paar große schwarze Augen, die sie ruhig anblickten. Die Araberstute war umwerfend, aufmerksam und grazil. Sie schnaubte in Maggies ausgestreckte Hand und kam einen Schritt näher. Fasziniert streichelte Maggie das seidige cremefarbene Fell.
„Sie ist bezaubernd“, murmelte Maggie und trat ein Stück zurück, um das Tier besser begutachten zu können. „Darf ich mal hineingehen?“
„Selbstverständlich.“
„Ist sie hier gezüchtet worden?“, erkundigte sie sich beeindruckt. „Wirklich eine außerordentliche Schönheit.“
„Nein, sie kommt aus den Bergen“, antwortete Khalid. „Man hat sie erst vor ein paar Tage hierhergebracht.“
„Du musst sehr stolz auf sie sein.“
„Dann gefällt sie dir also?“
„Wie könnte sie mir nicht gefallen?“ Die Stute war ein Traum, und wenn man nach der ungewöhnlich vertraulichen Begrüßung gehen durfte, besaß sie obendrein ein außerordentlich freundliches Wesen. Zu gern hätte Maggie sie einmal geritten.
„Du hast wahrlich ein Händchen für Pferde“, bemerkte sie.
„Freut mich, das zu hören.“ Sein Tonfall wurde weich. „Sie gehört dir.“
„Wie bitte?“ Mit einem Ruck fuhr sie herum und starrte Khalid überrascht an. Ihre Augen blitzten auf, und auch in seinem Blick erkannte sie das Feuer, das ihr von der letzten Nacht noch lebhaft in Erinnerung war.
„Afraa gehört dir. Sie ist mein Hochzeitsgeschenk für dich.“
„Mein Hochzeitsgeschenk?“ Sie traute ihren Ohren kaum. Er schenkte ihr dieses perfekte Tier? Das konnte nicht wahr sein.
Doch Khalid nickte nur. „Das habe ich doch gesagt.“
Noch nie in ihrem ganzen Leben hatte Maggie etwas so Kostbares besessen – ein so außergewöhnliches Geschenk bekommen. Sie wollte etwas sagen, brachte jedoch keinen einzigen Ton heraus. Es gab keine Worte für das, was sie empfand.
Die Stute stupste sie leicht mit dem weichen Maul an, und überwältigt von Khalids großzügiger Geste, taumelte Maggie einen Schritt zurück.
Er zog die Stirn kraus. „Maggie? Was ist los mit dir?“, fragte er besorgt.
Doch sie biss sich nur fest auf die Lippen und schüttelte den
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